Urlaub in Coronistan. Fototour im Nordosten. Kleiner Erfahrungsbericht.

... Ich habe gebucht. 2 Wochen Ende August bis September. Das große Ribnitzer Moor steht auf meiner Wunschliste ganz oben...

Oh, das freut mich aber, dass mein kleiner Bericht selbst erfahrenen Ostseereisenden neue Ideen bietet. Bin schon gespannt auf deine Ergebnisse.

... Ist schon erstaunlich wenn man selber dort war, was für Bilder Jochen gemacht hat. Andere Ansichten (y)...

Finde ich auch immer wieder spannend zu sehen, wie andere ein Motiv/einen Ort fotografieren das/den man selbst kennt. Da wäre vielleicht mal ein kleine Aktion wert. Ein paar Fotografen treffen sich an einem fotogenen Ort und jeder bekommt 10 Minuten Zeit das Motiv auf seien Art abzulichten. Die anderen sehen jeweils nicht was er tut um nicht kopieren zu können. Hinterher wird verglichen. Könnte spannend sein.
 
Der Text zu Hamburg ist doch länger geworden als ich gedacht hatte. Eigentlich wollte ich von der letzten Station in einem einzelnen Beitrag erzählen. Aber vielleicht ist es angenehmer zu lesen, wenn ich es auf mehrere Beiträge aufteile. Die kommen dafür zügig hintereinander.
Los geht's.



Ich sag’s besser gleich vorweg, ich habe immer behauptet, dass Hamburg die vermutlich meistüberschätzte Stadt Deutschlands ist. Das kommt noch von meiner Ausbildung, wo der Blockunterricht in Hamburg stattgefunden hat, weil dort damals noch die einzige, für ganz Deutschland zuständige, Berufsschule war. Und ich fand es grauslich. Nicht wegen der Ausbildung oder der Schule. Ich fand die Stadt selbst einfach nicht wirklich besonders und schon gar nicht konnte ich mir vorstellen dort zu leben. Das lag vielleicht auch daran, dass das Wohnheim für die Berufsschüler im Hamburger Ortsteil Farmsen war (wie auch die Schule). Und wer dort schon mal war wird wissen, hier möchte man nicht tot überm Zaun hängen. Jetzt wollte aber meine Frau nach HH, auch um mir zu zeigen, dass die Stadt mehr zu bieten hat, als ich immer behaupte.
Hinzu kommt noch, dass ich großer Fan des Podcast „Fiete Gastro“ bin, dem „auch kulinarischen Podcast“ mit Tim Mälzer. Die Moderation übernimmt Sebastian Merget, der einen Gast einlädt, oft aus Gastronomie oder Hotellerie oder aus dem Showbiz. Mälzer erfährt erst während der Aufzeichnung wer kommt. Und weil in diesem Podcast dann doch viel über Restaurants und Köche aus Hamburg gesprochen wird, habe ich zu meiner Frau gesagt: „ich komme mit nach Hamburg, aber ich will da, dort und bei dem zum Essen“. Gut, aus zwei Restaurants wurde schon mal nichts. Nachdem wir grob überschlagen haben, was ein Abend im Haerlin kosten würde, war uns das dann doch nicht ganz so wichtig. Und The Table von Kevin Fehling war sechs Monate im Voraus ausgebucht (und vermutlich auch zu teuer). Aber der Reihe nach.

Das Hotel war dank des Podcast schnell ausgewählt. In einer Folge war Christoph Hoffmann, der Gründer der 25hours Hotels zu Gast. Und das von ihm beschriebene Konzept der Hotelkette fand ich so spannend, dass wir uns für das 25h HafenCity entschieden haben. Und mitten in der Hafencity zu wohnen ist für Touris ja auch nicht das Schlechteste.
Das besondere an den 25hours Hotels ist, dass jedes ein anderes, an den jeweiligen Ort angepasstes Konzept hat, während andere Ketten ja gerne mal Wert darauflegen, dass jedes Haus dem anderen gleicht oder zumindest so ähnlich ist, dass man als (regelmäßiger) Gast erkennt, unter welcher Marke man gerade wohnt.
Und so spielt das HafenCity mit den Themen Überseehafen, Schiff, Koje und manch anderem Maritimen. Die Theke der Rezeption erinnert an Transportkisten, in der Lobby dient ein Hapag Lloyd Überseecontainer als Aufenthaltsraum, im obersten Stock ist die Sauna in einem solchen untergebracht. Der Aufzug ist innen mit einem Bretterverschlag verkleidet und lässt an einen Transportaufzug denken. Die Zimmer heißen Kojen, ein aufgeklappter Überseekoffer ist Sekretär und Minibar in einem, die Tapete zeigt Motive zu den Themen Reise, Hafen, Seefahrt, Namen ferner Städte und Länder. Auf der Toilette sitzt man einer nur spärlich gekleideten Dame gegenüber. Gezeichnet im Stil eines Seemann Tätowierung. (Und bevor der Aufschrei kommt, in anderen Zimmern ist ein Mann auf die Wand gemalt.

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Und in jedem Hotel der 25hours Kette gibt es im Bett ein anderes Kuscheltier. In Hamburg ist es das Schlafschaf. Spätestens mit diesem putzigen Detail habe ich meine Frau vom Hotel überzeugt.

In Hamburg werden meine Aufnahmen wieder strenger, grafischer, manchmal auch minimalistisch.

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Klar, ist eine Großstadt. Da liegt der Schwerpunkt nicht unbedingt auf Landschaft. Fotografisch ist das aber eher meine Wohlfühlzone. Ich mag klare Linien und Strukturen. Hier kann ich stundenlang spielen und experimentieren. Teilweise muss mich meine Frau von einer Stelle wegziehen, wenn ich mich mal wieder festgefressen habe. Diese Geduld und Ausdauer fehlen mir oft bei Landschaftsaufnahmen. Da war der Langzeitversuch auf der Buhne schon eine große Ausnahme. Außerhalb der Urlaubszeit findet man mich eher selten in der Landschaft stehend. Dann schon eher in Industriegebieten. Womit wir am Hamburger Hafen wären.

Ja, ich weiß, ich bin die absolute Ausnahme. Die allermeisten verbinden eine romantische Schönheit mit dem Hamburger Hafen. Ich sehe hier einfach nur ein Industriegebiet, fern von jeder Romantik.

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Da ich wie oben geschrieben aber auf klare Linien und Strukturen stehe, bieten sich mir hier zahlreiche Motive. Ich würde mich aber z. B. nicht in den Hafen bei Stuttgart-Obertürkheim stellen und freudig rufen, ach wie schön ist der Hafen. Obwohl sich die Motive in Hamburg und Stuttgart oft gleichen. Der Hauptunterschied zwischen Hafen-S und Hafen-HH ist für mich, dass es in Stuttgart keine Souvenir- und Fressbuden gibt. (Ja, jetzt dürft ihr auf mich einkloppen.)

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Stuttgart

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Hamburg


Und natürlich machen wir eine Hafenrundfahrt. Steht schließlich bei jedem Touri im Lastenheft. Unser „Erklärbär“ hat allerhand spannendes zu erzählen und macht das sehr unterhaltsam. Wir wissen jetzt wo Ina Müller „Inas Nacht“ aufzeichnet, dass so ein Containerschiff einen großen toten Winkel hat, in dem man sich besser nicht aufhalten sollte und dass die viertlängste Yacht der Welt auf den Namen Eclipse hört, 162,5 Meter lang ist, einen eigenen Wikipedia Eintrag hat und sein Herrchen Abramowitsch heißt. Das Bötchen liegt aber gerade bei Blohm + Voss auf dem Trockenen.
Motive (immer noch ziemlich unromantische) finde ich reichlich. Doch oft fahren wir leider etwas schnell daran vorbei und man muss ziemlich fix sein.

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Im toten Winkel

Ebenfalls touristische Pflicht und im großen Umkreis um den Hafen nicht zu übersehen, ist die Elbphilharmonie. Anfangs mache ich meine Bilder noch etwas widerstrebend, weil die Elphi dann doch längst totfotografiert und tausendfach auf sämtlichen Plattformen zu sehen ist. Warum soll ich das jetzt auch noch machen. Aber da war dann schon wieder das mit den klaren Linien und Strukturen und ich halte mich plötzlich für den innovativsten Elphi-Fotografen, der die letzte noch nicht gesehene Perspektive findet. Im Angesicht des „Herausforderers Fotomotiv“ neigt man schon mal zur Selbstüberschätzung. Trotzdem, ein paar nette Bilder (alle so ähnlich schon gesehen) sind dann doch dabei herausgekommen.

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Wir kommen sogar ziemlich einfach auf die Aussichtsplattform. Es gibt zwar mal wieder eine Zugangsbeschränkung, es sind aber gerade wenig Personen unterwegs und wir können sofort rein. Das Besucherleitsystem vor dem Kartenschalter lässt aber vermuten, dass das nicht der Standard ist.

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Beim Blick von oben fällt mir auf, dass die Luft sehr klar ist und man ziemlich weit ungetrübt schauen kann. Das bin ich sonst so nicht gewohnt. Auch vom knapp 100 Meter höherem Michel (Touri Lastenheft) ist das Bild ähnlich ungetrübt. Ob das jetzt daran liegt, dass der Wind vom nicht so weit entfernten Meer den Dreck aus der Stadt weht oder daran, dass dank Pandemie viel weniger Verkehr ist, kann ich nicht sagen. Ich fand es aber auffällig.

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Fast wären wir ja nicht auf den Turm der St. Michaelis Kirche, weil Treppensteigen nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen zählt. Doch als wir aus der (erstaunlich sehenswerten) Kirche herauskommen entdecke ich ein großes Plakat „schon seit 1909 mit Aufzug“. Na das ist doch mal eine gute Nachricht. Wegen Corona dürfen aber nur maximal vier statt 13 Personen gleichzeitig in den Fahrstuhl. Und wenn die aus zwei Familien sind müssen auch beide zustimmen, dass sie gemeinsam fahren möchten. Und so dauert es dann doch rund 15 Minuten, bis wir oben sind.
(Bild vom Michel innen folgt. Ich habe das Limit von 20 Bildern pro Beitrag erreicht.)
 
Zuletzt bearbeitet:
Dein Bericht ist sehr informativ und die Bilder gefallen mir noch besser!(y)(y)(y)
Bei deiner Geschichte bewahrheitet sich doch das alte Naturgesetzt, dass, wenn man sich auf etwas besonders freut, enttäuscht wird. Wenn man etwas widerstrebend macht, dann sehr positiv überrascht wird. Ich kenne Hamburg nur von der Durchfahrt und selbst da haben sich mir sehr interessante Motive geboten.
 
Das macht Lust auf Hamburg. Mal ein Hotel der anderen Art.
Ich denke, daß es in jeder Stadt etwas zu entdecken gibt. Ob Kultur, Traditionen, Architektur oder Lebensarten, da ist für jeden was dabei.
Einen spannenden Bericht mit informativen Bilder hast du wieder geliefert.
 
eins muss man dir lassen, dass du fotografieren kannst, setzt man in diesem Forum fast voraus, aber an dir ist auch ein Schriftsteller verloren gegangen, wie man so schön sagt.... ich freu mich auf deine Fortsetzung...
 
Erst mal das nachgereichte Bild vom Michel innen.

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Wir arbeiten weiter das Lastenheft ab und bummeln durch die Speicherstadt. Hier bin ich etwas unkreativ und finde nicht das ansprechende Motiv. Das heißt, die Motive stehen ja vor mir. Ich finde aber nur wenig spannende Perspektiven und Ausschnitte. Das zeigt sich auch noch im Kontorhausviertel, besonders auch am Chilehaus. Das war für mich nicht richtig greifbar. Vielleicht war es einfach die falsche Tageszeit?

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Getreu dem Motto: Und wenn du gar nicht weiter weißt, versuch's doch einfach in schwarz-weiß.

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Dann lieber ins direkt nebenan liegende Chocoversum und zu viele extrem leckere süße Versuchungen kaufen. Sollte ja auch eine Genussreise sein.

Aber von Schokolade wird man auch nicht immer kreativ. Und so mühe ich mich einigermaßen genervt in einem schicken Treppenhaus ab, um ein halbwegs ordentliches Bild hinzubekommen. Das ist meiner Frau besser gelungen.

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So sah meine Frau das Treppenhaus

Am wohl bekanntesten Motiv der Speicherstadt ist meine Motivation auf dem Tiefpunkt und ich nehme die Istagrammer-Perspektive ein, wende mich vom Hotspot ab und versuche mich in abstrakter Kunst ?.

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Aber wieder ist da meine Frau, die mich zurückholt und meint: „Nur weil du das Motiv schon tausendfach in Fotoforen gesehen hast bedeutet das doch nicht, dass unsere Eltern und Kollegen (die bekommen jedes Jahr unseren Fotokalender) das auch kennen? Und für die könntest du es ja fotografieren.“ Natürlich hat sie recht. Und weil ich das dann aber auch ordentlich machen will, gehe ich am nächsten Tag abends nochmal hin und nutze die blaue Stunde.

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Ich will dann auch noch besonders kreativ sein und suche wieder die nie gesehene Perspektive. Zum Ergebnis meint meine Frau nur: „…braucht kein Mensch“. Manchmal ist sie auch knallhart.

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Braucht kein Mensch?

Erst als uns der Weg durch die Speicherstadt Richtung Hafencity führt, finde ich – meist in Details – wieder meine Motive. Auch in den moderner werdenden Gebäuden. Mit denen habe ich es leichter.

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Da hast du uns wieder einige fotografische Leckerbissen serviert. Besonders hervorheben möchte ich das Treppenhaus und die erste SW-Aufnahme, die mir in seiner strengen Geometrie besonders gefällt, ebenso das letzte Bild.
 
die Architektur-Fotos sind klasse ?. Der Reisebericht wie gewohnt unterhaltsam. Ich fürchte aber, dass wir bald am Ende angekommen sind.... hoffe, es gibt neue Reisepläne... lG Heidi
 
Ohne deiner Frau zu nahe zu treten zu wollen ... "Braucht kein Mensch" war fies! Du solltest den nächsten Blumenstrauß etwas kleiner ausfallen lassen ... :cool:
 
... Besonders hervorheben möchte ich das Treppenhaus und die erste SW-Aufnahme, die mir in seiner strengen Geometrie besonders gefällt ..
Ich habe das Kompliment zur Treppe gleich an meine Frau weitergegeben. Sie hat sich sehr gefreut. :D
Die SW-Bilder sind wirklich ein Versuch aus so-la-la Bildern noch was brauchbares zu machen. Beim ersten war ich selbst auch überrascht, dass es jetzt ganz gut wirkt. In Farbe und nicht entzerrt ist es eher belangfrei.

... Ich fürchte aber, dass wir bald am Ende angekommen sind.... hoffe, es gibt neue Reisepläne...
Ja, der nächste Teil, der jetzt gleich kommen wird, ist der letzte.
Wir sind hoffnungslos optimistisch und planen gerade Urlaub im September. Bodensee und Schwarzwald stehen hoch im Kurs.

Ohne deiner Frau zu nahe zu treten zu wollen ... "Braucht kein Mensch" war fies! Du solltest den nächsten Blumenstrauß etwas kleiner ausfallen lassen ... :cool:
Eine so erbarmungslose Bildkritik kann manchmal ganz hilfreich sein. Aber ich finde meinen Kreativversuch trotzdem nicht ganz so schlecht, das ich das Bild wegwerfen müsste. Als kleine Wiedergutmachung hat meine Frau ja ein Treppenhaus für den Kalender beigesteuert, was mir nicht gelungen ist.
 
Und dann war da ja auch noch dieser Endgegner Elphi. Wenn man von der Besucherterrasse die Musicalbühnen sieht, dann muss man doch von dort einen guten Blick auf die Philharmonie haben. Also rüber auf die Schäl Sick. Ach ne, das war ja der Kölner, der so liebevoll von seiner Stadt spricht. Der Hamburger is do jans anders drop. So schäl kann die Sick gar nicht sein, dass ihn sein Elbtunnel nicht mit Stolz erfüllt. Selbst wenn er im Industriegebiet endet.

Von der kleinen Aussichtsplattform gleich neben dem Ausgang der Elbeunterführung ist der Blick auf die Elphi ganz OK. Und so sind wir nicht die einzigen Fotografen hier. Einer der Kollegen erweckt meine Aufmerksamkeit, als er gerade seine Kamera wegpackt. Geht es euch auch so? Man schaut doch immer neugierig in fremde Rucksäcke, was die anderen da so mit sich herumtragen. Gut, er hat Canon, da weiß man als Fuji und Nikon Fotograf gleich, das wird nix. Aber der Rucksack sieht gut aus. Da könnte alles was ich habe reinpassen. Und praktisch sieht er auch aus. Und ich bin mit meinem Lowepro ziemlich unzufrieden. Aber was ist das für eine Marke? Von der habe ich noch nie gehört. Also nachgefragt, wo der her ist und ob der Kollege zufrieden ist.

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Was soll ich sagen, drei Wochen später hatte ich den Rucksack auch. Allerdings in Grau und nicht in Beige (oder in Silber statt in Gold, wie der Hersteller Tarion sagt).

Aber wir waren wegen der Elphi hier. Die Musicaltheater, zu denen wir ja wollten, sind in Sichtweite, es führt aber kein direkter Weg hin. Also im Bogen durch das Industriegebiet und gut 15 Minuten später stehen wir vor Pretty König der Woman. Hier entstehen weitere, unzählige Bilder von der Elbphilharmonie.

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Ich hab mal spaßeshalber geschaut, was so eine Eintrittskarte kostet. Wenn man sich den Löwen anschauen möchte, ist man zu zweit schnell mal 250,- los, wenn man nicht unbedingt in der letzten Reihe mit Fernglas oder hinter dem Stützpfeiler sitzen möchte. Und der Wochenendzuschlag ist da noch nicht drin.
Aber egal, die Musicals sind erstens alle im Lockdown und zweitens verfuttern wir das Geld sowieso viel lieber.

Von meinen Wunschrestaurants, die meine Bedingung für den Hamburgbesuch waren, sind drei übriggeblieben. Einen ganz besonders gelungenen Abend hatten wir in „Die gute Botschaft“, eines der Restaurants von Tim Mälzer. Schon beim Empfang wird deutlich, hier bedient ein zuvorkommendes Personal, das dir sofort ein Willkommensgefühl gibt und einzig darauf aus ist, dem Gast einen tollen Abend zu bereiten. Wir entscheiden uns für das „Heul leise, Tim“ Menü. Mälzer hat nicht nur im Fiete Gastro Podcast sich öfters über die mangelnde Perspektive für die Gastronomen nach dem Lockdown beklagt. Daran lehnt sich der Name des Menüs an. Die Speisekarte gibt es hier, wie in einigen anderen Restaurants auch, aus hygienischen Gründen nicht in gedruckter Form. Am Tisch befindet sich stattdessen ein QR-Code. Scannt man ihn gelangt man mit dem Smartphone direkt zur Karte.
Relativ neu in der Botschaft ist, statt einer Weinbegleitung eine Saftbegleitung wählen zu können. Das ist jetzt aber nicht einfach ein A- oder O-Saft. Die Säfte werden selbst hergestellt und es wird dabei versucht, die Aromatik von Wein nachzuahmen. So gibt es zum Beispiel einen im Eichenfass gelagerten Kirschsaft mit Nelken und Pfeffer zu einem Wagyu-Rind mit Kartoffelgratin und Schwarzwurzel oder einen Apfelsaft mit Molke und Pandanuss zu Teigtaschen gefüllt mit Ente. Es sind aber nicht nur süße Säfte, sondern auch herzhafte, gemüsige, wie z.B. Dill/Molke/Gurke. Besonders begeistert war ich von den Kässpätzle aus japanischen Udon Nudeln und dazu Saft von Sellerie und Sauerampfer.

Der Heimweg dauert mit gut 30 Minuten Fußweg diesmal etwas länger, denn die Mitarbeiter des Hamburger Verkehrsverbund streiken schon den ganzen Tag. Der Vorteil: Fotos von U-Bahnhöfen ganz ohne Menschen sind so einfach wie nie zu machen. (Also jetzt nicht auf dem Heimweg, sondern schon am Vormittag.) Die Station Überseequartier direkt vor unserem Hotel eignet sich zudem ganz gut für solchen Aufnahmen.

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Eine Haltestelle weiter Richtung Osten ist die Station Hafencity Universität. Das besondere hier, an Samstagen, Sonn- und Feiertagen, immer zur vollen Stunde, findet eine Lichtshow statt. (Video ist nicht von mir. Wer es nicht ganz anschauen möchte, der kann z. B. bei 3:25 und 6:15 reinschauen.) Die Quader an der Decke leuchten in wechselnden Farben rhythmisch zu Klassik-Pop Musik à la Rondo Veneziano. Ich wusste es tatsächlich nicht vorher. Weil sich aber kurz vor der Show ein paar Menschen oberhalb des Bahnsteigs sammeln, muss ich wohl der einzige Unwissende gewesen sein.

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Ein Tag vor der Abreise in Hamburg meldet sich unser nächstes Hotel in Quedlinburg. Die möchten uns nicht beherbergen, weil wir in einem Risikogebiet wohnen. Diesmal funktioniert es nicht, dass wir versichern, die letzten zwei Wochen nicht in Stuttgart gewesen zu sein. Ein Beispiel dafür wie weit die Regeln teilweise von der Realität entfernt sind. Wenn sich der Sachsen-Anhalteser zwei Wochen im Corona-Hotspot Stuttgart aufgehalten hat, darf der anschließend in ein Hotel in Quedlinburg, weil sein Hauptwohnsitz in S-A ist. Wir, mit deutlich geringerem Risiko, dürfen es aber nicht.
Das Hotel in HH behält uns aber gerne einen Tag länger.

An diesem zusätzlichen Tag schauen wir bei Planten und Blomen vorbei (leider bei schlechtem Licht)

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und schlendern über den Isemarkt. Ein Wochenmarkt zwischen zwei Stationen unter der Hochbahntrasse. Eine Empfehlung nicht nur aus dem Podcast. Leider steht gleich am Eingang ein Schild, auf dem man wegen Corona gebeten wird, wirklich nur zum Einkaufen auf den Markt zu gehen. Wir gehen trotzdem einmal durch, achten aber auf möglichst großen Abstand zu anderen Personen. Und ich wage es nur am anderen Ende schnell noch zwei Bilder zu machen.

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Tja, das wars. Zum Abschluss der Reise geht es noch zwei Tage zur Schwiegermutter nach Halle. Aber das wollt ihr bestimmt nicht wissen.


Vielen Dank fürs Lesen, Bilder schauen und Kommentieren. Hat mich sehr gefreut, dass ihr so lange durchgehalten habt.


Und wer sich noch für die restlichen Restaurants in Hamburg interessiert kann hier klicken.

Neni (Levante Küche, stand auf der Wunschliste für HH. Kannte ich aus dem Podcast und von Kitchen Impossible)
Ti Breizh (Bretonische Pfannkuchen, ebenfalls Wunschliste, hat aber nichts mit Mälzer zu tun, war einfach nur Vorrecherche ?)
Sala Thai
Heimat (das Restaurant in unserem Hotel)
 
Hallo Jochen, schade, dass deine Reise schon vorbei ist! :( Du hast so wunderbar lebendig erzählt, dass man meint selbst dort zu sein. Deine Bilder sind nicht nur informativ, sondern auch fotografisch ausgezeichnet. Am besten gefällt mir die U-Bahnstation "Überseehafen". Die hat tolle Farben und Formen, so dass sie an eine Raumstation erinnert.
Danke für die Arbeit, die du dir mit den Artikeln gemacht hast!?
 
Im Link zum Hersteller
Zeig doch mal den Rucksack näher, offen, gepackt, Details ...
Das wichtigste ist eigentlich auf der Website des Herstellers zu sehen, die ich im Bericht verlinkt habe. Und viel schöner als ich es fotografieren könnte. Ich hänge aber mal meine Bepackung an und Bilder vom geöffneten oberen Teil. Oder möchtest du was spezielles sehen?

Der Rucksack ist natürlich auch nicht in jedem Punkt perfekt. Die Fächer für Kleinteile reichen mir gerade so. Das könnte schöner sein. Und der Regenschutz liegt als einzelnes Päckchen bei und ist nicht (wie bei vielen anderen) fest verbunden. Die farblich abgesetzten Elemente finde ich hübsch, vermute aber, dass die schnell schmutzig werden.
Zum Aufbau: der schwarze Teil oberhalb des grauen Deckels (aus steifen, stabilem Material) ist schon Teil des oberen Zusatzfachs und nicht von der Kameraseite zugänglich. Reicht das Zusatzfach nicht (weil wieder zu viele Souvenirs gekauft wurden ;)) wird der obere Teil ausgerollt. Da geht ganz schön was rein, nimmt aber keinen Platz weg, wenn man es nicht braucht.

Es gibt auch einen Rucksack mit fast identischen Maßen. Da ist die komplette Höhe unterhalb des gerollten Fachs für die Kamera, es gibt einen Schnellzugriff auf der Seite, Hauptzugriff ist von hinten. (Für die, die eine größere Ausrüstung haben.)

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(Tschuldigung, da is eins unscharf. Macht einfach etwas Chili drauf, dann wird's schon)
 
Ist ja schon etwas länger her, hat aber auch jetzt noch Spass gemacht Deine klasse geschriebenen Berichte zu lesen und die wunderschönen Fotos anzuschauen. Und .... ich glaube, ich mache heute Abend auch Käsespätzle 😁.
 
Danke dir @kiri999 . Freue mich auch noch nach gut 1,5 Jahren, wenn es dir gefallen hat.
Ich habe selbst alles auch noch mal schnell durchgeschaut und stelle fest, dass einige Bilder etwas grenzwertig von der Bearbeitung sind. Ich war damals noch bei der Umstellung von Photoshop auf Capture1. Und das hatte ich offensichtlich noch nicht so ganz im Griff. Ich hoffe, ich bin heute besser (gegen Ende des Berichts war ich schon ganz zufrieden).
Falls du es überlesen haben solltest, die Bilder die fehlen habe ich nachträglich entfernt, weil sich herausgestellt hat, dass Innenansichten vom Bauhaus nicht rechtefrei sind.
 

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