Jetzt hat es über zwei Monate gedauert, jetzt soll es mal weitergehen.
Nächstes Etappenziel ist Dierhagen auf dem Darß. Genauer auf Fischland. Oder eigentlich liegt Dierhagen noch knapp auf dem Festland, wird aber Fischland zugeschrieben. Hier bleiben wir eine Woche in der anfangs beschriebenen
Ferienwohnung.
Fotografisch geht es hier natürlich hauptsächlich um Landschaft. Und dass es in dieser Landschaft ziemlich kalt sein kann, gerade am windigen Strand, stellen wir schon am ersten Tag fest. Zum kalten Wind gesellt sich auch noch leichter Regen. Und so dauert es nicht lange und wir sind Besitzer neuer Mützen. Das heißt, ein wenig dauert es schon, denn in den Laden dürfen nur begrenzt Kunden. Und so gibt es auch hier EinIasskontrollen. Sind aber die einzigen, die uns in der Woche begegnen. Wir erleben sonst kaum Einschränkungen durch Corona.
Neben vieler Kleinigkeiten gibt es zwei fotografische Höhepunkte (und einen kulinarischen) in dieser Woche. Einer ist der Weststrand bei Prerow. Die rund dreißigminütige Fahrt unterbrechen wir so ungefähr auf halber Strecke, kurz hinter Ahrenshoop. Dort schauen wir uns einen Strandabschnitt an, an dem es (
laut Google Maps) Buhnen gibt. Denn am Weststrand gibt es die laut derselben Recherchequelle nicht. Die Parkuhr schreibt uns vor, dass wir uns hier eine Stunde aufhalten wollen. Die Parkscheinautomaten sind auf Fischland-Darß-Zingst ein kleines Ärgernis. Viele akzeptieren ausschließlich Münzgeld und das nur passend. Das bedeutet ein Euro für eine Stunde oder – Achtung Mengenrabatt – drei Euro für zwei Stunden. Zeitlich dazwischen gibt es nichts. Kartenzahlung (oder Scheine) ist oft nicht möglich. Und wir haben nur einen Euro in Münzgeld. Unsere Aufenthaltsdauer ist also fremdbestimmt. Es gäbe da noch die Möglichkeit mit einer App zu bezahlen. Das bedeutet dann App runterladen, Konto anlegen, Guthaben aufladen, Parkuhr und App miteinander bekannt machen, bezahlen. Ich würde ja gerne eineinhalb Stunden bleiben. Aber nicht die erste davon mit Parkschein bezahlen verbringen.
Die Stunde reicht dann aber für einen schnellen Blick und wir haben ja auch noch Programm für den Tag. Das Wetter meint es heute auch mal gut mit uns und so entstehen die ersten Bilder mit dieser ungewohnten blauen Farbe im oberen Teil. Bin aber mit meinen Aufnahmen noch nicht so recht glücklich. Mir fehlt noch der Blick fürs Motiv. Ich stürze mich noch halb blind auf die für mich unbekannte Landschaft und hoffe, dass die Besonderheiten schon irgendwie auf dem Bild zu spüren sind.
Es geht weiter nach Prerow, wo wir kurz hinter dem Ort parken. Hier ist eine der Haltestellen der Bimmelbahn (also auf Rädern, nicht auf Schienen), die bis Darßer Ort fährt. Von hier startet ein
Rundwanderweg durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, über den wir im großen Bogen bis zum Leuchtturm Darßer Ort laufen. Es sind doch einige Personen auf dem Weg unterwegs und ich denke zum ersten Mal „stell dir vor es wäre Hochsaison“. Aber nur an einer Aussichtsplattform am Nordstrand geht es wirklich etwas gedrängt zu. Bei meinem ersten Kontakt mit Vogelbeobachtern, die sich hier tummeln, kommt mir schon so der Gedanke, dass das ein sehr eigenes Völkchen ist. Da fliegt – zumindest wird es behauptet – ein Eisvogel vorbei und alles ist in heller Aufregung. Jetzt muss man dazu sagen, dass da vielleicht sehr, sehr weit entfernt ein bläulicher Punkt gewesen sein könnte. Schaut mal auf euren Nagel des kleinen Fingers am ausgestreckten Arm. Nehmt davon die Hälfte. Ungefähr so groß war der blaue Fleck. Von den vielleicht dreißig Leuten hatten zwei ein Fernglas und einer ein Teleobjektiv. Alle anderen haben ganz aufgeregt den halben Fingernagel gesehen. Auch ein sehr, sehr, sehr weit entfernter Hirsch wird fasziniert beobachtet.
(Hirsche bei 200 mm an APS-C)
Mich zieht es eher ans Wasser und zu maritimen Motiven.
Nach einer weiteren kleinen Wanderung durch die Boddenlandschaft
gelangen wir zum Weststrand, wo der Leuchtturm und der Strandabschnitt in unmittelbarer Nähe eine Art Sammelpunkt für viele Wanderer bilden.
Aber schon wenige Meter rechts oder links den Strand entlang verläuft sich das und wir sind fast allein.
Hier habe ich mehr Ruhe als zuvor bei Ahrenshoop und es gelingen mir ein paar Aufnahmen, mit denen ich ganz zufrieden bin. Die sind aber immer noch ein gutes Stück weg von dem, was ich mittlerweile hier in der Galerie vom Darß gesehen habe. Na ja, man braucht ja auch Ziele für die Zukunft.
Der Rückweg wird dann sportlich. Wir müssen die Bimmelbahn erreichen, die uns zurück zum Parkplatz bringt. Das sind knapp 2,5 km in sehr strammen Marsch. Die Alternative wäre 35 Minuten warten.
Wir sehen die Haltestelle aus der Ferne, da taucht die Bahn auf. Aber bis alle ausgestiegen sind dauert es dann noch ein paar Minuten und wir sind rechtzeitig da.
Am Parkplatz angekommen gibt es noch Fischbrötchen auf die Hand, als Stärkung für die Fahrt zurück nach Dierhagen.
Generell freuen wir uns hier auf frischen Fisch und die meisten Restaurants haben auch eine umfangreiche Fischkarte, auch wenn die von Restaurant zu Restaurant oft recht ähnlich ist. Aber zur Abwechslung gibt es ja noch das
Dat Schnitzelhus. Ein bis zwei Tage vorher einen Tisch zu reservieren schadet nicht oder man geht sehr früh essen, das hat auch funktioniert.
Egal ob Fischrestaurant oder Schnitzel, fast immer steht auch einer der Ost-Klassiker Steak au four auf der Karte. Das ist, laut Wikipedia, „ein Schweinesteak, das mit Würzfleisch bedeckt und mit Käse überbacken ist“. Klingt für mich Herztod wegen Überfettung. Meine Frau – gebürtig aus Halle/Saale – sagt zu Linsen mit Spätzle (aus meiner Heimat) immer „ich esse doch keine zwei Beilagen und behaupte es wäre ein Hauptgericht“. Fleisch mit Fleisch überbacken geht also. Aber über zwei der allerleckersten Beilagen der Welt beklagt man sich. Jedenfalls ist der Wikipediabeitrag zu Linsen mit Spätzle länger als der zu Steak au four. So, wer hat jetzt gewonnen ?.
In den Lokalen in Dierhagen wird die Hygieneverordnung strenger durchgesetzt als die Tage zuvor. Man wartet an der Tür bis man abgeholt wird, die Tische stehen weiter auseinander, wenn die maximal erlaubte Besucherzahl erreicht ist, wird keiner hereingelassen. Dabei wird versucht, es dem Gast so angenehm wie möglich zu machen und ihm einen möglichst „normalen“ Abend zu bieten.