Weil der erste Besuch in Ahrenshoop verregnet war versuchen wir es heute nochmal. Am
Boddenhafen haben wir sehr schönes Licht und zum ersten Mal sehen wir auch eines der typischen Zeesboote.
Gut eine Stunde sind wir an diesem kleinen Hafen auf Motivsuche und eines schafft es sogar in unseren jährlichen Fotokalender. Eines meiner wenigen Lieblingsbilder des Urlaubs.
Das Kalenderbild
Wir machen Halt in Wustrow. Hier gibt uns mal nicht die Parkuhr bzw. das knappe Münzgeld vor, wie lange wir bleiben möchten, das Parken ist kostenlos. So ist es auch kein Wunder, dass wir den vorletzten Stellplatz bekommen haben. Kann aber auch am Sonntag liegen.
Wir gehen den Strand entlang mit zahlreichen Motiven von Strandkörben, Möwen, Buhnen, Möwen auf Buhnen
und dem Zwischenziel „
alter Bunker“ an der Steilküste.
Der stammt noch aus DDR-Zeiten und wurde durch die Witterung frei gelegt. Ein Teil ist durch die Abtragung der Steilküste herabgestürzt und liegt jetzt im Meer. Nachdem man sich lange nicht einigen konnte, wem der Klotz gehört und wie man ihn entsorgen kann, hat er sich mittlerweile zur touristischen Attraktion entwickelt.
Wir steigen die Steilküste hinauf und gehen den Hochuferweg noch ein Stück weiter Richtung Norden
zum zweiten Etappenziel, der Skulptur „Schreitender Paul Müller-Kaempff“ des Pop-Art-Künstlers Moritz Götze.
Hier auf dem Bakelberg, mit gigantischen 18 Metern der höchsten Erhebung auf Fischland, kann man praktisch gleichzeitig die Ostsee und den Bodden sehen. Man muss nur schnell genug den Kopf drehen.
An diesem Sonntag Mitte Oktober wird Stuttgart (also unsere Heimat) zum Corona Risikogebiet erklärt. Am Dienstag soll unsere Reise weiter nach Hamburg gehen, dort gibt es ein Beherbergungsverbot für Reisende aus Risikogebieten. Wir rufen im Hotel an, um zu fragen, ob sie uns rein lassen, wenn wir mit Hotelbuchungen und Rechnungen nachweisen könne, dass wir die letzten zehn Tage nicht im Risikogebiet waren, sondern in der Ecke Deutschlands mit den geringsten Reproduktionszahlen. Für das Hotel geht das in Ordnung und man erklärt uns schon mal, dass wir dann bei Ankunft ein Formular unterschreiben müssen um zu bestätigen, dass wir nicht direkt aus dem Risikogebiet kommen. Wie sich später zeigen wird unterschreiben wir aber auch, dass wir für die Folgen haften, wenn sich herausstellen sollte, dass wir Corona ins Hotel gebracht haben und es wegen uns schließen muss. Na, ob das die Haftpflicht zahlt?
Am letzten Tag möchte ich mich noch an Langzeitbelichtungen versuchen. Ich will auch mal Bilder mit glattem Meer machen. Oder mit dieser wolkig weichen Brandung. Mal sehen welche Wellen mich erwarten.
Das Wetter ist gut, sonnig, blauer Himmel, dekorative Wolken. Ich suche mir eine Stelle auf den Buhnen, täusche also vor im Wasser zu stehen mit Blick halb aufs Meer halb auf den Strand. Und wenn sich das als nicht so schön erweist kann ich ja noch die Position wechseln.
Ich baue alles auf, Stativ und Kamera, Filterhalter, Haida 64x Filter, tänzle wie eine Elfe auf der Buhne um das Stativ herum, immer gleichzeitig Kamera und den auf der Buhne liegenden Fotorucksack im Blick, dass auch alles schön trocken bleibt und nicht ins Wasser fällt, mache erste Testaufnahmen, um mich an die Belichtung heranzutasten, stelle fest, dass ich für den Himmel zusätzlich noch einen Grauverlauf (Cokin) benötige, will das erste bewusste Bild machen, doch da hat es sich mittlerweile zugezogen und von dem blauen Himmel ist nix mehr da. Das heißt, hinter mir gibt es ein vielversprechendes blaues Loch. Also warten auf der schmalen Buhne. Links der Rucksack, rechts die Kamera, vorn und hinten Ostsee. Bewegungsradius 30 cm. Und da stehe ich.
Etwas später stehe ich da immer noch. Ich bin in freiwilliger Quarantäne, in Selbstisolation. Irgendwann kommt meine Frau wieder vorbei. Ich dachte schon, sie möchte ein Carepaket für den von der Außenwelt Abgeschnittenen vorbeibringen. Doch sie möchte nur sagen, dass die Parkuhr entschieden hat, dass wir jetzt gehen wollen. Ich habe aber noch nicht aufgegeben und will noch etwas auf Licht warten. Zum Glück opfert sich meine Begleitung und besticht den Parkscheinautomaten mit Geld.
45 Minuten später packe ich ein. Sonne kam nicht.
Rantasten an die Belichtung, noch ohne Grauverlauf.
Links war das Wetter besser. Also mal die Kamera geschwenkt.
Letztes Bild vor dem Abbruch.
Die Tankstellendichte ist hier nicht besonders hoch, also fahren wir gut zehn Minuten Richtung Norden. Gegenüber der Tanke noch schnell ein zwei, drei Kleinigkeiten für das Abendessen besorgt und dann wieder zurück Richtung Süden zur Ferienwohnung. Als wir so 30 bis 40 Minuten nach der Abfahrt vom erfolglosen Langzeitbelichtungsversuch wieder an der Stelle vorbeifahren, scheint die Sonne. War irgendwie klar.
Als wir am ersten Tag die Grundzutaten für eine Woche Frühstück eingekauft haben, waren da auch Spaghetti und Pesto dabei, als Notreserve, sollten wir mal keinen Platz in einem Restaurant bekommen. Das wird heute am letzten Tag gegessen. Bei diesem ersten Einkauf bin ich auch über eine Flasche gestolpert, bei der mich die Präsentation sofort angesprochen hat. „
Männerhobby“ stand da und „Kauft guten Schnaps“. Na ja, wer wollte dem widersprechen. Der Foerster´s Heide Gin war mein. Und wer sagt, dass zu italienischem Pesto kein Mecklenburger Gin passen würde?