Fotografieren von Nichtsichtbarem

@Ray: Kopfkino ist gut! Auf jeden Fall ein Bild, das mich zum längeren Betrachten bringt. Es ist "interpretationsoffen", aber auch nicht zu
offen, also nicht "beliebig". Ich muss noch etwas in mich gehen, damit ich nicht so viele Anführungszeichen benutzen muss
@Herbert: siehe #64
 
  • Like
Reaktionen: Ray
Nun, das Darstellen von Empfindungen ist eben das, was ich meinte. Kann man Trauer/Traurigkeit darstellend fotografieren? Beklommenheit?
Ich habe es vor Jahren mal ganz spontan gemacht. Weil - mir war danach und das fühlte ich. Nur - konnte mich das so transportieren?


T1IMG_4389_1.jpg
 
Ich habe es vor Jahren mal ganz spontan gemacht. Weil - mir war danach und das fühlte ich. Nur - konnte mich das so transportieren?
Hallo Bruno,
erst einmal ein kurzes Willkommen! Manchmal läuft es einfach nicht so wie man es gerne hätte. Aber ich freue mich, dass du wieder da bist.
Zu deinem Bild: Ich denke, du konntest die Trauer gut transportieren, denn Trauer bedeutet auch immer ein Getrennt sein von anderen oder ein Gefangen sein in der Trauer. Aber, wie es bei Gefühlen nun mal so ist, wird jemand anders mit einem anderen Hintergrund etwas anderes fühlen. Für den kann der Zaun z.B. ein Eingesperrt sein bedeuten oder auch ein Ausgesperrt sein.
Als Beispiel dafür möchte ich das Bild von Ray anführen #79. Welche Gefühle das Bild auslöst, ist für den Betrachter wichtig mit welcher Person er sich identifiziert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist alles sehr schwierig.

Mein erster Gedanke: Spiel mit der Unschärfe. Dem armen Tier läuft das Gitter durch den Kopf ... Unsensibel halt ...
 
Welche Gefühle das Bild auslöst, ist für den Betrachter wichtig mit welcher Person er sich identifiziert.
Wow.....
Das ist der nächste Aspekt - kein Bild ist omnipotent. Die Wirkung hängt allein vom Betrachter ab.
Damit stellt sich wieder die Frage der Sinnhaftigkeit meines Tuns. Wenn jeder etwas anderes in das Bild hinein interpretiert, eingeschlossen mich selbst, wie kann ich dann eine bestimmte Bildaussage erarbeiten? Oder anders herum - Wenn niemand das sieht, was ich meine, wozu soll ich dann ein Bild machen? Schöne Bilder kann jeder machen - die treffen auch jedermanns Geschmack.
Ähnlich ist es in der Musik. Früher hat man Musik noch aus dem Bauch heraus gemacht, mit Herzblut (ich komme mir schon richtig alt vor... :unsure: ). Die kennt man heute noch und die wirkt immer noch genauso. Die heutige Musik ist synthetisch gemacht, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Wirkung von bestimmten Beats und Harmonien. Die hörst du heute und hast sie morgen vergessen.
 
Oder anders herum - Wenn niemand das sieht, was ich meine, wozu soll ich dann ein Bild machen?
Ich mache ein emotionales Bild nicht für andere, sondern für mich. Vielleicht oder wahrscheinlich, weil es meine momentane Situation erfasst, bzw. darstellt. Wenn sich andere davon angesprochen fühlen oder sogar gleiche oder ähnlich Emotionen dabei empfinden, dann finde ich es schön, aber es war nicht der Antrieb für seine Entstehung.
Frei nach Descartes: Ich fotografiere, also bin ich.
 
Ich mache ein emotionales Bild nicht für andere, sondern für mich. Vielleicht oder wahrscheinlich, weil es meine momentane Situation erfasst, bzw. darstellt. Wenn sich andere davon angesprochen fühlen oder sogar gleiche oder ähnlich Emotionen dabei empfinden, dann finde ich es schön, aber es war nicht der Antrieb für seine Entstehung.
Frei nach Descartes: Ich fotografiere, also bin ich.
Du hast natürlich vollkommen recht. Dann muss ich den Satz umformulieren: Warum zeige ich anderen meine Bilder??
 
Du hast natürlich vollkommen recht. Dann muss ich den Satz umformulieren: Warum zeige ich anderen meine Bilder??
Dafür gibt es viele Beweggründe. Aber, wenn du die emotionalen, mit eigenen Gefühlen beladenen meinst, so ist es doch so, dass man die Gefühle teilen möchte, weil es dann leichter wird, vorallem, wenn man gleich schwingende Betrachter findet. Der alte Spruch "Geteilte Freude ist doppelte Freude, geteiltes Leid ist halbes Leid" ist immer noch gültig.
 
...vorallem, wenn man gleich schwingende Betrachter findet.
Dann fühle ich mich bestätigt. Ich finde, dass die gleich schwingenden Betrachter - bildhaft gesprochen - den Deckel auf den Topf setzen, in dem man selbst sitzt. Es ist schwierig, dann nicht darin sitzen zu bleiben, es ist ja so gemütlich!
Es ist eine weitere Herausforderung, auch die nicht gleich schwingenden Betrachter so anzusprechen, dass sie die emotionale Botschaft des Bildes empfinden. Auch ohne dass ein Begleitheftchen beigefügt werden muss!
Genau an dieser Stelle stecke ich fest.
 
Genau an dieser Stelle stecke ich fest.
Löse Dich von diesem Glaubenssatz. Du steckst nicht fest - Du bewegst Dich - sonst würdest Du nicht an dieser Diskussion teilnehmen.
Du hast einen Punkt....., nein ein Komma erreicht, nach dem es weiter geht.

Panta rhei .......................................
 
Dann kannst du es nicht fotografieren, aber versuchen, es in einem Foto darzustellen ...
Ich habe die mittlerweile 80 Beiträge interessiert und teils vergnüglich gelesen. Das Thema ist doch ebenso spannend wie beinahe unlösbar.

Herbert in Gänze folgend sind physikalische Dinge wie Wind oder Töne nicht fotografierbar.
Auch nicht physikalische Dinge wie Gefühle oder Eigenschaften sind im eigentlichen Sinne nicht fotografierbar, da man sie mit den Augen nicht sehen kann.
Es stellt sich also die herausfordernde Frage, was wir auf einem Bild wie darstellen können, damit der Betrachter die Intention erkennen kann.

Damit beschäftige ich mich seit etwa 2 Jahren, nachdem meine beiden Töchter mich zu familiären 'Foto-Challenges' eingeladen haben. Dabei stellen wir uns 20 Themen, zu denen jeder ein Foto beibringen muß. Dabei sind auch Themen wie 'Menschlichkeit', 'Ideale' oder 'Jetzt'.
Uns kommt es dabei nicht auf die technisch-fotografische Qualität an, sondern darauf, das Thema zu treffen....und dabei scheitern wir manchmal ganz ordentlich, aber wir haben viel Spaß!

Mir persönlich gefiele ein solch nicht sichtbares Thema in einem d-pixx Wettbewerb durchaus einmal, da es uns ganz anders fordern wird.

Praise me or bash me!
Hier mein Foto zum Thema 'Jetzt', bei dem der immer richtige, absolute, zeitliche Moment festgehalten werden sollte, egal, ob er in 3 Minuten, 2 Wochen oder 40 Jahren abgefragt würde. Ich würde mich sehr über Eure Kommentare und Meinungen freuen...aber bitte nicht erläutern, daß eine Sonnenuhr nachts nicht die Zeit anzeigJetzt.jpgen kann ;-)

LG Jürgen
 

Oben