Teil 4 – Wie ist das Licht?
Das Licht bei der Makrofotografie ist manchmal eine Herausforderung. Idealerweise fotografiert man an leicht bedeckten aber hellen Tagen – einen besseren Softener als die Wolken gibt es nicht.
Gibt es keine Wolken, sucht man sich die Motive wohl eher am frühen Morgen oder Abend. Die Sonne steht tief und es gibt meist schön weiches Licht, welches zudem auch die Farbdarstellung noch begünstigt (aber trotzdem auf evtl. Farbstiche achten! Ggf. ein manueller Weißabgleich bei der Nachbearbeitung)
Leichte Schattenwürfe können mittels Aufheller (weißer Karton DIN A4 oder auch professioneller Aufheller, faltbar, z.B. 30-40cm) gemildert werden.
Schlimm kann es in voller Sonne werden. Hier sind die Schatten oft sehr tief und andererseits kann das Licht –gerade auf reflektierenden Materialien wie Chitinpanzer, Flügel, etc…- zu sehr störenden Reflexionen führen.
Zu helle Sonne kann durch Diffusoren abgemildert werden. Oft sind solche Hilfsmittel als Kombi zusammen mit Aufheller im Angebot. Diese Teile sind sehr robust für den Außeneinsatz, können klein gefaltet werden und haben in voller Ausdehnung 30-40cm Durchmesser (es gibt natürlich auch größere Durchmesser, diese sind jedoch eher nicht für Makro geeignet) und überdies für wenige Euro zu haben. Sollte ich keiner Fototasche auf dem Weg zur Outdoor-Makrofotografie fehlen.
Ein Problem bei Abschattern oder Aufhellern kann aber sein, dass man eine extra Hand braucht, um das Teil im richtigen Winkel zum Motiv zu halten. Hier kann eine weitere Person helfen, oder wenn man alleine sein sollte, ein kleines Stativ, bzw. ein Bodenspieß an dem das Hilfsmittel angebracht werden kann.
Aber selbst wenn das Licht ausreichend weich genug ist, so stimmt doch manchmal einfach die Lichtrichtung nicht. Bei ortsfesten Motiven (z.B. Blumen) kann man ggf. noch durch eigene Standortwechsel für die richtige Lichtrichtung sorgen – bei Insekten, die teilweise nur kurz verweilen, ist das meist nicht möglich.
Man könnte ja auf die Idee kommen, das beschattete Motiv mit einem Blitz (Dauerlicht eignet sich bedingt, weil meist die Leistung zu gering ist. Es ist nämlich immer auch die Verschlusszeit zu beachten – Wind- und/oder Eigenbewegungen des Motivs verursachen sonst Unschärfe) aufzuhellen. Das kann auf mehrere Arten geschehen.
Des Weiteren gibt es natürlich bei den neueren Sensoren die Möglichkeit, die Empfindlichkeit herauf zu setzen. Je nach Sensorgröße muss man aber auf Rauschen achten. In jedem Fall ist dies immer noch eine Möglichkeit, die nicht ausser acht gelassen werden sollte – und Versuch macht klug! So lernt man auch die Fähigkeiten der eigenen Kamera kennen.
Sichtbares Rauschen bekommt man zwar auch mittels geeigneter Programme in der Nachbearbeitung in den Griff, man verliert jedoch ggf. doch feine Details.
Wobei sich Rauschen auch nicht nur unbedingt nach Höhe der ISO entwickelt! In hellerer Umgebung macht sich die Erhöhung der Empfindlichkeit nicht so stark bemerkbar, wie in dunklem Umfeld!
Probiert es mal aus!
Kommen wir noch einmal zum Blitz zurück: es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass Insekten nicht geblitzt werden sollen, da sonst Verletzungen an den Komplexaugen auftreten können. Dies ist jedoch bisher nicht belegt und man sollte natürlich auch nicht direkt mit voller Leistung aus geringer Nähe blitzen. Dadurch könnte die Energie des Blitzes eines Leistungsstarken Speedlights evtl. doch schon Schädigungen herbeiführen.
Bei meinen zahlreichen Makroaufnahmen mit Blitzunterstützung konnte ich noch nicht einmal eine Irritation des Motivs feststellen. Fliegen blieben einfach sitzen (meist ja auch in voller Sonne) und Bienen oder Schwebfliegen sammelten weiter ihren Nektar von den Blüten…
Die Komplexaugen (bis zu 28.000 Einzelaugen) sind auch eher wenig lichtempfindlich. Ihre Stärke haben sie in der zeitlichen Auflösung von Bewegungen und der Rundumsicht. Trotzdem wollen wir unsere kleinen Models natürlich nicht verletzen.
Also als Hinweis: bitte nicht direkt und auch nur mit mäßiger (notwendiger) Leistung blitzen – es sollen nur die Schatten aufgehellt werden und nicht das Insekt gegrillt werden.
Jetzt aber zum „basteln“…
Das Problem bei externer Beleuchtung ist meist die zu kleine Leuchtfläche im Verhältnis zum Motiv. Dies erzeugt harte, kräftige Schatten und daher nutzt man ja auch „Softboxen“. Diese streuen das Licht der relativ kleinen Lichtquelle über einen großen Bereich, so dass das Licht weich erscheint.
Dies wollen wir nun auch für unsere Makroaufnahmen nutzen.
Mein genutztes Speedlight (ein Systemblitz, der auch in Verbindung mit der Kamera direkt die Belichtung regelt (die Kamera schaltet den Blitz bei Erreichen der korrekten Belichtung ab) hat eine Leuchtfläche am Blitzkopf von gerade einmal 6x3cm also 18cm².
Der Vorsatz, den wir basteln wollen kommt auf eine Leuchtfläche von 15x13cm …also schon 195cm²! Das ist eine um den Faktor 11-fach größere Leuchtfläche.
Wie machen wir das nun?
Wir benötigen nur wenige Hilfsmittel und Werkzeug:
Eine Pappröhre (z.B. von Chips, Tennisbällen, etc…), etwas Architektenpapier, ein Stück Rettungsfolie und als Werkzeuge ein scharfes Cuttermesser und etwas Klebstoff. Für einen besseren Sitz auf dem Blitz ist ggf. noch ein Stück Hartschaum nützlich. Un ein paar kleine Stücke Bastelfilz kann noch die Oberfläche des Blitzkopfes schonen – beim auf- oder abschieben des Diffusorvorsatzes.
Das Material…
Idee ist, dass das Blitzlicht nicht direkt auf das Motiv fällt, sondern über einen Umweg (ja – kostet Licht!) und durch Diffusoren weich auf das Motiv trifft.
Dazu schneiden wir die Röhre in den unteren 2/3 der Länge nach auf. An den Enden des Schnittes setzen wir jeweils einen Querschnitt über etwa die Hälfte der Röhre. Nun können wir die Röhre wie mit zwei Flügeltüren öffnen.
Den Innenraum der Röhre bekleben wir mit silberner Rettungsfolie (das ist etwas fummelig), um die Lichtleistung nicht zu stark zu schwächen. Die Öffnung wird mit einem Stück Architektenpapier beklebt und wir spannen (kleben) auch ein solches Stück zwischen die weit geöffneten Flügel.
Nun haben wir zwei Ebenen zur Diffusion. Mit etwas Geschick lässt sich aus Hartschaum ein passgenaues Stück schnitzen, damit der Vorsatz schön stramm auf dem Blitzkopf sitzt.
Wie ist nun die Wirkung? Ein Treppenhausfund hilft da weiter… (hier ein schnelles Handy-Foto!)
Die kleine Fliege (etwa 8mm groß) ist ein recht praxisnahes Motiv (wir werden sie später noch einmal wiedersehen) und ist nun in drei Aufnahmen zu sehen (Aufnahmen vom Stativ mit 100mm (154mm @KB) Makro, f10, Spiegelvorauslösung und an der Naheinstellgrenze). Die Bilder sind für eine bessere Bewertung der Lichtqualität zusätzlich noch gecropt:
Zuerst ohne Blitzunterstützung, sondern mittels ISO-Erhöhung. Die Aufnahmen fanden im Zimmer bei sehr hellem Deckenlicht statt. Trotzdem muss hier nicht nur die Verschlusszeit auf 1/30s herunter geregelt werden, sondern die Automatik geht auch auf ISO 40.000! Das macht sich natürlich in einer eher grottigen Bildqualität bemerkbar.
Im zweiten Bild ist das Speedlight auf der Kamera, aber ohne Vorsatz. Nun kann ich auch bequem im manuellen Modus fotografieren und die ISO klein (200) und die Verschlusszeit hoch (1/160s) halten. Das Bild wird deutlich besser, aber es gibt harte, dunkle Schatten und eben auch einige arg kräftige, metallische Reflexe.
Im dritten Bild ist der Vorsatz auf den Blitzkopf aufgeschoben und das Licht ist deutlich weicher. Man merkt es an der geringeren Schattenbildung und Reflexe sind kaum noch zu bemerken. Insgesamt ist diese Version für mich deutlich angenehmer und natürlicher.
Der hier vorgestellte Blitzdiffusor kann aber nicht nur auf dem direkt auf der Kamera sitzenden Blitz betrieben werden, sondern natürlich auch auf einer separaten Befestigung (mittels Schiene) neben der Kamera oder auch frei in der Hand gehalten (wobei sich dann wieder das Probelm einer ggf. "fehlenden" Hand auftut).
Dabei kann der Blitz entweder mittels Kabel (Preiswert und Steuerung durch die Kamera möglich!) oder auch mit einem Funkauslöser (preiswert-ohne Steuerung und preislich gehobener Bereich bei sytemischer Unterstützung) angesteuert werden.
Ich hoffe, das Lesen war nicht zu langweilig und es agb den ein oder anderen Tipp.
Viel Spaß beim Basteln und…
…Fortsetzung folgt…