Urlaub in Coronistan. Fototour im Nordosten. Kleiner Erfahrungsbericht.

Toll geschrieben und super fotografiert.... bitte weitermachen. Dessau steht jetzt schon auf meiner to do Liste...LG Heidi
 
Danke für den schönen Einblick in die Bauhausstadt zu Zeiten von Corona. Deine Fotos sind ausgezeichnet.(y)(y)(y)
 
Ihr seid zu gut zu mir :D. Vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich habe vergleichbares mal in einem anderen Forum gemacht, in dem es mehr User gibt als hier. Das war dort praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Da freut mich die Resonanz hier umso mehr.

Aber jetzt geht es weiter.


Am nächsten Morgen geht es weiter nach Potsdam. Hier übernachten wir direkt am Brandenburger Tor – ja auch in Potsdam gibt es ein solches,

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wenige Gehminuten vom Park und Schloss Sanssouci entfernt. Natürlich sind wir zu früh für den Check In im Hotel. Also stellen wir nur unsere Koffer ab und gehen in den Park. Leider ist es wieder bewölkt. Schlossbesichtigung von innen ist ausgeschlossen. Einlassbeschränkung, seit Tagen ausgebucht. Aber der Park bietet mit den zahlreichen Gebäuden genug Abwechslung für mehrere Stunden.

Hauptattraktion ist natürlich das Schloss mit den davor liegende Weinbergterrassen. Auch wenn ich es als Fotomotiv sehr unruhig finde. Treppen, Terrassen, zerstückeltes Grün, unzählige Tore in den Terrassen, dazu ein Schloss, dass in seinen Proportionen irgendwie geduckt wirkt. Ich finde es herausfordernd ein Bild zu gestalten, dass anders ist als der „frontal, mittig vor der Treppe“ Klassiker.

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Wir spazieren durch den weitläufigen Park, immer in Hoffnung auf etwas Sonne. Die bleibt aber erst mal fern.

Während ich mich an einem Pavillon abmühe, hat meine Frau mal wieder das Motiv gefunden. Ich muss (und darf ?) das natürlich kopieren.

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Ich scheine aber aufzufallen, wie ich mich knieend vor dem Pavillon verrenke. Denn als ich aufstehe, um mir das Ergebnis in Ruhe auf dem Monitor anzuschauen, stellt sich eine Frau mit ihrem Smartphone an die gleiche Stelle und fotografiert. Ihr Mann meint: „Da hast du jetzt aber dem Herrn sein Bild geklaut“. Darauf ich: „Das macht nichts, ich habe es ja schon von meiner Frau geklaut, das gleicht es aus“.

Die Orangerie gefällt mir sehr gut. Aber so ganz ohne Licht leider nicht richtig Postkartentauglich.

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Am westlichen Ende des Parks, am Neuen Palais angekommen, zeigt sich für wenige Minuten die Sonne. Das reicht aber nur für eine schnelle Sicherheitsaufnahme, ohne die Zeit nach einem ungewöhnlicheren Bildaufbau zu suchen. Aber man kann sich auch mit kleinen Dingen zufriedengeben.

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Ganz vom Westen müssen wir wieder in den Osten zurück – dabei kommen wir unter Anderem noch am Chinesischen Haus

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und hübschen Entchen vorbei

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– als sich doch noch für etwas längere Zeit die Sonne hinter den Wolken hervortraut und so können wir auch hier – wie schon am Bauhaus – ein paar Aufnahmen wiederholen.

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Etwas fußlahm beziehen wir unser Zimmer. Wir haben – warum auch immer – ein Zimmerupgrade bekommen. Auf 100 qm verteilen sich drei Schlafzimmer, Wohnraum mit offener Küche und großem Esstisch, vier Fernseher (einer davon 1,50 m breit), vier Mobiltelefone und drei Safes.

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Die Frühstücksprozedur ist hier eine andere. Am Abend zuvor füllt man eine Menüliste aus, was man frühstücken möchte. Das wird dann am Tisch – stilvoll auf KPM Porzellan – serviert. Auch eine gute Variante.

Aber so weit ist es noch nicht. Am Abend bummeln wir durch die direkt ans Hotel anschließende, schöne Fußgängerzone bis zum Holländischen Viertel.

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Das ist mal keine gesichtslose Einkaufsstraße wie in vielen Städten. Stattdessen viele kleine individuelle Lädchen in hübschen historischen Gebäuden. Am besten gefällt mir die Wortschöpfung eines Cafes, die Espressionisten. Eigentlich schade, dass wir hier nur eine Nacht sind.

In einem dieser Lädchen halten sich ungewöhnlich viele Vietnamesen auf, die sehr lecker kochen. Es ist etwas trubelig, beinahe hektisch. Bei den Hygienemaßnahmen haben sie sich scheinbar mit der griechischen Gemeinde in Dessau abgesprochen. Damit kein falscher Eindruck entsteht, wir haben uns weder in Griechenland noch in Vietnam unwohl oder unsicher gefühlt. Überall wurde auf Sauberkeit geachtet, Tische desinfiziert. Es schienen uns nur zu viele Personen auf engem Raum zu sein. Ich gehe aber davon aus, dass irgendein Amt das so abgesegnet hat.

Nach grünem Papayasalat und Ente endet der Tag mit einem Espresso aus der für uns zwei völlig überdimensionierten Nespresso Gemini CS223, die in unserem „kleinen“ Zimmerchen steht.



Im nächsten Teil geht es nun endlich an die Ostsee. Der ist aber noch nicht geschrieben. Kann also ein paar Tage dauern.

Jochen
 
Danke Jochen! Dein Bericht ist sehr informativ und mit ausgezeichneten Bildern versehen.
Deutschland ist uns vertraut und somit fehlt das exotische Flair, aber wie man an deinem Bericht sieht, lässt es sich sehr gut Urlaub machen.
Lass dir nicht zuviel Zeit mit der nächsten Station. Wir warten schon gespannt. ;)
 
Ich bin auch auf die Fortsetzung gespannt, und freu mich wenn man mal wieder Reisen darf! Ich war noch nie in Potsdam(aber dafür in New York***frei nach Udo Jürgens***) aber nach deinen Fotos ist Potsdam schon eine Option!
Gruß
Robert
 
Jetzt hat es über zwei Monate gedauert, jetzt soll es mal weitergehen.


Nächstes Etappenziel ist Dierhagen auf dem Darß. Genauer auf Fischland. Oder eigentlich liegt Dierhagen noch knapp auf dem Festland, wird aber Fischland zugeschrieben. Hier bleiben wir eine Woche in der anfangs beschriebenen Ferienwohnung.

Fotografisch geht es hier natürlich hauptsächlich um Landschaft. Und dass es in dieser Landschaft ziemlich kalt sein kann, gerade am windigen Strand, stellen wir schon am ersten Tag fest. Zum kalten Wind gesellt sich auch noch leichter Regen. Und so dauert es nicht lange und wir sind Besitzer neuer Mützen. Das heißt, ein wenig dauert es schon, denn in den Laden dürfen nur begrenzt Kunden. Und so gibt es auch hier EinIasskontrollen. Sind aber die einzigen, die uns in der Woche begegnen. Wir erleben sonst kaum Einschränkungen durch Corona.

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Neben vieler Kleinigkeiten gibt es zwei fotografische Höhepunkte (und einen kulinarischen) in dieser Woche. Einer ist der Weststrand bei Prerow. Die rund dreißigminütige Fahrt unterbrechen wir so ungefähr auf halber Strecke, kurz hinter Ahrenshoop. Dort schauen wir uns einen Strandabschnitt an, an dem es (laut Google Maps) Buhnen gibt. Denn am Weststrand gibt es die laut derselben Recherchequelle nicht. Die Parkuhr schreibt uns vor, dass wir uns hier eine Stunde aufhalten wollen. Die Parkscheinautomaten sind auf Fischland-Darß-Zingst ein kleines Ärgernis. Viele akzeptieren ausschließlich Münzgeld und das nur passend. Das bedeutet ein Euro für eine Stunde oder – Achtung Mengenrabatt – drei Euro für zwei Stunden. Zeitlich dazwischen gibt es nichts. Kartenzahlung (oder Scheine) ist oft nicht möglich. Und wir haben nur einen Euro in Münzgeld. Unsere Aufenthaltsdauer ist also fremdbestimmt. Es gäbe da noch die Möglichkeit mit einer App zu bezahlen. Das bedeutet dann App runterladen, Konto anlegen, Guthaben aufladen, Parkuhr und App miteinander bekannt machen, bezahlen. Ich würde ja gerne eineinhalb Stunden bleiben. Aber nicht die erste davon mit Parkschein bezahlen verbringen.

Die Stunde reicht dann aber für einen schnellen Blick und wir haben ja auch noch Programm für den Tag. Das Wetter meint es heute auch mal gut mit uns und so entstehen die ersten Bilder mit dieser ungewohnten blauen Farbe im oberen Teil. Bin aber mit meinen Aufnahmen noch nicht so recht glücklich. Mir fehlt noch der Blick fürs Motiv. Ich stürze mich noch halb blind auf die für mich unbekannte Landschaft und hoffe, dass die Besonderheiten schon irgendwie auf dem Bild zu spüren sind.

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Es geht weiter nach Prerow, wo wir kurz hinter dem Ort parken. Hier ist eine der Haltestellen der Bimmelbahn (also auf Rädern, nicht auf Schienen), die bis Darßer Ort fährt. Von hier startet ein Rundwanderweg durch den Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, über den wir im großen Bogen bis zum Leuchtturm Darßer Ort laufen. Es sind doch einige Personen auf dem Weg unterwegs und ich denke zum ersten Mal „stell dir vor es wäre Hochsaison“. Aber nur an einer Aussichtsplattform am Nordstrand geht es wirklich etwas gedrängt zu. Bei meinem ersten Kontakt mit Vogelbeobachtern, die sich hier tummeln, kommt mir schon so der Gedanke, dass das ein sehr eigenes Völkchen ist. Da fliegt – zumindest wird es behauptet – ein Eisvogel vorbei und alles ist in heller Aufregung. Jetzt muss man dazu sagen, dass da vielleicht sehr, sehr weit entfernt ein bläulicher Punkt gewesen sein könnte. Schaut mal auf euren Nagel des kleinen Fingers am ausgestreckten Arm. Nehmt davon die Hälfte. Ungefähr so groß war der blaue Fleck. Von den vielleicht dreißig Leuten hatten zwei ein Fernglas und einer ein Teleobjektiv. Alle anderen haben ganz aufgeregt den halben Fingernagel gesehen. Auch ein sehr, sehr, sehr weit entfernter Hirsch wird fasziniert beobachtet.

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(Hirsche bei 200 mm an APS-C)

Mich zieht es eher ans Wasser und zu maritimen Motiven.

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Nach einer weiteren kleinen Wanderung durch die Boddenlandschaft
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gelangen wir zum Weststrand, wo der Leuchtturm und der Strandabschnitt in unmittelbarer Nähe eine Art Sammelpunkt für viele Wanderer bilden.

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Aber schon wenige Meter rechts oder links den Strand entlang verläuft sich das und wir sind fast allein.

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Hier habe ich mehr Ruhe als zuvor bei Ahrenshoop und es gelingen mir ein paar Aufnahmen, mit denen ich ganz zufrieden bin. Die sind aber immer noch ein gutes Stück weg von dem, was ich mittlerweile hier in der Galerie vom Darß gesehen habe. Na ja, man braucht ja auch Ziele für die Zukunft.

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Der Rückweg wird dann sportlich. Wir müssen die Bimmelbahn erreichen, die uns zurück zum Parkplatz bringt. Das sind knapp 2,5 km in sehr strammen Marsch. Die Alternative wäre 35 Minuten warten.
Wir sehen die Haltestelle aus der Ferne, da taucht die Bahn auf. Aber bis alle ausgestiegen sind dauert es dann noch ein paar Minuten und wir sind rechtzeitig da.
Am Parkplatz angekommen gibt es noch Fischbrötchen auf die Hand, als Stärkung für die Fahrt zurück nach Dierhagen.

Generell freuen wir uns hier auf frischen Fisch und die meisten Restaurants haben auch eine umfangreiche Fischkarte, auch wenn die von Restaurant zu Restaurant oft recht ähnlich ist. Aber zur Abwechslung gibt es ja noch das Dat Schnitzelhus. Ein bis zwei Tage vorher einen Tisch zu reservieren schadet nicht oder man geht sehr früh essen, das hat auch funktioniert.

Egal ob Fischrestaurant oder Schnitzel, fast immer steht auch einer der Ost-Klassiker Steak au four auf der Karte. Das ist, laut Wikipedia, „ein Schweinesteak, das mit Würzfleisch bedeckt und mit Käse überbacken ist“. Klingt für mich Herztod wegen Überfettung. Meine Frau – gebürtig aus Halle/Saale – sagt zu Linsen mit Spätzle (aus meiner Heimat) immer „ich esse doch keine zwei Beilagen und behaupte es wäre ein Hauptgericht“. Fleisch mit Fleisch überbacken geht also. Aber über zwei der allerleckersten Beilagen der Welt beklagt man sich. Jedenfalls ist der Wikipediabeitrag zu Linsen mit Spätzle länger als der zu Steak au four. So, wer hat jetzt gewonnen ?.

In den Lokalen in Dierhagen wird die Hygieneverordnung strenger durchgesetzt als die Tage zuvor. Man wartet an der Tür bis man abgeholt wird, die Tische stehen weiter auseinander, wenn die maximal erlaubte Besucherzahl erreicht ist, wird keiner hereingelassen. Dabei wird versucht, es dem Gast so angenehm wie möglich zu machen und ihm einen möglichst „normalen“ Abend zu bieten.
 
Bin erst jetzt auf diesen Thread gestossen... (y)(y)(y)
Welch ein Zufall, dass ich genau heute weiter mache (y) .

Dann hast du aber vielleicht bemerkt, dass mittlerweile ein paar Bilder entfernt wurden. Wie sich herausgestellt hat, kann es eventuell zu rechtlichen Problemen mit Bildern kommen, die im Bauhaus aufgenommen wurden oder in den Meisterhäusern, denn die Rechte liegen noch bei den Erben von Walter Gropius.
 
Tolle Mütze? und schön, dass es mit dem Bericht weitergeht. Ich kenne die Ecke gut, war dreimal in Dierhagen und bestimmt achtmal am anderen Ende in Zingst. Über die Parkpreise in Ahrenshoop habe ich mich auch schon oft geärgert, so fahre ich nun öfter nur durch als das ich anhalte. Auch das umliegende Festland ist schön und im Herbst kann man sehr schön die Rast der Kraniche beobachten. Die sind per se etwas größer als der Eisvogel ?. Das macht es leichter. Ja und der Weststrand... immer wieder schön, immer wieder anders. Ich nutze oft den Zugang über den Parkplatz Drei Eichen, kurz hinter Ahrenshoop, wenn man von Dierhagen kommt. Man läuft knapp 2 km durch den Wald, kommt aber an einen Strandabschnitt, der nicht so überlaufen ist.... ich hoffe, es geht noch weiter! freue mich auf mehr ??. LG Heidi
 

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