Teil 7 – Jetzt wird das Kleine richtig groß!
Wir haben uns ja nun langsam voran gearbeitet: von kleineren ABM (mit Makroobjektiven) bis zu 2:1 oder auch etwas mehr (mit Zwischenringen oder Balgengerät), von geringer Schärfentiefe zu ganzheitlich scharfer Abbildung mittels „Stacking“.
Aber auch mit den bisher erreichten ABM sind manche Dinge einfach immer noch zu klein, um ausreichend Details zu erkennen. Da muss es doch auch noch eine Lösung geben…
Gibt es auch – es gibt ja eben mittlerweile Makro-Objektive mit einem ABM bis zu 5:1. Leider haben solche technischen Glanzstücke nicht nur einen großen ABM – auch der Preis ist rekordverdächtig! Und die Möglichkeiten für Fotos "aus der Hand", sind ab einem gewissen ABM wirklich nicht mehr vernünftig umsetzbar.
Was macht nun jemand, der zwar einen großen ABM nutzen, aber nicht gleich vierstellige Summen stemmen möchte?
Wenn er rein manuelle Fotografie (also keine Datenübertragung Objektiv zur Kamera) schätzt, stationär arbeitet (also Stativ und möglichst Makroschlitten)…ja dann könnte er auf die Idee kommen, Mikroskop-Objektive zu nutzen.
Mikroskop-Objektive? Ja…genau diese kleinen Dinger, die unten an Mikroskopen d’ran sind! Die gibt es ab Vergrößerungen von 1,25x - hier nutze ich zunächst ein 4x-Objektiv …und damit ist schon richtig was möglich. Auch hierbei ist natürlich ein Adapter zum Kameraanschluss notwendig, der aber auch nur wenige Euro kostet. Ein solches Objektiv ist ebenfalls für ein Taschengeld zu haben. Bereits ab etwa 20€ ist es in guter Qualität zu erhalten. Je höher die Vergrößerung ausfällt, je höher steigt allerdings auch hier der Preis. Jedoch sehr moderat: für ein 10x-Objektiv sind es gerademal gute 50€. Man kann natürlich Objektive von Zeiss erwerben – diese liegen dann wieder beim zehnfachen Betrag – und sind für unsere Zwecke nicht zwingend notwendig!
Wenn ihr es mal ausprobieren wollt, so achtet auf den Zusatz „PLAN“ in der Objektivbezeichnung! Das bedeutet nämlich, dass ein solches Objektiv ein völlig planes Bildfeld bietet und eine entsprechend unverzerrte (keine Bildfeldwölbung) Motivwiedergabe ermöglicht!
Moderne Plan-Achromatische (ja…die kleinen 3-Linser sind auch Farbkorrigiert) Objektive haben ein Bildfeld von 22-25mm – sind also ideal für APS-C oder kleinere Sensoren. Bei Vollformat gibt es durchaus schon mal eine runde Vignettierung. Aber das ist meist nur marginal an den Rändern sichtbar und lässt sich auch im Nachhinein beheben.
Es gibt bei diesen Mikroskopobjektiven zweierlei Varianten: einmal welche, die auf Unendlich korrigiert sind (die benötigen ein „zwischengeschaltetes“ Objektiv zum scharfstellen!) und einmal welche, die für eine bestmögliche Bildwiedergabe einen bestimmten Abstand von der Hinterlinse zum Sensor benötigen. Auch dieser Abstand ist Bestandteil der jeweiligen Objektivbezeichnung. Letztere Variante ist einfach zu handhaben und benötigt für den Abstand entweder ein festes „Rohr“ (quasi ein langer Zwischenring) oder eben einfach ein Balgengerät, welches auf den passenden Abstand (kommt nicht auf den Millimeter an) ausgezogen wird.
Die Beschriftung auf dem Objektiv bedeutet:
Plan = eben für eine plane Wiedergabe korrigiert
4 = Vergrößerungsfaktor
0.10 = numerische Apertur (Blende)
160 = Arbeitsabstand (Hinterlinse-Sensor)
0.17 = optimale Dicke des Deckglases (kommt nur bei der Verwendung an Mikroskopen zum tragen)
Bei diesen kleinen Linsen kommt natürlich trotz der vermeintlich großen Blendenöffnung nicht gerade das meiste Licht beim Sensor an. Es ist also in jedem Fall eine künstliche Lichtquelle notwendig. Leistungsstark und überdies auch noch ganz gut regelbar sind Speedlights – also die handlichen Blitzgeräte, die man entweder passend zur Kamera oder auch als einfachere Version erwerben kann. Die einfache Version reicht hier eigentlich aus: wir richten das Licht mit einigen Testaufnahmen ein und dazu reichen auch einfache Blitzgeräte. Sie sollten sich nur in der Leistung regeln lassen (meist in Schritten von 1/1 bis 1/128 Leistung – dazu ggf. noch in Teilschritten).
Ein Blitzgerät kann bereits ausreichend sein, zwei sind manchmal besser. Damit lässt sich das Licht etwas dreidimensionaler gestalten und das Motiv wirkt plastischer.
Hat man nur ein Licht zur Verfügung sind in jedem Fall Reflektoren notwendig. Einerseits um vorhandene Schatten aufzuhellen aber auch eben um das Licht etwas lebendiger werden zu lassen.
Jetzt aber nicht an normale Reflektoren denken! Hier bewegen wir uns in Millimeterbereichen! Die Motive befinden sich in einem Bereich von etwa 5mm vor der Frontlinse! Da ist nicht viel Platz für eine normale Ausleuchtung. Kleine Stückchen weißen Papiers oder Alufolie, unter oder neben dem Motiv platziert, sind meist ausreichend – machen aber durchaus etwas Mühe beim Ein-/Ausrichten! Daher eben Probeaufnahmen!
Das Licht aus dem Blitz sollte unbedingt mit einem Diffusor gesoftet werden! Der Diffusor streut das Licht, verringert harte Kontraste und sorgt für eine etwas schattenfreiere Ausleuchtung. Neben der bereits beschriebenen Version für einen Blitzvorsatz, gibt es auch noch die Möglichkeit einen Diffusor direkt am Motiv zu plaziere: weil unsere Motive jetzt sehr klein werden, kann hier z.B. ein entsprechend aufgeschnittener Kunststoff-Trinkbecher helfen. Der Becher wird wie ein Rohr (er erhält unten einen kleinen Schlitz) über das Motiv geschoben und wirkt ähnlich wie ein Lichtzelt im Kleinformat. Auch helfen hier ggf. kleine Stücke Architektenpapier – das ist als Diffusor immer gut!
Die Diffusoren oder auch die Aufheller lassen sich übrigens gut mit flexiblen Armen („dritte Hand“) mit Krokoklemmen am Ende halten. Hier kann man –wie so oft in der Fotografie- sehr kreativ werden.
Aufbau im Ganzen, Vollformatkamera mit Balgen auf Macro-Rail, Blitz mit Selbstbau-Diffusor und Funkauslösung
Man sieht das kleine Papierstück als Reflektor, um auch Licht auf die Unterseite des Motivs zu erhalten.
So klein ist die Fliege...hier auf der Spitze eines (grün-bemalten) Zahnstochers
...und DAS kommt dabei heraus!
Also ICH bekomme durch eine solche Sicht auf diese winzigen Wesen eine gewisse Ehrfurcht...es ist einfach alles ein Wunder der Natur!
Viel zu schade (wertvoll?), um es mit einem KLATSCH zu töten...
Eine weitere Möglichkeit unsere kleinen Motive zu erhellen sind aber auch LED-Dauerlichter. Hier gibt es sehr praktische, kleine, flexible Leuchten von einem Schwedischen Möbelhaus! Diese kleinen Leuchten lassen sich über USB betreiben und sind durch ihre geringe Baugröße ideal für unsere beengten Platzverhältnisse. Allerdings ist die Lichtausbeute deutlich geringer, als beim Blitzlicht und daher wird hier die Belichtungszeit länger. Bei stabilem Stativ und ggf. Spiegelvorauslösung (natürlich nur bei DSLR) sollte dies aber auch ohne Verwackeln funktionieren.
Man sieht hier (Aufnahme mit Smartphone) deutlich eine wärmere Farbwiedergabe!
Auch bei den LED-Leuchten sind Diffusoren weiter hilfreich, obwohl hier das Licht nicht ganz so harte Schatten wie beim Blitz erzeugt. Und Hinweis: bei der Nutzung an (wie oben gezeigt) "Power-Banks" kann es zu einer Abschaltung kommen! Manche Power-Banks schalten bei zu geringer Last nach einiger Zeit ab. Dann besser über den USB-Anschluss des PC / Notebook oder Steckerlader nutzen!
Noch ein Hinweis: Blitzlicht sorgt eigentlich immer für eine neutrale Farbwiedergabe – bei den LED-Leuchten kann es durchaus zu Farbabweichungen kommen. Diese sind aber in der Nachbearbeitung schnell wieder ausgebügelt.
Ich habe die LED-Leuchten nur Testweise genutzt - vorzeigbare Bilder gibt es davon noch nicht.
Da dieses Forum leider immer noch nicht mehr als 10.000 Zeichen zulässt
...geht es im nächsten Beitrag weiter!