Astrofotografie

@Herbert (Halunder): Natürlich kannst Du mit einem Weitwinkel die Milchstraße fotografieren - aber: genau dazu benötigst Du einen dunklen Himmel! Mit einem Tele ist der Himmelsausschnitt eh schon dunkler - das macht es etwas leichter. Nur kommt da bei "normalen" DSLR eben die 500er (oder von mir aus auch 600er)-Regel ins Spiel. Da haust Du dann aber wirklich viele Bilder durch, um die benötigte Lichtmenge zu erhalten. Lichtverschmutzung ist sicher ein Thema, aber da Du ja nicht gerade in einer Großstadt lebst, sollte das bei Dir funzen! Ein Teleskop hat bezüglich der Lichtverschmutzung natürlich die gleichen Probleme! Und "tiefer" kommt man nur mit mehr Licht - und das heißt leider immer nur "Belichtungszeit".:rolleyes:

@Herbert (Hevo): Ganz lieben Dank Herbert! Solche Worte muntern mich auch immer auf und spornen mich weiter an! Ich versuche möglichst verständlich zu schreiben...es soll ja viele erreichen. Und verlass Dich d'rauf: es gibt noch mehr zu lesen und zu sehen... ;)
 
4. Intermezzo

Hier ist es weiterhin bewölkt und es regnet!
Damit es Euch nicht langweilig wird und ihr vielleicht schon mal in etwas Software schnuppern möchtet, folgen nun zwischendurch ein paar Hinweise zu geeigneten Tools für die Astrofotografie.
Aber auch die nicht an der aktiven Fotografie von Himmelsphänomenen Interessierten, wird das ein oder andere Programm oder auch manche Webseite gelegen kommen – kann man sich doch auf einfache Art und Weise über das Thema informieren oder auch nur faszinierende Fotos betrachten.
Wir können nun Kategorien bilden:

Webseiten zu dem Thema

https://www.starobserver.org/

Eine Seite mit den besten Astrofotos des jeweiligen Tages. Es gibt aber auch immer noch Informationen zum fotografierten Objekt und tlw. Zu den Aufnahmebedingungen. Sehr nett zum täglichen stöbern und staunen!
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https://stellarium.org/de/

Eine sehr gut gemachte Applikation für Rechner und Smartphones! Es kann fast alles, was am Himmel zusehen ist auch sichtbar gemacht werden. Und das in Echtzeit! Die Applikation zeigt den Himmel, so wie er gerade aussieht (Wolken gibt es allerdings hier nicht!).
Der Beobachtungsort kann automatisch oder manuell eigegeben werden, die Zeit entweder aktuell oder auch früher oder später – auch eine Art Zeitraffer ist möglich. Man kann Tierkreiszeichen einblenden und sich so die Sternbilder einprägen…es gibt zu den tausenden Objekten jeweils sehr detaillierte Infos, wo sie gerade am Himmel zu finden sind. Ein Muss für jeden Astrofotografen – für die Planung der Aufnahme-Nacht sehr hilfreich.
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http://www.worldwidetelescope.org/webclient/

Eine ähnliche Seite, jedoch als Web-Client oder auch als Installation auf dem Rechner.
Es gibt auch eine deutschsprachige Version. Zusätzlich gibt es hier noch Fotos der Objekte. Die Fotos sind eine Sammlung vieler Quellen – auch Amateurastronomen. Die Bilder sind also auch in der Qualität sehr unterschiedlich.
Diese Software ist auch in der Lage entsprechende Teleskope anzusteuern! Stichwort „GoTo“
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http://nova.astrometry.net/upload

Eine sehr hilfreiche Seite, falls man sich nicht sicher ist, was man nun genau fotografiert hat.
Man kann eigene Bilder hochladen und der NASA-Rechner sucht nach bekannten Sternenkonstellationen – findet er welche (meist), zeigt er das Ergebnis mit Bezeichnung der einzelnen Objekte an! Das Ganze dauert oft nur wenige Minuten.
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https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_NGC-Objekte
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_diffuser_Nebel

In WIKI gibt es zahlreiche Seiten zu diesem Thema. Hilfreich auch diese Seiten mit einer Aufzählung der Objekte nach den Katalogen oder eben nach der Art der Objekte. Hier gibt es komprimiert Hinweise zu den Größen am Himmel und den Helligkeiten der Objekte – nützlich für die Planung der Foto-Nacht!
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Es gibt überdies natürlich noch hunderte weiterer Seiten, die sicher auch sehr spannend sind…aber es soll auch nur eine kleine Auswahl sein und ggf. Lust auf das Thema machen.


Programme oder Tools

https://astrobackyard.com/tutorials/astrophotography-tutorial-1/

Eine englisch-sprachige Seite zur Einführung in die Bearbeitung von Astro-Fotos
Dies ist für den willigen Einsteiger eine Hilfe, da hier auch viele Tipps zur Aufnahme gegeben werden und es auch Querverweise zu anderen Seiten, Tools, etc… gibt.
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http://deepskystacker.free.fr/german/

Eines DER Programme zur Bildverarbeitung (Hauptsächlich das Stacking) von Astrofotos! Das ist nicht direkt selbsterklärend, aber nach einigen Versuchen, sollte es zu brauchbaren Ergebnissen kommen.
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https://www.fitswork.de/software/

Ein weiteres, sehr gutes Programm zur themenbezogenen Bildverarbeitung – sehr mächtig und daher auch noch kniffliger in der Anwendung. Rechnet hier mit einer deutlich höheren Einarbeitungszeit!
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Auch hier gibt es noch zahlreiche, weitere Programme, aber die hier genannten sind auch die wohl am meisten verwendeten.
Man darf natürlich „normale“ Bildbearbeitungsprogramme nicht vergessen! Auch Photoshop kommt bei mir immer zum Einsatz. Grundsätzlich sind Fähigkeiten in den Grundlagen der Bildbearbeitung (Tonwerte, Kontraste, Gradationskurven, Farbmanagement) eine Voraussetzung zur Erstellung von Astrofotos!
Aber zu diesem großen Themenkomplex folgt sicher auch noch eine gesonderte Textpassage.

Ich hoffe, ihr habt ein wenig Spaß auf den genannten Seiten und schaut hier ab und zu mal wieder ´rein – es gibt eine Fortsetzung!
 
Nochmals vielen Dank für Deine großen Bemühungen!
Von den genannten Programmen kannte ich bisher nur Fitswork. Das hatte ich mal zum Stacken einer Serie von schnell hintereinander geschossenen Mondbildern (Highresolution) benutzt.
Die anderen Programme schaue ich mit auch gerne mal an - wenn ich mich mal traue mit dem Thema Sterne zu beginnen.
Bei mir hapert`s ja schon bei der Orientierung am Himmel...
 
Bei mir hapert`s ja schon bei der Orientierung am Himmel...
[/QUOTE]
Da bist Du nicht alleine ?
 
Nachtrag:
...fast hätte ich die Apps für's Smartphone vergessen:

Stellarium gibt es auch dort...
Und weiter: "Starwalk" und "Sternenkarte" die kosten ein wenig, lohnen sich aber auch!
Diese Apps zeigen je nach Ausrichtung des Smartphones die momentane Himmelssituation an...sehr nützlich beim Auffinden der Objekte!
Ich habe sie für Android, es sollte sie aber auch für IOS geben.
 
Fast hätte ich es vergessen:


Das ist eine Anwendung, die für jeden Ort der Welt die genauen Auf- und untergangszeiten von Sone und Mond angibt. Natürlich auch die "blauen" Stunden und dazu noch die Himmelsrichtungen.
Was besseres zur Planung von Astro- aber auch Landschaftsaufnahmen gibt es kaum!

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Die Seite zum Auffinden möglichst dunkler Gegenden, die noch nicht so sehr von der Lichtverschmutzung heimgesucht werden...
Ich habe hier mal direkt Hammelburg eingestellt.;)
Über die Lupe oben rechts könnt ihr auch Euren Wohnort eingeben - ihr seht dann (nach Farben abgestuft) die Lichtverschmutzung:
rot=schlecht über grün=gut bis schwarz=finster! Die Karte korrespondiert mit den Farben zur Bortle-Scala (siehe Artikel!)

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Hier wird die aktuelle (und wie beim Wetterbericht) die zukünftige Bedeckung durch Wolken angezeigt!
Sehr detailliert und auch recht genau (eben wie ein Wetterbericht)
Nebenbei auch noch viele andere Daten, wie Sonnen-/Mond-auf- und -untergang, Mondphasen, etc...
Sehr nützlich!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Thomas,
auch meinen Dank für deinen ausführlichen Bericht zur Astrofotografie. Ich habe auf dem Boden immer noch ein 900 mm Spiegelteleskop mit Stativ und entsprechender Montierung, plus zwei Barlow Okulare für höhere Vergrößerungen, leider nur manuell und nicht motorisch gesteuert. Auch fehlt mir eine Adaptierung für meine Kamera. Ich könnte zwar einmal versuchen so etwas finden, aber es lohnt sich bei uns nicht, die Lichtverschmutzung ist einfach zu hoch. Man kann damit an besonders klaren Tagen die nächsten Planeten erkennen, aber meisten nicht ganz scharf, es flimmert immer noch zu stark. Am Tage kann man gut die Sonne damit sehen, dafür wird die Öffnung verkleinert und ein Sonnenfilter eingesetzt. Man muss sich wundern, welche Kraft die Sonne hat, nach kurzer Zeit Sonnenbeobachtung könnte man auf dem Rohr Eier braten.
Kennst du zufällig die App Star Walk 2? Ich habe sie auf dem Smartphone und auch auf dem Android Tablet, so zum gucken und für Infos finde ich sie ganz brauchbar. Habe ich beim ersten Mal überlesen, du hast ja auch schon auf diese App hingewiesen.
Gruß Dieter
Als Nachtrag, kennst du zufällig diese Seite https://sternenhimmel-fotografieren.de/. Es ist ein umfangreicher Artikel, schon fast ein Kursus mit Bilder, Anleitungen, Tipps, Kaufempfehlungen und vieles anderes für den Astrofotografen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Dieter!:)(y)
Naja...wenn Du aber noch ein Teleskop hast - mit Montierung (mit Nachführung vielleicht sogar?) - dann würde ich es aber doch mal versuchen.
Ein paar Kilometer nach Süden und Du hast (ausreichend) Dunkelheit.
Die besten Objekte sind ja auch im Süden - domit lässt Du das Licht von Hamburg hinter Dir ;)
Und ja: Die App habe ich auch (ich dachte schon, ich habe schon wieder vergessen die zu erwähnen - das Alter:rolleyes:)
Die ist super - die erinnern Dich auch immer an gerade stattfinden Himmelphänomene.
Den Beitrag habe ich auch entdeckt - ich wollte hier aber auch nur ein paar Eckpunkte darlegen - in dem Artikel gibt es ja wirklich fast alles in ausführlichster Weise!
Ich wollte erst einmal Appetit machen...;)
 
Gestern Nacht war es wieder einmal für ein paar Stunden klar!:)
Also gegen 23Uhr den Krempel gepackt, ins Auto geladen und ein Stück raus gefahren. dann noch ein kleiner Fußmarsch durch einen finsteren Wald, bis zu einem schönen kleinen Rondell (mit Bank!) und herrlicher Sicht von Ost bis West!
Aufgebaut und einen neuen Versuch gestartet, den Orion-Nebel scharf auf den Chip zu bannen - aber leider war es nicht nur leicht windig...es war sehr stürmisch!
So stürmisch, dass ich zeitweise Angst hatte, es weht das Stativ um! Das Ergebnis von gut einer Stunde Fotografie bei kanpp über Null Grad war ein 50% Ausschuss mit Totalausfall und der Rest war auch verwackelt...:rolleyes:
Ergebnis: Etwas durchgefroren, gegen 2 Uhr im Bett und das Ganze war wohl mehr als "Trainingsstunde" anzusetzen;)
Merke: Möglichst KEIN Wind - zumindest bei Telebrennweiten zittern die Sterne dann wie Espenlaub! Sieht man gut bei 100% im LiveView-Modus!
Mal schauen, ob mein altes Berlebach da was retten kann...die nächste Nacht kommt bestimmt.
Also: stay tuned!
 
5. Es wird Nacht!

Heute möchte ich Euch auf einen kleinen, nächtlichen Ausflug mitnehmen. Erste Bildergebnisse dieser Nacht sind auch beigefügt.

Nach gefühlt endlosem Warten auf besseres Wetter, verheißt die Website clearoutside (gibt es auch als App!) endlich eine klare Nacht mit wenig Wind! Wind hatte mir bereits einige nächtliche Sitzungen verdorben: er rüttelt nicht nur am Objektiv und führt damit tlw. zu Unschärfen, sondern er sorgt eben auch für eine gehörige Luftbewegung – und bei Telebrennweiten führen diese Verwirbelungen zu heftig hopsenden Sternen!
Aber in der Nacht zum 31. Dezember sollten die Sterne eben günstig stehen…

Der Mond verschwindet kurz nach 21 Uhr (und mondlos sollte die Nacht schon sein, sonst ist der größte Lichtverschmutzer auch noch am Himmel) und ich mache mich auf den Weg…das „kleine Besteck“ in den Rucksack gepackt: K1 mit dem kleinen und leichten DA 300mm f4.0, Stirnlampe (mit Rotlicht!), Smartphone (für die Apps), Ersatzakku!, Stativ, Mütze und Handschuhe (es soll leichten Frost geben!) und warme, lange Unterwäsche!

Ich beschließe den gesamten Weg (wenige Kilometer) zu Fuß zu gehen (da konnte ich mir zum Abendbrot auch noch ein Gläschen Rotwein genehmigen)…dabei gewöhnen sich meine Augen auch schon mal an die Dunkelheit. Nach wenigen hundert Metern habe ich die hellen Straßen hinter mir und bewege mich auf den Stadtrand zu. Nun geht es durch ein Stückchen Wald…die Stirnlampe benötige ich nicht – meine Augen haben sich schon gut an die Dunkelheit adaptiert. Der ausgewählte Platz liegt am Rande eines alten (wieder aufgefüllten und renaturierten) Steinbruchs mit freiem Blick nach Süden. Hier ist die Lichtverschmutzung am Horizont relativ gering (was man bei uns eben schon als gering bezeichnen kann). Zudem ist es als Aussichtspunkt hergerichtet und bietet eine bequeme Bank!

Stativ aufgestellt, Kamera einschalten und zunächst den Astrotracer kalibrieren. Pentax hat in der K1 nicht nur ein GPS verbaut, sondern auch noch einige, sogenannte Hall-Sensoren, die das Magnetfeld der Erde erfassen. Zusammen sorgen sie für eine Nachführung des Sensors entgegen der Erddrehung – so werden Strichspuren vermieden. Ja nach Brennweite reicht das von Sekunden (Tele-Objektive) bis zu Minuten (Weitwinkel). Das ersetzt keine astronomische Nachführung, aber man staunt, was damit schon alles möglich wird. Und man hat es ja auch immer schon dabei!
Die Kalibrierung geht relativ schnell über die Bühne: die Kamera wird in drei Achsen um mindestens 180° langsam gedreht und die Sensoren merken sich die Position und Ausrichtung der Kamera – das GPS steuert den Standort (Längen- und Breitengrad) dazu und schon weiß mein treuer Begleiter wo er sich befindet, in welche Richtung er schaut und errechnet daraus die Sensorbewegung.

Nun noch die Kamera auf das Stativ montiert, den Fernauslöser eingesteckt und die lange (und kalte) Nacht kann beginnen…

Mein Hauptziel heute Nacht ist der große Orionnebel.
Nach dem Debakel der letzten zwei male, möchte ich ihn heute doch mal vernünftig auf den Chip bannen können.
Der Orionnebel ist ein Emissionsnebel - das bedeutet, dass die riesige Wolke aus Wasserstoffgas (24 Lichtjahre Durchmesser) durch starke Hitze selber leuchtet. Im Gegensatz zu Reflektionsnebeln, die nur das Licht der umgebenden Sterne widerspiegeln. Der Orionnebel ist etwa 1340 Lichtjahre entfernt und ist mit einer Magnitude von gut 4 auch der hellste Nebel bei uns am Himmel.
Bei den letzten Versuchen, war der Wind zu heftig und führte nur zu unscharfen Aufnahmen. Durch seine Helligkeit ist der Orionnebel relativ leicht zu sehen. Man findet ihn im Sternbild Orion, etwas unterhalb des linken Gürtelsterns. Die 300mm Optik bleibt heute bei 300mm – ich werde also mal nicht den Crop-Modus der Kamera nutzen und mit quasi 450mm fotografieren. Bei den 300mm brauche ich (aufgrund der dann größeren Sensorfläche) nicht so oft nach zu justieren. Diese Nachjustage ist natürlich nach eine Anzahl Bilder notwendig, weil der Sensor ja irgendwann mal in der Endposition angekommen ist. Dann rückt man das Objekt durch einen leichten Schwenk der Optik wieder in seine „Startposition“ und das Spiel beginnt von Neuem.

Der programmierbare Fernauslöser wird auf eine Serie von 20 Bildern mit jeweils 15 Sekunden eingestellt. Bei den 300mm Brennweite schafft der Astrotracer die 15s locker (er könnte wohl auch 25-30, aber ich möchte lieber kein Risiko eingehen) und 20 Bilder reichen vom fast linken Sensorrand bis zum rechten – dann muss wieder auf Anfang justiert werden. Durch das spätere Stacken der Bilder ergibt sich sowieso ein Crop und selbst die 300mm lassen den Orionnebel doch noch recht zierlich erscheinen. Ich blende auf f5.0 ab, um eine etwas bessere Schärfe zu erhalten.
Nun wird noch scharfgestellt – am besten auf einen hellen Stern in der Nähe. LiveView eingeschaltet auf 100% Ansicht und dann einfach den Entfernungsregler des Objektivs so einstellen, dass der Stern möglichst klein erscheint. Bei dieser Aktion sieht man bereits wie sehr auch nur geringste Erschütterungen zu Tanzbewegungen des Stern führen!
Die Entfernungseinstellung nun besser nicht mehr berühren…

Zur Aufnahme habe ich mir überlegt drei Reihen zu machen: eine mit ISO 800, eine mit ISO 2000 und eine mit ISO 4000. Beim Orionnebel gibt es im Zentrum einige helle Sterne, die bei zu viel Licht diesen zentralen Bereich schnell ausfressen lassen!
Ich nehme nun gemütlich Platz und mache die erste Serie von Bildern – anschließend Kontrolle bezüglich Schärfe und ob der Astrotracer seinen Job gut macht (hat er!). Solche Kontrollen sollte man zwischendurch immer mal machen – sonst ist evtl. die Arbeit der Nacht für die Katz! Der Astrotracer reagiert nämlich auch empfindlich auf Störungen des Erdmagnetfeldes durch Wasser- oder Stromleitungen oder größere Mengen Metall in der Nähe. Dann ist die Nachführung ggf. nicht mehr so genau und es kommt schneller zu Abweichung vom Kurs und damit zu Strichspuren.
Tja…nun kann man seinen Gedanken nachhängen und die Sterne betrachten – alle paar Minuten das Objektiv wieder ausrichten und den Timer des Fernauslösers neu starten. In der Nähe höre ich ab und zu ein paar Gänse, die sich wohl um den besten Schlafplatz streiten oder vielleicht auch nur im Schlaf „sprechen“. Die Lichter der Stadt sind im Osten zu sehen und der Himmel im Westen ist schon recht hell durch die Nähe zu Ratingen und Düsseldorf.

So vergeht die Zeit…am Ende einer Bilderserie nehme ich noch ein paar „Darkframes“ auf. Dabei wird das Objektiv abgedeckt und es werden Aufnahmen mit denselben Einstellungen gemacht – diese helfen später das Eigenrauschen der Kamera herauszurechnen. Da das Objektiv eigentlich für APS-C gerechnet ist sind auch ein paar Aufnahmen vom Typ „Flatframe“ notwendig. Diese helfen bei der Zurückrechnung der Vignettierung.
Insgesamt erstelle ich 130 Aufnahmen mit ISO 800, 93 mit ISO 2000 und 38 mit ISO 4000. Belichtungszeiten also etwa 32 Minuten, 23Min und 9,5Min.

Und schon sind mit Aufbau und Bilderstellung gut 1 ½ Stunden vergangen. Die Handschuhe mit den abklappbaren Fingern haben sich jedenfalls bewährt. Zwischendurch gibt es immer mal wieder eine stärkere Böe, aber der Wind bleibt im Ganzen bei etwa 2-3 Bf (Beaufort), was einer sanften Brise (wenn Blätter an den Bäumen wäre, würden sie sanft rascheln) entspricht und durchaus akzeptabel ist.

Bei der Bearbeitung am nächsten Tag, schnappe ich mir erst einmal nur die 130 Aufnahmen mit ISO 800 und siehe da, es sieht recht hübsch aus:

orion_800_FW1_2_klein.jpg

Das Bild ist natürlich bearbeitet, aber für eine Astro-Aufnahme könnte man es fast "out-of-cam" nennen.
Auch die Farben wurden nicht verändert. Man sieht auch deutlich den noch relativ gut durchzeichneten Kern des Nebels.

Fortsetzung folgt direkt im Anschluß...das Forum schafft leider nicht mehr als 10000 Zeichen!
 
Hier also die Fortsetzung...

Aber die Nacht ist noch jung und die Gelegenheit günstig…also vielleicht noch mein Glück beim Rosettennebel versuchen? Der Rosettennebel ist nicht so einfach zu sehen…und noch viel schwieriger nur mit der Kamera im LiveView-Modus am Himmel zu treffen!
Auch der Rosettennebel ist ein Emissionsnebel. Etwas diffus und mit über 65 Lichtjahren Ausdehnung größer als der Orionnebel. Mit einer Magnitude von 6 (größere Zahlen bedeuten hierbei leider eine schlechtere Sichtbarkeit) ist er in unserem lichtverschmutzen Stadthimmel schon etwas schwer zu erkennen. Der Sternhaufen in seiner Mitte erleichtert das Finden ein wenig.
Er befindet sich auch in der Nähe des Sternbilds Orion - geneuer im Einhorn. Ihr findet ihn, wenn ihr von dem linken Schulterstern des Orion (das ist Beteigeuze, etwas gelblich) nach links wandert, bis zum nächsten sehr hellen Stern – das ist Prokyon. Auf etwa halbem Weg zwischen beiden Sternen sieht man einen diffusen Fleck. Das sind die Sterne im Zentrum des Rosettennebels.

Um Objekte besser in das Sichtfeld der Kamera bringen zu können (was ja mit steigender Brennweite immer schwieriger wird), überlege ich , ob ich mir einen beleuchteten Polsucher anschaffe. Das ist eine Art Zielfernrohr für Teleskope . nicht all zu teuer, aber praktisch. Er muss natürlich präzise an der Kamera (Blitzschuh?) montiert sein!

Vom Rosettennebel mache ich ebenfalls drei Serien: einmal 40 Aufnahmen (also gesamt 10Min Belichtungszeit) mit ISO 2000 und eine weitere von 40 Bildern mit ISO 4000 - hier rauscht es vielleicht ein wenig mehr, aber die Gefahr des Ausfressens von Lichtern ist gering.
Ich verarbeite erst einmal nur die 40 Aufnahmen mit ISO 2000. Das Ergebnis ist, trotz der wenigen Aufnahmen mit hoher ISO-Zahl annehmbar:

rosettennebel_1_klein.jpg

Bei dieser Aufnahme gibt es deutlich weniger Details und auch ein paar verogene Sterne. Das kommt aber wohl eher durch Luftturbulenzen, da die Verzerrung in verschieden Richtungen weist. Also auch wieder ein Kandidat für einen weiteren Versuch...

Nun versuche ich noch einen Blick auf den Flammennebel und den Pferdekopfnebel zu erhaschen…
Beide auch im Sternbild Orion – leicht zu finden am linken der drei Gürtelsterne, dem „Alnitak“. Hier reicht der Akku noch für 40 Bilder mit ISO 8000 (ja..die Nacht wird immer länger und kälter…).
Vom Flammen- und Pferdekopfnebel gibt es aber leider noch kein brauchbares Foto!

Der Ersatzakku kommt heute jedenfalls nicht mehr zum Einsatz. Man muss ja nicht alles auf einmal schaffen.
Es ist halb zwei Uhr morgens, als ich den Heimweg antrete. Daheim aber noch schnell die Bilder von der Karte holen und eine erste, schnelle Sichtung durchführen.
Die Ergebnisse sind recht zufriedenstellend – mehr sieht man eh erst bei der Bearbeitung, wenn sich quasi aus dem Nichts das Objekt entwickelt. Die Bearbeitung von solchen Astrofotos kann schnell mal 2 Stunden dauern! Und die Bearbeitung wird dann wohl auch das nächste Thema sein…da muss ich selber aber erst noch etwas fit werden…bis dahin kann es wieder etwas dauern – schaut also ab und zu einfach mal vorbei.

Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt mit meinem Bericht, Bilder kommen in Kürze und da es nun fast vier Uhr morgens ist, sage ich zunächst nur noch „Gute Nacht“!

Fortsetzung folgt…
 
Dein Bericht ist sehr interessant zu lesen. Danke! Auch die Bilder gefallen mir sehr gut, aber ich werde doch lieber bei Bienchen und Blümchen bleiben. Die kann ich bei Sonnenschein fotografieren und muß mir nicht die Nacht um die Ohren schlagen. ;)
Du siehst, ich habe schon angefangen die "To-Do-Liste" von Bruno umzusetzen.;)
LG Eva
 
Höchst interessant und wirklich gut erklärt. Ich wusste gar nicht, dass es solche Sensornachführungen gibt, bei Denen man keinen Nachführmechanismus auf dem Stativ braucht.

Vielen Dank für die Beschreibung und die Bilder.
 
Dein Artikel über die Astrofotografie ist immer wieder interessant. Mit der Sensornachführung geht es mir wie Daniel, dass habe ich auch vorher nicht gewusst.
Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt, obwohl die Astrofotografie für mich aktuell auch zu aufwendig wäre.
 
Hallo Thomas,
Danke das Du uns an Deine nächtlichen Aktivitäten teilhaben lässt.(nicht jeder erzählt uns, was er nachts so treibt;))
Jetzt kann man aber auch mal sehen, was da für eine Arbeit dahinter steckt bis das fertige Bild zu sehen ist.
Man muss schon ein bisschen Verrückt sein , bei der Kälte die halbe Nacht draussen zu sein um sich den Allerwertesten abzufrieren.
Gott Sei Dank bist Du so verrückt(Sorry;)) ansonsten würden wir nicht so tolle Bilder von Dir sehen.
Daher hast Du meinen größten Respekt!!(y)
Kleiner Tipp fürs Equipment: am 9.5 ist die Astromesse in Essen(ATT Essen).
Bin selbst schon ein paarmal da gewesen. Dort bekommt man alles was das Astronomenherz sich wünscht.
Sehr Interessant und hier und da kann man auch noch ein Schnäppchen machen.
 
Ganz vielen, lieben Dank für Euer Interesse!
Ich kann mir vorstellen, dass das nicht gerade ein Thema für jeden ist, aber man muss es ja auch nicht alles direkt nachmachen.
Und manch einer hat vielleicht nur auf den kleinen Schubser gewartet und schaut jetzt wieder öfter mal in die Sterne.:)
Zu den Ergebnissen kann ich nur sagen: ja...die Bilder sind schon recht gelungen, aber bei mir kommt dann immer schnell ein Verlangen nach mehr.
Daher werdet ihr in den nächsten Wochen und Monaten eh immer wieder mal Astrofotos zu sehen bekommen - hängt eben (fast) alles vom richtigen Wetter ab.:rolleyes:
@Eva: Manchmal muss man seinen "Wohlfühlbereich" einfach mal verlassen;)
@Daniel: Der "Astrotracer" der Pentax K1 ist ja genau der Auslöser für diese Aufnahmen - ich brauche kein Zubehör und wollte einfach mal die Grenzen ausloten...noch habe ich sie nicht erreicht.
@Jörg: ..ist ja eben für mich kein großer Aufwand...zumindest nicht, was Zubehör angeht. Mit "normalen" Kameras benötigt man eben zumindest noch eine Nachführung, die so bei etwa 400€ anfangen. Wobei der Nachthimmel mit Weitwinkel ja immer geht...da hängt es aber eben auch sehr von der Lichtverschmutzung ab!
@Georg: Danke für den Hinweis auf die Messe! Bis Mai ist ja noch etwas Zeit...zur Zeit würde mich ein solches Angebot nämlich sicher überfordern...
@Herbert: na dann lies mal in Ruhe... jetzt beginnt die Zeit der Astrofotografie erst richtig!;)
@Ralf: Danke Ralf! Ich schreibe so etwas ja auch gerne...zumal, wenn es auch noch gut ankommt und gelesen wird.:giggle:
 

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