Aber scheue dich nicht jede mögliche Hilfe anzunehmen, denn nur wenn du auch Erholungszeiten hast, dann kannst du dich regenerieren und weiter machen. Weder dir, noch deinen Pfleglingen ist gedient, wenn du ausbrennst.
Liebe Greta,
Danke für deine Offenheit und auch ich möchte dir Mut machen, Hilfe von anderen Menschen und Organisationen zu holen.
Bitte denk an Dich, diese Aufgabe ist zu viel für einen. Das Pflegegeld ist dafür da, Pflege zu gewährleisten und zu finanzieren.
Danke, Ihr Lieben, da gebe ich Euch völlig Recht, doch das alles lässt sich leider mit unserer Situation schon längst nicht mehr in Einklang bringen, weil alles wesentlich komplexer ist, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, und ich in diesem ganzen Unglück die einzige - noch - voll handlungsfähige Person von uns bin.
An dieser Stelle dazu exemplarisch nur so viel:
Für das eine Familienmitglied habe ich bereits seit mehr als zehn Jahren die Vorsorgevollmacht, und seither bin ich für dessen Angelegenheiten zuständig. Als das betreffende Familienmitglied - zu dem Zeitpunkt Pflegegrad 3 - vorzeitig aus einem Krankenhausaufenthalt nach Hause entlassen wurde, kündigte mir der ambulante Pflegedienst an jenem Wochenende fristlos. Ein Kurzzeitpflegeplatz fand sich auf die Schnelle natürlich nicht. Der Sozialdienst des Krankenhauses und wir mussten improvisieren und ich dann ganz schnell einen neuen Pflegedienst auftreiben.
Ein Pflegevertrag mit letzterem kam nicht mehr zustande, weil dann nach einem Sturz und einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes ein längerfristiger Pflegeheimaufenthalt erforderlich wurde. Diese vollstationäre Betreuung hat sich seit September allerdings schlagartig um 600 Euro pro Monat verteuert, ohne dass die Pflegeversicherung hier zur finanziellen Entlastung beitrüge: bei inzwischen Pflegegrad 4 Heimkosten plötzlich nicht mehr tragbar und keine Lösung in Sicht.
Zeitgleich wurde das andere Familienmitglied von einem Tag auf den anderen zu einem Pflegefall, der einem Pflegegrad 4 entspricht. Der Sozialdienst des entlassenden Krankenhauses vergab jedoch nur einen Pflegegrad 2. Ergebnis: Betreuung rund um die Uhr und Begleitperson überall notwendig, aber wegen des zu geringen Pflegegrades nicht einmal Anspruch auf Fahrtkosten, so dass alle Hilfen und Hilfsmittel bei der Krankenkasse erst mühsam und zeitaufwendig mit hausärztlichen Sonderverordnungen erkämpft werden müssen, und der eigentlich betraute ambulante Pflegedienst uns absagte, weil er höhere Pflegegrade vorziehen müsse und wegen Personalengpässen ohnehin schon überlastet sei. Ein Vertrag kam gar nicht erst zustande, und Ersatz findet sich in unserer ländlichen Abgeschiedenheit nicht.
Auf den Medizinischen Dienst wiederum, der dringend den Ernst der Lage beurteilen und den korrekten Pflegegrad feststellen muss, warten wir jetzt schon seit über einem Vierteljahr, obwohl wir ständig auf einen Termin drängen. Angeblich soll Mitte November endlich jemand vorbeikommen...
Und von meinem großen Bruder, der mir in allen Lebenslagen auch seelisch Halt gab, musste ich gerade für immer Abschied nehmen.
Ich bin mir völlig sicher, dass ich zu gegebener Zeit zusammenbrechen werde, aber im Moment passt es einfach überhaupt nicht.
LG Greta