Bratz
Well-known member
Teil I - Die Anfänge
Vor einigen Jahren (genau genommen in 2013) bekam ich Interesse an der Fotografie von Wassertropfen.
Fallende Tropfen, das Auftreffen auf das Wasser und die in Sekundenbruchteilen daraus entstehenden Gebilde – das faszinierte mich. So etwas wollte ich im Bild festhalten.
Nun gab es auch damals bereits aufwändige, technische Hilfsmittel, die einerseits die Tropfen mittels Magnetventilen auslösen und gleichzeitig die Kamera steuern konnten. Allerdings wollte ich nicht mehrere hundert Euro für etwas ausgeben, von dem ich ja damals noch nicht wusste, ob es ansprechende Ergebnisse und mir den entsprechenden Spaß liefern würde.
Also habe ich zunächst die preisgünstige Variante gewählt: Bei einer PET-Wasserflasche ein Loch in den Verschluss gebohrt und dort den Schlauch eines Infusionssets eingeklebt. Seitlich unten an der Flasche zwei kleine (2mm) Löcher –jeweils gegenüber- gebohrt, an denen die Flasche mit einem Drahtbügel Kopf-über an die Deckenleuchte gehängt wird. Die Löcher sorgen überdies dafür, dass beim Ausfließen des Wassers kein Unterdruck in der Flasche entsteht und Luft nachströmen kann. Eine Schüssel darunter gestellt und die Tropfgeschwindigkeit am Durchflussregler nicht all zu hoch gewählt, damit sich das Wasser nach einem Tropfen immer kurz beruhigen konnte. Die Kamera wurde mittels Fernauslöser per Hand und mit hoffentlich angepassten Reaktionen ausgelöst. Das Licht kam von einem entfesselt betriebenen Aufsteckblitz, der mittels Funksender/-Empfänger von der Kamera ausgelöst wurde.
Die Beleuchtung solcher Aufnahmen kann nicht, wie vielleicht angenommen, mittels schneller Verschlusszeiten und der heute durchaus schon weit verbreiteten HSS-Fotografie (HSS = HighSpeedSynchronisation – das bedeutet, dass man den Blitz auch bei sehr kurzen Verschlusszeiten, weit oberhalb der Blitzsynchronisationszeit betreiben kann) erfolgen, weil bei dieser Art der Blitz nicht einen einzelnen, sondern ganz viele Mini-Blitze in sehr schneller Folge erzeugt.
Es ist mehr eine Art von schnellem Stroboskoplicht, damit während der Ablaufzeit des Schlitzverschlusses der Kamera auch die ganze Zeit Licht auf den Sensor kommen kann (Sonst gibt es bei einer schnelleren Verschlusszeit als der Synchronisationszeit einen dunklen Balken im Bild – den ablaufenden Verschluss!).
Durch diese Art des Blitzens ist die Blitzdauer also verlängert und es wird a) die Blitzröhre etwas stärker belastet und b) nur eine geringe Leistung je Einzelblitz (das geht eben nur so lange gut, bis der Blitzkondensator des Blitzes leer ist) abgegeben, aber ganz schlimm: die vielen Einzelblitze erzeugen bei sich sehr schnell bewegenden Objekten auch mehrere Abbildungen des Motivs während der Aufnahme.
Bei solch schnellen Objekten wie Tropfen, entsteht daher oft so etwas wie Geisterbilder!
Die Kamera wird daher im manuellen Modus betrieben und auf die normale Blitzsynchronisationszeit (z.B. 1/160s oder 1/200s) gestellt. Den Blitz auf möglichst kleine Leistung herunterregeln – dann bringt er sehr kurze Abbrennzeiten, die so knapp bei 1/20.000s liegen. Bei den kleinen Abständen zum Motiv (Tropfen) reicht auch meist 1/16 oder gar nur 1/32 Leistung des Blitzes für eine ausreichende Belichtung.
Trotz der hier im allgemeinen verwendeten, höheren Blendenzahlen, die für ein mehr an Tiefenschärfe benötigt werden. Die Tiefenschärfe sollte hier bei mindestens 2cm liegen. Die ergibt sich zum Beispiel bei einer APS-C Kamera, die mir einem 100mm Makroobjektiv bestückt ist, bei Blende 16 und rund 60cm Abstand zum Tropfen. Etwas Luft um das eigentliche Motiv sollte man eh lassen, weil man die Tropfen in Höhe und auch Ausdehnung nie genau berechnen kann, sondern immer wieder vom Ergebnis überrascht wird.
Beim Format würde ich zunächst das Querformat bevorzugen, weil hierbei auch noch ein großer Teil der Wasseroberfläche und den ggf. schönen Wellenmustern mit erfasst werden kann. Näher heran an die Tropfen wird es dann auch gerne mal ein Hochformat.
Diese Vorbedingungen brachten nach etlichen Versuchen und Nachjustierungen doch tatsächlich brauchbare Ergebnisse. Allerdings war die Trefferquote auf zum Tropfen passenden Auslösungen sehr niedrig und die Bilder zeigten zunächst auch nur geringe Variationen der vom Blitz eingefrorenen Tropfen.
Farbfolien vor dem Blitz zauberten ein wenig mehr Stimmung in die Bilder und nach wirklich hunderten von Auslösungen bekam ich auch langsam das Timing hin. „Krönchen“ oder selbst fallende Wasserkugeln, dicht über der Wasseroberfläche waren nun möglich. Ein zweiter (manchmal auch dritter) Blitz brachte mehr Möglichkeiten der Lichtsetzung.
So wurde zum Teil das Wasser in der Glasschüssel von unten her angeblitzt und der zweite Blitz sorgte über der Wasseroberfläche für einen brillianten Tropfen – vielleicht noch mit einem Lichtreflex.
Hier einige der besseren Beispiele aus dieser ersten Serie:
Solche Vorgänge im Bild festhalten zu können war schon aufregend und neu.
Von den Tropfenbildern, die mittels der High-Tech-Varianten erschaffen wurden, war ich jedoch meilenweit entfernt.
Nach ein paar Wochen und tausenden Auslösungen erlahmte doch zunächst das Interesse an dieser Spielart der Fotografie wieder – es gab (gibt!) ja auch noch so viel Anderes in unserem Hobby zu entdecken und auszuprobieren.
Und erst 5 Jahre später sollte sich der Tropfenvirus erneut melden…
Fortsetzung folgt...
Vor einigen Jahren (genau genommen in 2013) bekam ich Interesse an der Fotografie von Wassertropfen.
Fallende Tropfen, das Auftreffen auf das Wasser und die in Sekundenbruchteilen daraus entstehenden Gebilde – das faszinierte mich. So etwas wollte ich im Bild festhalten.
Nun gab es auch damals bereits aufwändige, technische Hilfsmittel, die einerseits die Tropfen mittels Magnetventilen auslösen und gleichzeitig die Kamera steuern konnten. Allerdings wollte ich nicht mehrere hundert Euro für etwas ausgeben, von dem ich ja damals noch nicht wusste, ob es ansprechende Ergebnisse und mir den entsprechenden Spaß liefern würde.
Also habe ich zunächst die preisgünstige Variante gewählt: Bei einer PET-Wasserflasche ein Loch in den Verschluss gebohrt und dort den Schlauch eines Infusionssets eingeklebt. Seitlich unten an der Flasche zwei kleine (2mm) Löcher –jeweils gegenüber- gebohrt, an denen die Flasche mit einem Drahtbügel Kopf-über an die Deckenleuchte gehängt wird. Die Löcher sorgen überdies dafür, dass beim Ausfließen des Wassers kein Unterdruck in der Flasche entsteht und Luft nachströmen kann. Eine Schüssel darunter gestellt und die Tropfgeschwindigkeit am Durchflussregler nicht all zu hoch gewählt, damit sich das Wasser nach einem Tropfen immer kurz beruhigen konnte. Die Kamera wurde mittels Fernauslöser per Hand und mit hoffentlich angepassten Reaktionen ausgelöst. Das Licht kam von einem entfesselt betriebenen Aufsteckblitz, der mittels Funksender/-Empfänger von der Kamera ausgelöst wurde.
Die Beleuchtung solcher Aufnahmen kann nicht, wie vielleicht angenommen, mittels schneller Verschlusszeiten und der heute durchaus schon weit verbreiteten HSS-Fotografie (HSS = HighSpeedSynchronisation – das bedeutet, dass man den Blitz auch bei sehr kurzen Verschlusszeiten, weit oberhalb der Blitzsynchronisationszeit betreiben kann) erfolgen, weil bei dieser Art der Blitz nicht einen einzelnen, sondern ganz viele Mini-Blitze in sehr schneller Folge erzeugt.
Es ist mehr eine Art von schnellem Stroboskoplicht, damit während der Ablaufzeit des Schlitzverschlusses der Kamera auch die ganze Zeit Licht auf den Sensor kommen kann (Sonst gibt es bei einer schnelleren Verschlusszeit als der Synchronisationszeit einen dunklen Balken im Bild – den ablaufenden Verschluss!).
Durch diese Art des Blitzens ist die Blitzdauer also verlängert und es wird a) die Blitzröhre etwas stärker belastet und b) nur eine geringe Leistung je Einzelblitz (das geht eben nur so lange gut, bis der Blitzkondensator des Blitzes leer ist) abgegeben, aber ganz schlimm: die vielen Einzelblitze erzeugen bei sich sehr schnell bewegenden Objekten auch mehrere Abbildungen des Motivs während der Aufnahme.
Bei solch schnellen Objekten wie Tropfen, entsteht daher oft so etwas wie Geisterbilder!
Die Kamera wird daher im manuellen Modus betrieben und auf die normale Blitzsynchronisationszeit (z.B. 1/160s oder 1/200s) gestellt. Den Blitz auf möglichst kleine Leistung herunterregeln – dann bringt er sehr kurze Abbrennzeiten, die so knapp bei 1/20.000s liegen. Bei den kleinen Abständen zum Motiv (Tropfen) reicht auch meist 1/16 oder gar nur 1/32 Leistung des Blitzes für eine ausreichende Belichtung.
Trotz der hier im allgemeinen verwendeten, höheren Blendenzahlen, die für ein mehr an Tiefenschärfe benötigt werden. Die Tiefenschärfe sollte hier bei mindestens 2cm liegen. Die ergibt sich zum Beispiel bei einer APS-C Kamera, die mir einem 100mm Makroobjektiv bestückt ist, bei Blende 16 und rund 60cm Abstand zum Tropfen. Etwas Luft um das eigentliche Motiv sollte man eh lassen, weil man die Tropfen in Höhe und auch Ausdehnung nie genau berechnen kann, sondern immer wieder vom Ergebnis überrascht wird.
Beim Format würde ich zunächst das Querformat bevorzugen, weil hierbei auch noch ein großer Teil der Wasseroberfläche und den ggf. schönen Wellenmustern mit erfasst werden kann. Näher heran an die Tropfen wird es dann auch gerne mal ein Hochformat.
Diese Vorbedingungen brachten nach etlichen Versuchen und Nachjustierungen doch tatsächlich brauchbare Ergebnisse. Allerdings war die Trefferquote auf zum Tropfen passenden Auslösungen sehr niedrig und die Bilder zeigten zunächst auch nur geringe Variationen der vom Blitz eingefrorenen Tropfen.
Farbfolien vor dem Blitz zauberten ein wenig mehr Stimmung in die Bilder und nach wirklich hunderten von Auslösungen bekam ich auch langsam das Timing hin. „Krönchen“ oder selbst fallende Wasserkugeln, dicht über der Wasseroberfläche waren nun möglich. Ein zweiter (manchmal auch dritter) Blitz brachte mehr Möglichkeiten der Lichtsetzung.
So wurde zum Teil das Wasser in der Glasschüssel von unten her angeblitzt und der zweite Blitz sorgte über der Wasseroberfläche für einen brillianten Tropfen – vielleicht noch mit einem Lichtreflex.
Hier einige der besseren Beispiele aus dieser ersten Serie:
Solche Vorgänge im Bild festhalten zu können war schon aufregend und neu.
Von den Tropfenbildern, die mittels der High-Tech-Varianten erschaffen wurden, war ich jedoch meilenweit entfernt.
Nach ein paar Wochen und tausenden Auslösungen erlahmte doch zunächst das Interesse an dieser Spielart der Fotografie wieder – es gab (gibt!) ja auch noch so viel Anderes in unserem Hobby zu entdecken und auszuprobieren.
Und erst 5 Jahre später sollte sich der Tropfenvirus erneut melden…
Fortsetzung folgt...
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