Fotografieren von Nichtsichtbarem

Auch die physikalische Wärme kann nur auf dem Umweg über Wärmebildkameras "sichtbar" gemacht werden.
Mein Auge kann sie nicht erkennen, sondern nur die Reaktion, die sie auslöst.
Das geht mir dann aber in der Betrachtung, was man alles nicht kann, zu weit. Denn die Dinge um uns herum sehen wir ja auch nur aufgrund der Reaktion die Licht und Reflexion auf der Netzhaut auslösen. Wärme kann ich mit Hilfsmitteln sichtbar machen, Wind nicht.
 
Ich möchte den Wind (der ist auch nur ein Beispiel) nicht sichtbar machen, sondern fühlbar. Ein Foto kann das, meine jedenfalls ich.
Ich weiß nur noch keinen Weg, das zu erreichen und sammle Tipps dafür. Einige Anregungen habe ich schon von euch bekommen und sammle weiter. Bestimmt macht es irgendwann bei mir "Klick".
 
Mir fallen Beispiele aus dem Film Bereich ein, wie etwas für den Zuschauer greifbar/erkennbar gemacht wird, ohne dass er es wirklich sieht. Es ist eine Szene aus dem Film "... und jeder sucht sein Kätzchen". Man sieht eine Frau von hinten an einer Fußgängerampel, im Hintergrund ein Bahnhof - Schnitt - die gleiche Frau bis zum Hals im Meer - Schnitt - gleicher Bahnhof, gleiche Ampel, gleiche Frau, diesmal von vorn.

Für den Zuschauer ist es wichtig wissen, dass die Frau im Urlaub war. Es ist aber nicht wichtig zu zeigen, dass sie im Urlaub war. Man muss es nur verstehen. Und das wird in dem Film so gut gemacht, dass ich mich auch 25 Jahre später immer noch daran erinnere und es mich sogar in gewisser weise bei meiner täglichen Arbeit bis heute beeinflusst.
Aber es ist eine sequenzielle Erzählung und kein Einzelbild.

Ein weiteres Beispiel ist aus einem meiner Lieblingsfilme "Funny Games". Es ist kein Film für schwache Nerven, denn er ist ziemlich brutal. Das besondere dabei, es wird kaum eine wirklich brutale Szene gezeigt. Das spielt sich alles nur im Kopf des Zuschauers ab. Das gipfelt in einer Szene in der man hört wie etwas hartes aber kleines auf einem Holzboden auftrifft und kurz danach sieht man den Golfball über den Boden rollen. Beim Zuschauer löst diese harmlose Szene blanke Panik aus. Man sieht also einen Golfball, gezeigt wird aber Angst, Entsetzen, Panik, Schmerz. Also alles Gefühle, die man eigentlich nicht abbilden kann. Alles in einem Golfball. Für mich eine der bemerkenswertesten Szenen der Filmgeschichte. Aber hier benötigen die Produzenten gut 60 Minuten um den Zuschauer dazu zu bringen dies alles in einem Golfball zu erkennen. Und 60 Minuten auf ein einzelnes Standbild zu reduzieren wird wohl schwierig.
Wie also lässt sich Film auf ein Standbild übertragen? Ich denke weiter darüber nach.
 
A) Man kann fotografieren, was man sieht - auch wenn es nicht existiert, wie etwa Spiegelbilder oder Regenbogen.

B) Wenn man etwas nicht sieht, obwohl es existiert, kann man es nicht fotografieren - wie etwa Wind, Wärme oder Kälte.

C) Wenn man etwas fotografieren will, was man nicht sieht, muss man sich auf die Auswirkungen konzentrierten - wehende Blätter, Unschärfe durch flirrende Menschen, Füße in dicken Wollsocken usw. usf.
 
A) Man kann fotografieren, was man sieht - auch wenn es nicht existiert, wie etwa Spiegelbilder oder Regenbogen.

B) Wenn man etwas nicht sieht, obwohl es existiert, kann man es nicht fotografieren - wie etwa Wind, Wärme oder Kälte.

C) Wenn man etwas fotografieren will, was man nicht sieht, muss man sich auf die Auswirkungen konzentrierten - wehende Blätter, Unschärfe durch flirrende Menschen, Füße in dicken Wollsocken usw. usf.
Howgh, der Häuptling hat gesprochen 😁
 
Das spielt sich alles nur im Kopf des Zuschauers ab.
Genau das ist der Ansatz. Man muss dem Betrachter nicht die Zeit zeigen. Man muss dafür sorgen, dass das Bild von Zeit in seinem Kopf entsteht.......................... :unsure: ..................................................:unsure:.......................:cool:
................oder Geräusche, oder Wind, oder Wärme............................
 
Hätte natürlich heißen sollen:

Unschärfe durch flirrende Luft, Füße in dicken Wollsocken ....

War aber in Eile ... ich hörte Kaffee und Kuchen rufen!

Aber @Ray bringt es auf den Punkt!
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau das ist der Ansatz. Man muss dem Betrachter nicht die Zeit zeigen. Man muss dafür sorgen, dass das Bild von Zeit in seinem Kopf entsteht.......................... :unsure: ..................................................:unsure:.......................:cool:
................oder Geräusche, oder Wind, oder Wärme............................
Wobei jedoch der Golfball auch wieder ein "sichtbares" Hilfsmittel darstellt!
Es gibt nun mal Dinge die sich nicht fotografieren lassen (bzw. nur mit Hilfsmitteln ), man das akzeptiert lebt es sich leichter!
 
Das will mein Innerstes nicht akzeptieren..... Bisher gab es für alles einen Weg.....
Mein Physiklehrer sagte uns bereits in der 5. Klasse: "Kräfte kann man nicht wahrnehmen oder messen, aber deren Wirkungen". Und so kann man wohl auch fotografisch nur das darstellen, was wir durch sinnliche Wahrnehmung (Ästhetik) erkennen. Da empfehle ich doch jedem Interessierten das leider nur über Antiquariate erhältliche Buch von Jürgen Weber "Gestalt, Bewegung, Farbe - Kritik einer reinen Anschauung".
Damit erhält man schon eine verdammt wichtige (Basis-) Bodenhaftung im grafischen Bereich. Und es bleibt für Künstler die Aufgabe, diese Erkenntnisse mit maximaler Kreativität umzusetzen.
 
Das will mein Innerstes nicht akzeptieren..... Bisher gab es für alles einen Weg.....
Und es bleibt für Künstler die Aufgabe, diese Erkenntnisse mit maximaler Kreativität umzusetzen.

Ich kann beides unterschreiben, denn: maximale Kreativität setzt zwar um, aber erweitert auch. Wenn man das aus dem Blick verliert,
kann die Bodenhaftung "verdammt" unangenehm werden... ;)
Auch von mir eine Buchempfehlung für Interessierte: die Bücher und Downloads von David DuChemin
 
Es gibt nun mal Dinge die sich nicht fotografieren lassen
Rein technisch gesehen völlig richtig! Ich stolpere innerlich nur über zwei Sachen:
1. Fotografieren ist mehr als nur eine technische Disziplin.
2. Wenn es "Dinge" "gibt", müsse sie sich auch fotografieren lassen.
Ich weiß zwar noch nicht wie, aber irgendwie muss es möglich sein. Auch Regenbögen oder Reflexionen kann man nicht
anfassen, aber sie lassen sich fotografieren ohne dass sie dicke Wollsocken tragen. ... :cautious: ... 🤣...
Ein Regenbogen in Wollsocken! Das Bild kriege ich nicht so schnell wieder aus dem Kopf! o_O
 
Ich kann beides unterschreiben, denn: maximale Kreativität setzt zwar um, aber erweitert auch. Wenn man das aus dem Blick verliert,
kann die Bodenhaftung "verdammt" unangenehm werden... ;)
Auch von mir eine Buchempfehlung für Interessierte: die Bücher und Downloads von David DuChemin
Vielen Dank, an guter Fachliteratur bin ich immer interessiert. Und ich wollte genau das sagen : Ein Künstler der gestalterische Grundlagen nicht beachtet oder aus den Augen verliert, braucht einen extrem guten Manager.... 🤓
Allerdings muss man diese Gesetzmäßigkeiten erst mal kennen. Deshalb nochmal vielen Dank für den Literaturhinweis. 👍
 
Man kann nur fotografieren was man sieht ... ob es existiert oder nicht.

Was man nicht sieht, kann man nicht fotografieren (zumindest auf unserer Ebene ... Rasterelektronenmikroskope spielen z. B. in einer anderen Liga.)

Wenn es ums "Darstellen im Bild" geht, ist das etwas ganz anderes ... Darstellen kann man sehr viel mehr, als man sieht!
 
Man kann nur fotografieren was man sieht ... ob es existiert oder nicht.

Was man nicht sieht, kann man nicht fotografieren (zumindest auf unserer Ebene ... Rasterelektronenmikroskope spielen z. B. in einer anderen Liga.)

Wenn es ums "Darstellen im Bild" geht, ist das etwas ganz anderes ... Darstellen kann man sehr viel mehr, als man sieht!
Genau ! Super formuliert. Die Technik hat immer die jeweils aktuellen Grenzen. Aber es gibt zum Glück Kreativität und Phantasie. Die sind meiner Ansicht nach grenzenlos.
 
Ich habe mal bei einer Konfirmation den Pfarrer sagen hören : " Ich möchte sie bitten, wärend des Gottesdienstes nicht zu fotografieren.
Sie bekommen den Heiligen Geist eh nicht mit drauf". Hat er Recht?
 

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