Tropfenfotografie

Bratz

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Teil I - Die Anfänge

Vor einigen Jahren (genau genommen in 2013) bekam ich Interesse an der Fotografie von Wassertropfen.
Fallende Tropfen, das Auftreffen auf das Wasser und die in Sekundenbruchteilen daraus entstehenden Gebilde – das faszinierte mich. So etwas wollte ich im Bild festhalten.
Nun gab es auch damals bereits aufwändige, technische Hilfsmittel, die einerseits die Tropfen mittels Magnetventilen auslösen und gleichzeitig die Kamera steuern konnten. Allerdings wollte ich nicht mehrere hundert Euro für etwas ausgeben, von dem ich ja damals noch nicht wusste, ob es ansprechende Ergebnisse und mir den entsprechenden Spaß liefern würde.

Also habe ich zunächst die preisgünstige Variante gewählt: Bei einer PET-Wasserflasche ein Loch in den Verschluss gebohrt und dort den Schlauch eines Infusionssets eingeklebt. Seitlich unten an der Flasche zwei kleine (2mm) Löcher –jeweils gegenüber- gebohrt, an denen die Flasche mit einem Drahtbügel Kopf-über an die Deckenleuchte gehängt wird. Die Löcher sorgen überdies dafür, dass beim Ausfließen des Wassers kein Unterdruck in der Flasche entsteht und Luft nachströmen kann. Eine Schüssel darunter gestellt und die Tropfgeschwindigkeit am Durchflussregler nicht all zu hoch gewählt, damit sich das Wasser nach einem Tropfen immer kurz beruhigen konnte. Die Kamera wurde mittels Fernauslöser per Hand und mit hoffentlich angepassten Reaktionen ausgelöst. Das Licht kam von einem entfesselt betriebenen Aufsteckblitz, der mittels Funksender/-Empfänger von der Kamera ausgelöst wurde.

Die Beleuchtung solcher Aufnahmen kann nicht, wie vielleicht angenommen, mittels schneller Verschlusszeiten und der heute durchaus schon weit verbreiteten HSS-Fotografie (HSS = HighSpeedSynchronisation – das bedeutet, dass man den Blitz auch bei sehr kurzen Verschlusszeiten, weit oberhalb der Blitzsynchronisationszeit betreiben kann) erfolgen, weil bei dieser Art der Blitz nicht einen einzelnen, sondern ganz viele Mini-Blitze in sehr schneller Folge erzeugt.
Es ist mehr eine Art von schnellem Stroboskoplicht, damit während der Ablaufzeit des Schlitzverschlusses der Kamera auch die ganze Zeit Licht auf den Sensor kommen kann (Sonst gibt es bei einer schnelleren Verschlusszeit als der Synchronisationszeit einen dunklen Balken im Bild – den ablaufenden Verschluss!).

Durch diese Art des Blitzens ist die Blitzdauer also verlängert und es wird a) die Blitzröhre etwas stärker belastet und b) nur eine geringe Leistung je Einzelblitz (das geht eben nur so lange gut, bis der Blitzkondensator des Blitzes leer ist) abgegeben, aber ganz schlimm: die vielen Einzelblitze erzeugen bei sich sehr schnell bewegenden Objekten auch mehrere Abbildungen des Motivs während der Aufnahme.
Bei solch schnellen Objekten wie Tropfen, entsteht daher oft so etwas wie Geisterbilder!

Die Kamera wird daher im manuellen Modus betrieben und auf die normale Blitzsynchronisationszeit (z.B. 1/160s oder 1/200s) gestellt. Den Blitz auf möglichst kleine Leistung herunterregeln – dann bringt er sehr kurze Abbrennzeiten, die so knapp bei 1/20.000s liegen. Bei den kleinen Abständen zum Motiv (Tropfen) reicht auch meist 1/16 oder gar nur 1/32 Leistung des Blitzes für eine ausreichende Belichtung.
Trotz der hier im allgemeinen verwendeten, höheren Blendenzahlen, die für ein mehr an Tiefenschärfe benötigt werden. Die Tiefenschärfe sollte hier bei mindestens 2cm liegen. Die ergibt sich zum Beispiel bei einer APS-C Kamera, die mir einem 100mm Makroobjektiv bestückt ist, bei Blende 16 und rund 60cm Abstand zum Tropfen. Etwas Luft um das eigentliche Motiv sollte man eh lassen, weil man die Tropfen in Höhe und auch Ausdehnung nie genau berechnen kann, sondern immer wieder vom Ergebnis überrascht wird.

Beim Format würde ich zunächst das Querformat bevorzugen, weil hierbei auch noch ein großer Teil der Wasseroberfläche und den ggf. schönen Wellenmustern mit erfasst werden kann. Näher heran an die Tropfen wird es dann auch gerne mal ein Hochformat.

Diese Vorbedingungen brachten nach etlichen Versuchen und Nachjustierungen doch tatsächlich brauchbare Ergebnisse. Allerdings war die Trefferquote auf zum Tropfen passenden Auslösungen sehr niedrig und die Bilder zeigten zunächst auch nur geringe Variationen der vom Blitz eingefrorenen Tropfen.
Farbfolien vor dem Blitz zauberten ein wenig mehr Stimmung in die Bilder und nach wirklich hunderten von Auslösungen bekam ich auch langsam das Timing hin. „Krönchen“ oder selbst fallende Wasserkugeln, dicht über der Wasseroberfläche waren nun möglich. Ein zweiter (manchmal auch dritter) Blitz brachte mehr Möglichkeiten der Lichtsetzung.
So wurde zum Teil das Wasser in der Glasschüssel von unten her angeblitzt und der zweite Blitz sorgte über der Wasseroberfläche für einen brillianten Tropfen – vielleicht noch mit einem Lichtreflex.
Hier einige der besseren Beispiele aus dieser ersten Serie:
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Solche Vorgänge im Bild festhalten zu können war schon aufregend und neu.
Von den Tropfenbildern, die mittels der High-Tech-Varianten erschaffen wurden, war ich jedoch meilenweit entfernt.
Nach ein paar Wochen und tausenden Auslösungen erlahmte doch zunächst das Interesse an dieser Spielart der Fotografie wieder – es gab (gibt!) ja auch noch so viel Anderes in unserem Hobby zu entdecken und auszuprobieren.
Und erst 5 Jahre später sollte sich der Tropfenvirus erneut melden…

Fortsetzung folgt...
 
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Hallo Thomas, danke für den ersten Teil, bin schon auf weitere Teile gespannt.

Gruß Jörg
 
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Teil II - Alles auf Anfang

Das Internet ist groß und weit – und voller wunderbarer Tropfenfotos!
So wurde der über Jahre schlummernde Virus der Tropfenfotografie wieder geweckt und nahm immer mehr Raum in meinen Gedanken und Planungen für kommende Fotoarbeiten ein.

Ich las viele Berichte über Tropfenfotografie, Anleitungen und Blogs zu dem Thema. Die damals neuen High-Tech-Wundergeräte für die Tropfenfotografie hatten mittlerweile die Leistung erhöht und der Aufwand, der teilweise von Foto-Enthusiasten betrieben wurde, um kleinste Mengen Wasser in skurrilen Formen abzulichten, war schon enorm – halt nach der fast überall um sich greifenden „höher, weiter, schneller – Methodik“! Es gab aber nun auch preisgünstigen „Nachwuchs“ bei der technischen Ausstattung. Ein Hersteller weckte meine Neugier ganz besonders, weil er ein sehr kompaktes und gleichzeitig komfortables Gerät anbot: MIOPS

Von MIOPS gab (gibt!) es auch andere technische Hilfen zum Auslösen von Kameras (Geräusche, Erschütterungen, Licht, etc…), aber das Drop-Set dieser Marke wurde mein Favorit. Eine kompakte Einheit mit Wasserbehälter für ca. 150ml Flüssigkeit (Mariotte‘sche Flasche – aber dazu später mehr), Magnetventil, Steuereinheit für Kamera, Ventil und externe Blitze – das alles auf die Millisekunde genau regelbar und auch noch per App vom Smartphone aus bedienbar!

Also schnell ausgepackt, Wasser eingefüllt, eingeschaltet, den Handauslöser direkt am Gerät betätigt und …es tropft! So! Jetzt noch die App installiert und per WLAN die Verbindung von Smartphone zum Gerät hergestellt. Die App ist recht übersichtlich aufgebaut und nach kurzer Zeit hat man zumindest die Grundidee der Bedienung verstanden. Das Einrichten der Zeiten, um ansehnliche Tropfen zu erhalten war dann später doch schon eine andere Herausforderung.

Jetzt wollte ich das Gerät aber auch mal im Praxiseinsatz testen – also erst einmal den großen Tisch im Esszimmer reservieren! Die blaue Glasschüssel (mit den schönen, weißen Sprenkeln) existierte noch und sollte wieder zum Einsatz kommen.
Die Schüssel möglichst in Waage bringen bei der Aufstellung. Nützliche Helfer sind hierfür alte Holzstäbchen von Stieleis, die ich am Rand der Schüssel unterlege. Die Tropfeinrichtung befestigte ich erst einmal vorsichtig mit einer Clamp an einem Stativausleger, der sonst Reflektoren hält und positionierte sie in etwa 60cm über der Schüssel.

Zwei externe Blitzgeräte (mit vollgeladenen Akkus!) und entsprechenden Funkempfängern wurden zum einen neben der Schüssel und für die Hintergrundbeleuchtung hinter kleinen, selbstgebauten Diffusoren aufgestellt. Solch ein Diffusor ist schnell hergestellt: preiswerten Keilrahmen (hier ist es 30x40cm) aus dem Hobbyladen besorgen, Leinwand entfernen und dafür einfach Architektenpapier (gibt es als Einzelblatt, als Block oder auch auf Rolle) aufbringen – fertig ist ein nützliches Hilfsmittel für TableTop-Fotografie.
Die Kamera mit dem 100er Makro bestückt, Funkauslöser für die Blitze d’rauf und ab auf’s Stativ. Jetzt noch Wasser in die Schüssel (möglichst bis zum Rand, um hier für einen sanften Übergang von Wasseroberfläche zum Hintergrund zu sorgen – abhängig vom Aufnahmewinkel!) Zwischen Tropf-Set und Kamera wird die Verbindung mittels Kabel (liegt bei) hergestellt – das kommt dann an der Kamera in die Buchse für den Fernauslöser.

Wie stelle ich auf den Punkt genau scharf, bei dem die Tropfen auf das Wasser auftreffen? Ganz einfach: eine lange Schraube mit etwas beschwerter Standfläche am unteren Ende in die Schüssel stellen und die Tropfvorrichtung entsprechend justieren. Auf das Gewinde kann man gut scharfstellen (manuell mittels Live-View) und dann sitzt der Fokus später auch bei den Fotos!

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Durch den gewölbten Boden der Schüsel stand die Schraube nicht immer ganz gerade...:rolleyes:
Der gesamte Aufbau sieht also jetzt in etwa so aus:

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Mit der App für das Tropf-Set kann man nun über die Einstellungen a) die Tropfengröße (über die Dauer der Öffnungszeit des Magnetventils), b) die Verzögerung zwischen Tropfen und Auslösen der Kamera und auch die zeitlichen Abstände zwischen zwei oder drei Tropfen bestimmen.

Erst einmal mit einem Tropfen versuchen…ich musste mich von der rein gefühlsmäßigen Auslösung nun etwas umstellen und mir die zeitlichen Abläufe vorstellen. Der Topfen fällt, Kamera (und mittels Funkauslöser auch der Blitz) löst aus – und kein Tropfen auf dem Bild! Tja…nun beginnt also das Feintuning, das Herantasten an die passende Verzögerungszeit – die Kamera, bzw. der Verschluss hat ja auch noch eine eigene! Und da wir uns hier im Bereich von Millisekunden bewegen, ist die bei solch kurzen Zeiten schon relevant!
Nach kurzem Probieren hat man das aber heraus und die ersten Tropfenbilder erscheinen in der Vorschau des Kameramonitors.

Neben dem kompakten Aufbau und der guten Bedienbarkeit hat dieses Set aber eben noch etwas Neues zu bieten: ich kann „Tropfen-auf-Tropfen“ Bilder produzieren.
War es bisher immer ein einzelner Tropfen, so habe ich nun die Möglichkeit mehrere Tropfen in schneller Folge hintereinander abzugeben.
Man muss sich das wie folgt vorstellen: der erste Tropfen löst sich und fällt…trifft auf das Wasser auf und wird durch die Spannung im Wasser zum Teil als kleine Wassersäule wieder heraufgeschleudert. Ein zweiter Tropfen wird zeitlich so eingestellt, dass er diese emporragende Wassersäule genau auf ihrem höchsten Punkt trifft und dadurch einen Schirm bildet. Je nach Zeitpunkt des Auftreffens und nach Größe der Tropfen (jeder Tropfen ist in seiner Größe durch Steuerung der Öffnungsdauer des Magnetventils einzeln einstellbar) sieht der Schirm immer ein wenig anders aus. Auch treffen sich die Tropfen meist nicht völlig zentrisch, so dass es hier zu seitlichem Abkippen des Schirms kommen kann.
Eine technische Grenze der Folgezeiten der einzelnen Tropfen ist allerdings durch das Magnetventil gegeben. Zu kurze Einstellungen können von der Mechanik nicht mehr unterschieden werden und führen hier durchaus zu Fehlfunktionen. Viele Fotografen verwenden deshalb mehrere Magnetventile, die von Kleincomputern nacheinander, aber eben einzeln steuerbar, ausgelöst werden können.

Noch ein paar Worte zum Wasserbehälter dieses Sets: es handelt sich um einen kleinen Zylinder aus Plexiglas, der als Mariotte‘sche Flasche aufgebaut ist. Eine solche Flasche hat einen eingebauten Druckausgleich, um bei fallendem Wasserspiegel (durch Abgabe der Tropfen) den Druck innerhalb des Behälters gleich zu halten. Dann bleiben auch die Tropfen gleich – also wie zu Beginn der Tropfenserie, tropft es auch gegen Ende noch.
Man kann nun verschiedene Tropfengrößen ausprobieren, den zeitlichen Versatz der Tropfen ändern und auch mit der Fallhöhe der Tropfen lässt sich trefflich experimentieren. Alle diese Faktoren beeinflussen allerdings unter Umständen die Bildergebnisse massiv, da sich meist auch dadurch die Fallgeschwindigkeit der Tropfen ändert! Man dreht also immer gleichzeitig an mehreren Schrauben.

Aber vor allem muss noch an der Lichtsetzung gefeilt werden!
Ein Blitz reicht mir hierzu nicht: ich möchte einen von der Seite, der den Tropfen schön präsent in Szene setzt und dann noch Hintergrundlicht. Nun habe ich ja eine relativ transparente Glasschüssel, also kann ich auch von unten das Wasser anleuchten.
Zunächst wird bei mir alles ziemlich blau: die Schüsselfarbe ist recht dominant.

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Versieht man die Blitze jedoch vor der Streuscheibe mit farbigen Folien, so ergeben sich neue Möglichkeiten.
Gelbe Folien ergeben zum Beispiel einen Grünton in der Wasserfläche und auch der Blitz, der den Tropfen anleuchtet (wenn möglich hier den Zoom des Blitzreflektors möglichst auf lange Brennweiten stellen) kann mit entsprechenden Farbfolien ausgerüstet schöne Effekte erzeugen.

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Zu den Blitzen lässt sich sagen: werden mehrere Blitze verwendet, so sollten es entweder gleiche Blitzgeräte sein (also möglichst Hersteller UND Typ) – oder man testet gleich zu Beginn anhand von Probeaufnahmen, ob die Blitze auch wirklich gleichzeitig zünden! Tun sie das nämlich nicht, so können durch den geringen, zeitlichen Versatz bei der Belichtung Geisterbilder entstehen.

Die Bilder, die mit diesem Tropfset und der blauen Schüssel entstanden sind, seht ihr ja bereits in der Gallerie. Was mich etwas störte, war der begrenzte Raum, den die Schüssel bot. Der hintere Rand war doch recht nah – was bei den hohen Blendenwerten zu eher unschönen Effekten führte. Ich war gezwungen, den Aufnahmewinkel immer etwas steiler zu wählen, als ich eigentlich wollte, nur um keinen dunklen Rand –quer durch das Bild- zu erhalten.
Aber auch hierfür gab es eine Lösung…und die gibt es im dritten Teil der kleinen Reihe.

Danke für Dein Interesse - Fortsetzung folgt… aber vermutlich erst nach Ostern. ;)
 
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... du machst hier also einen auf Cliffhanger.

Na gut, es ist eine schöne Serie mit schönen Bildern, da will ich das mal gelten lassen!
Danke Herbert - ich lasse dem verehrten Publikum nur ausreichend Zeit, das Gelesene auch entsprechend wirken zu lassen...:p
Aber ich fasse das mal einfach als Lob auf :cool:
 
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Teil III – Die Wanne muss her

Wie im letzten Teil bereits angedeutet, war mir die Schüssel als Wasserfläche mittlerweile zu klein geworden. Ich wollte eine flachere Perspektive und da war der nahe Rand der Schüssel halt im Weg.
Also musste etwas Größeres her: eine flache Wanne mit niedrigem Rand, deren Ende auch bei stark abgeblendetem Makroobjektiv noch in der Unschärfe verschwamm. Damit waren dann sicher auch andere Lichtsetzungen möglich. Im Internet hatten einige Fotografen sich eine Wanne aus Acryl besorgt oder gar selbst gebaut. Ich wollte es mit einem Selbstbau versuchen.

Zuerst also einen günstigen Händler für opakes ( so etwas wie "Milchglas") Acryl gesucht…opak deshalb, weil ich dann auch durch die Seiten und den Boden noch Licht einbringen und die gesamte Wanne ggf. sogar als Diffusor für andere Aufnahmen dienen könnte.
Ich bestellte schließlich Zuschnitte für eine Wanne mit den Maßen: 100 x 40 x 5 cm! Eine Bodenplatte und vier Streifen für den Rand. Dazu einen speziellen Acrylkleber.
Die Kanten waren sägerauh und mussten noch einmal fein angeschliffen werden – ebenso der Bereich auf der Bodenplatte (also der Randbereich) auf dem die Seitenteile aufgeklebt werden sollten. Der Kleber hatte einige Minuten „offene Zeit“ (die Zeit bis er beginnt abzubinden) und er musste die Klebebereiche vollständig benetzen! Ich verklebte alle vier Seitenteile gleichzeitig. Probelmatisch war es, alle Seitenteile in der gewünschten Postion zu halten.Mit vorsichtigem Einsatz von einigen Klemmzwingen gelang aber auch das.
Der Ein-Komponenten-Kleber löst das Acryl etwas an und härtet nach wenigen Minuten glasklar und hart aus. Diese Klebung erst einmal über Nacht vollständig durchtrocknen lassen.
Anschließend habe ich innen jeweils eine Kehle mit dem Kleber angelegt, um den Seitenteilen noch mehr Stabilität zu geben und gleichzeitig auch sicherzugehen, dass alles dicht wird. Wieder über Nacht aushärten lassen. Damit der Kleber auch als Kehlnaht stehen blieb, habe ich immer nur eine Seite bearbeitet und die Wanne zum Aushärten dann immer auf die Kante gestellt. Die Aktion kostete also alleine schon 4 Tage!

Nun kam die Bewährungsprobe: die Wanne sollte das erste Mal mit Wasser gefüllt werden. Dazu die Wanne auf den Esstisch gestellt. Als Unterlage diente hierbei ein weiches Moltontuch, was sonst auch als Hintergrundstoff dient. Dies aber nur um Tisch und Wanne voreinander zu schützen (Kratzer!). Ich füllte zunächst einige Liter Wasser ein, bis der Boden überall gut bedeckt war. Die Wanne schien dicht zu sein! Mit den gewählten Maßen passen, bei randvoller Befüllung, etwa 20l Wasser hinein!

Hinein kommt das Wasser recht einfach – heraus wird schwieriger. Meist wurde in den Vorlagen ein Loch in ein Seitenteil gebohrt und dort ein Kugelhahn oder einfach ein Stück Schlauch eingeklebt. Meine Wanne ist komplett dicht und ich leere sie mittels einer Aquariumspumpe. Eine Seite mit Schlauch in die Wanne, die andere Seite mit Schlauch in einen Eimer.

Zur Wanne passend musste noch ein kleines Gestell her, an welchem ich die Tropfvorrichtung, aber auch ggf. Blitzgeräte und im hinteren Teil Diffusoren befestigen könnte. Ich hatte noch etwas Restholz (altes Regal) im Keller und dengelte mir rasch ein solches Gestell zusammen.
Ich konnte es kaum erwarten, erste Aufnahmen von Tropfen mit diesen neuen Möglichkeiten zu versuchen. Und es begann fast wieder alles von vorne: herantasten an die richtige Justierung der Tropfeinrichtung, leichte Verbesserungen am Gestell, um die Diffusoren hinten auch mal schräg anbringen zu können…und…und…und.
Aber auch hier kamen wieder erstaunliche Fotografien heraus. Ich konnte jetzt in einem sehr flachen Winkel fotografieren und bekam einen sehr homogenen, weichen Hintergrund. Die strukturgebenden Sprenkel in dem Glas der Schüssel hatte ich zwar nicht mehr, aber die Bildergebnisse waren für mich wieder sehr inspirierend und verleiteten zu immer neuen Experimenten mit Farbfolien auf den Blitzen, aber auch das Wasser selbst wurde jetzt mit in die Planung für weitere Fotos mit einbezogen.

Leitungswasser, wie ich es für meine Aufnahmen verwendete, hat eine immer gleiche Viskosität. Dies wirkt sich auf die Form der Tropfen, bzw. die Art und Weise aus, wie sich die Tropfen beim Auftreffen auf das Wasser im Becken oder auch beim Aufeinandertreffen verhalten. Die Tropfen erzeugen meist eine recht harte, von der Oberflächenspannung geprägte Struktur mit vielen, kleinen und „harten“ Spritzern.
Warum also nicht die Viskosität verändern? Das geht mit Verdickungsmitteln wie Guarkernmehl oder aber auch mit anderen, tlw. besser zu verarbeitenden Produkten.
Man benötigt nicht viel, ein paar Gramm solcher Produkte pro Liter reichen bereits aus, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Wichtig ist, das Mittel sorgfältig aufzulösen, damit keine Klümpchen entstehen!
Nun ergaben sich plötzlich viel weichere Strukturen in den Tropfengebilden. Schirme wurden nun klar und auch größer.
Die BIlder dazu folgen in den nächsten Tagen in der Gallerie!

Aber die nächste Herausforderung wartete bereits: noch mehr Farbspielereien!
War es bisher nur klares Leitungswasser gewesen, so fing ich an es mit Lebensmittelfarbe einzufärben. Allerdings waren die sich daraus ergebenden Farben in den Fotos doch recht blass: die Blitze fanden nicht viel, an dem das Licht reflektiert werden konnte. Also musste ich das Wasser nochmals verändern.
Mit ein paar Tropfen Milch wurde das Wasser milchig und sah gefärbt gleich viel kraftvoller und leuchtender aus. Das zeigte sich auch bei den weiteren Aufnahmen. Ein Nachteil war allerdings, dass sich nach einigen Füllungen der Tropfapparatur auch das Wasser im Becken nach und nach verfärbte und auch mal gewechselt werden musste. Also alles ziemlich viel Aufwand für ein paar Fotos!

Ich zeige hier einmal ein paar Aufnahmen der Wanne mit dem Gestell. Ich hoffe, man bekommt einen ungefähren Eindruck von der Anlage...

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Was sieht man? Wanne in dem Holzgestell, an de oben die Trofvorrichtung angebracht ist (mittels gepolsterter Schraubschelle), den seitlichen Blitz (hier fehlt der Styroporreflektor gegenüber!), links die ebenfalls opake Plexiplatte für die Hintergrundbeleuchtung.

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Hier der hintere Teil mit dem Blitz für die Hintergrundbeleuchtung (durch die Plexiplatte, die ich in der Neigung verstellen kann)

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...und die Sicht aus der Kameraperspektive...man sieht, wie weitläufig nun die Wanne (und damit das Wasser) ist und wie weit (und damit softer) der Hintergrund nun entfernt ist.

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Noch ein Tip: die Filterfolien für die Aufsteckblitze vewahre ich in einer preisgünstigen Visitenkartenbox!

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Und das ist die verwendete Tropfvorrichtung - kompakt und durchaus brauchbar!


Insgesamt entstanden so über einen Zeitraum von etwa zwei Wochen einige hundert Aufnahmen, von denen allerdings eben auch viele unbrauchbar (weil unspektakulär, Wiederholungen, etc...), bzw. Einstellaufnahmen waren.
Hatte ich einmal die Grundeinstellung für eine bestimmte Art gefunden, so waren die Ergebnisse auch größtenteils reproduzierbar – was natürlich aufgrund der Unberechenbarkeit und winzigster Störungen (Luftzug, Wasserbewegungen in der Wanne, etc…) trotzdem immer zu leicht abgewandelten Tropfenbildern führte.
Mal trafen sich die Tropfen genau senkrecht, mal mit Nuancen versetzt, was zu einem Abkippen des sich bildenden Schirms führte.
Aber genau dadurch entstanden die ausgefallenen Bilder, die Du in der Galerie sehen kannst.

Bis hierhin wieder einmal vielen Dank für Dein Interesse!
Im IV Teil spreche ich noch ein paar Punkte zur Nachbearbeitung solcher Fotografien an.
Also: „Stay tuned“
 
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Hallo Thomas,
da hast Du dir aber sehr viel Mühe gegeben.
Aber die Ergebnisse sind diesen Aufwand alle Male wert.
Hoffentlich behandelst Du nicht den Tropfenvirus.;)
LG Georg
 
Danke Georg!
...nee - solch ein Virus schläft zwischendurch nur. Irgendwann bricht er sicher erneut aus...?
 
Teil IV – Die Bildbearbeitung

Nun habe ich also eine Menge Aufnahmen fallender Tropfen gemacht und bin von den Ergebnissen zwar schon recht begeistert, aber die Rohbilder verlangen doch nach einer ordentlichen Bearbeitung!

Warum? Nun, zunächst einmal habe ich ja reichlich Luft um die (meisten) Tropfen herum gelassen.
Also geht es zunächst darum, einen passenden Schnitt zu finden. Das Hauptmotiv (der Tropfen) soll nicht zu eng gefasst sein, soll aber auch nicht zu klein wirken. Es soll halt möglichst harmonisch werden – was dabei zu tun ist…das ist natürlich Geschmackssache!

Im RAW-Konverter kann ich den Beschnitt vornehmen, den Kontrast regeln, eine Grundschärfe und ggf. noch Klarheit (Mikrokontraste) hinzufügen, aber auch Tiefen und Lichter einstellen. Hier können auch einzelne Farben nach Wunsch optimiert werden. Die Luminanz (Helligkeit), die Sättigung und ggf. der Farbton können hierbei genau auf das Bild, bzw. das gewünschte Ergebnis abgeglichen werden.

Auch weisen die Bilder oft noch einige Fehler auf: Sensorflecken, die durch die stark geschlossene Blende nun deutlicher sichtbar werden, Spritzer und Mini-Tröpfchen, die für das Bild verzichtbar sind und für Unruhe sorgen. Solche Fehler werden retuschiert. Bei 100% Ansicht entgeht dabei keiner dieser Makel. Sensorflecken sind oftmals nur schwach ausgeprägt – die erkennt man am besten bei einem sich bewegenden Bild.
Das Auge nimmt dann auch ganz leichte Helligkeitsunterschiede wahr. Dazu einfach in der 100%-Ansicht das Bild langsam scrollen. Ich bearbeite die Bilder „zeilenweise“ – also ich fange z.B. oben links in der Ecke an, bewege das Bild bis zum rechten Rand und scrolle dann etwas tiefer…dann geht es wieder zurück nach links…und so weiter. Dauert etwas, sorgt aber für einen sauberen Look!
Man kann hierbei verschiedene Werkzeuge (ich nutze Photoshop!) einsetzen: den Bereichsreparaturpinsel, den Reparaturpinsel, das Ausbesser-Werkzeug, oder das inhaltsbasiert-verschieben-Werkzeug – alle haben unterschiedliche Möglichkeiten und sind je nach Problem mehr oder weniger gut geeignet. Meist reicht der Bereichsreparaturpinsel für die Retusche aus.

Vorsicht geboten ist bei starken Änderungen in der Sättigung oder der Helligkeit von größeren, homogenen, farbigen Flächen (Hintergrund): hier lauert das sogenannte Banding! Dies sind mehr oder wenig deutliche Streifenmuster in den betroffenen Bildteilen, die durch harte, stufenartige Abgrenzung von Farb- oder Helligkeitsgradienten entstehen.
Wo es eigentlich sanfte Verläufe geben sollte, gibt es nun Sprünge, eben Tonwertabrisse. Daher ist es auch ratsam, die Bildbearbeitung (zumindest bei entsprechend gefährdeten Bildern) im 16-bit-Modus durchzuführen. Hier stehen wesentlich mehr Tonwerte zur Verfügung und sorgen meist für weiche Übergänge.

Ach ja…entrauscht werden die Bilder natürlich auch. Zwar sind bei den meist verwendeten, niedrigen ISO-Werten keine Rauschmonster entstanden, aber eine glatte Farbfläche bringt meist einen merklich besseren Gesamteindruck des fertigen Bildes mit sich.
Als gutes Tool hierfür hat sich bei mir „Topaz-Clean“ etabliert. Die Leistung liegt für mein Empfinden noch über der von z.B. NIK-Dfine.

Sollte die Schärfe nun noch nicht ausreichend sein, so bietet sich das Hochpass-Schärfen an: die Ebene wird kopiert, in sw gewandelt und der Hochpassfilter angewendet. Werte hierfür sind je nach Motiv, bzw. zu schärfende Strukturen und natürlich von der Bildgröße (Pixelanzahl) abhängig. Die zu schärfenden Strukturen sollten gerade als Umrisse deutlich zu erkennen sein. Ich entrausche die sw-Ebene dann immer noch einmal, damit nicht doch noch vorhandene Störungen mitgeschärft werden und so wieder für einen unruhigen Bildlook sorgen.
Danach wählt man meist den Ebenenverrechnungsmodus „weiches Licht“ und …voila: man sieht (hoffentlich) den Erfolg.
Die Verrechnungsmodi „hartes Licht“ oder „Lichtpunkt“ sorgen für eine kräftigere Auswirkung der Schärfung – sind aber meist zu rabiat.

Die Schärfung sollte man immer an die Ausgabegröße angepasst vornehmen! Hat man eine eigene Schärfungsebene (wie oben beschrieben) angelegt, so kann man die Wirkung auch nach einer Verkleinerung des Bildes durch Veränderung der Ebenendeckkraft noch justieren.
Meist ist die Schärfung dann nämlich für die verringerte Pixelzahl deutlich zu stark ausgefallen, was unter anderem zu hässlichen Lichtsäumen an Kontrastkanten führen kann.

Ein letzter Blick auf das Ergebnis kann nicht schaden: oft übersehe ich noch Kleinigkeiten. Manchmal gibt es noch eine Störung irgendwo am Bildrand, zu helle oder zu dunkle Flächen oder aber es fehlt vielleicht noch eine sanfte Vignettierung, um den Blick des Betrachters ein wenig zu lenken. Hilfreich ist es, sich die geliebten Aufnahmen einfach zwei Tage nach der Bearbeitung noch einmal anzuschauen. Dann ist die erste Euphorie bereits etwas verflogen und man betrachtet das Ergebnis realistischer - und kritischer. Vielleicht gibt es dann ja doch noch etwas zu korrigieren ?

Mit diesen letzten Hinweisen bin ich auch am Ende dieser kleinen Reihe zum Thema Tropfenfotografie.
Es sollte (und konnte!) nur ein grober Überblick dessen werden, was ich an fototechnischen und gestalterischen Herausforderungen mit dieser Art der Fotografie erlebt habe.
Ich hoffe, es hat ein wenig Spaß gemacht, mich dabei zu begleiten und vielleicht konnte ich ja dem einen oder anderen Anregungen für neue fotografische Projekte geben.

Vielen Dank für Euer Interesse und bis zum nächsten Mal!
Thomas
 
Wir haben zu danken, dass du uns teilhaben lässt ...

Also für für ganze Meute: Dankeschön, gut gemacht!

Es grüßt
Herbert
 
Danke für die Mühe, die Du dir hier gemacht hast!(y)
 
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deinen sehr lehrreichen Bericht und die hervorragenden Bilder, die auf diese Weise entstanden sind.
Gruß
Claus
 
Es war mir eine Freude, deinen ausgeprägten Sockenschuss so umfassend beschrieben bekommen zu haben (was für ein Deutsch). :) Vielen Dank.
Thomas, du solltest Vorträge halten!
LG Bernhard
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Bernhard! :giggle:
...solch ein Lob höre ich gerne...und es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Du hier von mir solches Geschwafel liest:sneaky:
 

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