In diesem Artikel führe ich meine bei mehreren Gelegenheiten, Polarlichter zu fotografieren, gesammelten Erfahrungen auf. Da lest Ihr sicherlich vieles, was Ihr schon wisst oder als selbstverständlich anseht, das ist mir klar.
Sehr gern könnt Ihr an dieser Diskussion mitarbeiten und eigene Erfahrungen beisteuern. Fragen beantworte ich gern, mit Kritik setze ich mich gern auseinander, für Fehlerhinweise und Ergänzungsvorschläge bin ich dankbar.
Bildbeispiele folgen unten.
Je höher die Lichtstärke ist, umso kürzer kann die Belichtungszeit und umso kleiner der ISO-Wert gewählt werden. Das ist aus mehreren Gründen sinnvoll:
Das Polarlicht bewegt sich, mal schneller, mal langsamer. Belichtet man zu lange, verwischen ggf. feine Lichtstrukturen zu sehr.
Die Sterne werden wegen der Erdrotation zu Strichen, wenn länger belichtet wird. Die Belichtungszeit sollte möglichst unter 10 Sekunden gehalten werden.
Höhere ISO-Werte begünstigen das Sensorrauschen, was wiederum den Bildeindruck negativ beeinflussen kann. Das Rauschen lässt sich erfahrungsgemäß gerade bei Nachtaufnahmen mit Sternenhimmel nachträglich nicht immer so gut entfernen. Es kommt natürlich darauf an, was man mit den Aufnahmen vorhat, welche Bildformate z.B. für einen späteren Druck möglich sein müssen.
Auch der Bereich 24-35mm kann sinnvoll sein, wenn sich das Polarlicht auf einen kleineren Bereich konzentriert (siehe Bild #2).
Ich habe auch schon 55mm genutzt, weil es ein "kompaktes" Lichtmotiv gab (siehe Bild #3).
Da bezahlbare Zoomobjektive selten hohe Offenblendenwerte haben, sollte man Festbrennweiten einsetzen. Wer kann, hat 2 Kamerabodys mit unterschiedlichen Brennweiten griffbereit (bei mir oft 14mm und 35mm).
Ab und zu sind Polarlichter bis nach Mitteleuropa sichtbar.
In Nordeuropa gibt es spätestens ab Tag-und-Nach-Gleiche gute Chancen für Polarlichtbeobachtung, vielleicht auch schon einige Wochen davor. Da oben verändert sich die Tageslichtdauer teilweise doppelt so schnell wie bei uns (von Mitternachtssonne zur Polarnacht).
Für die Bildgestaltung kann ein (nicht zu bildbestimmender) Vordergrund nützlich sein. Die Silhouette von Bergen lässt ebenfalls schöne Ergebnisse zu.
Sehr schöne Aufnahmen können entstehen, wenn im Vordergrund eine Wasserfläche den Polarlichthimmel spiegelt.
Mit Schnee bedeckte Landschaftselemente können sehr reizvoll sein, z.B. eine verschneite Gebirgslandschaft (alles siehe Bild #4).
Häufig habe ich erlebt, dass die Polarlichter in nördlicher Blickrichtung am stärksten zu sehen waren, aber es gab auch einige Ausnahmen.
Starkes Mondlicht kann sich ungünstig auswirken, das ist auch abhängig von der Position des Himmelskörpers.
Zivilisationslicht kann ebenfalls negativ wirken, besonders der Lichtsmoke in der Umgebung einer größeren Ansiedlung. Punktuelle Lichtquellen z.B. von einer kleinen gegenüberliegenden Siedlung, können aber auch reizvoll sein. Nicht immer und überall lassen sie sich vermeiden.
Die Bildbearbeitung kann kleinere Lichter nachträglich entfernen.
Starke Bewölkung mindert die Chancen auf gute Aufnahmen erheblich. Wenn nur wenige Wolken unterwegs sind, können diese in die Bildkomposition einbezogen werden (siehe Bilder #5 und #6).
Ist es ein öffentlicher Platz, muss auch mit zweibeinigen Bildstörungen gerechnet werden, die gern auch mal Blitzlichtaufnahmen machen. Eine abseits gelegene Aufnahmeposition ist dann wichtig.
Für die Beobachtung der Polarlichtvorhersage nutze ich Apps, z.B. "My Aurora Forecast" oder "Aurora Search". Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass es auch bei schwacher oder unsicherer Vorhersage sehr schöne Lichterscheinungen gab (siehe Bild #5). Wenn Wetter und Timing passen, sollte man es auf jeden Fall versuchen.
Wichtige Kameraeinstellungen nehme ich schon vor dem Gang durch die Dunkelheit vor. Wenn das Polarlicht so richtig loslegt, kann das sehr aufregend sein, dann besteht (bei mir) die Gefahr, ein Detail zu vergessen
.
Der Aufnahmemodus der Kamera wird auf "manuell" oder "Blendenprioritätsmodus" ("A" bei Sony) eingestellt.
Die Blende wird maximal geöffnet, der Fokus liegt auf den Sternen, das ist wichtig!
Beim Aufnahmemodus "manuell" wird eine möglichst kurze Belichtungszeit eingestellt (ich habe keine Erfahrung damit, ob hier ein Belichtungsmesser funktioniert, bezweifle es). Ich nutze fast immer den "Blendenprioritätsmodus", weil damit eine zur Blende passende Belichtungszeit vorgeschlagen wird, die ich bei Bedarf manuell korrigiere (die dafür vorgesehenen 2-3 Blendenstufen reichten bisher immer aus).
Ist die vorgeschlagene Belichtungszeit zu lang, bleibt nur, den ISO-Wert zu erhöhen. Man kennt ja seine Kamera und sollte wissen, wo da die Grenzen sind.
Auslösen mit einer Fernbedienung, um Verwacklungen zu vermeiden.
Kontrolle der Aufnahme (Schärfe, Lichter, Tiefen, Bildausschnitt, ggf. Windverwacklungen). Ich belichte meistens ziemlich dunkel, weil sich das Licht in der Bearbeitung gut herausarbeiten lässt, der Himmel neben dem Polarlicht dunkel bleibt und vor allem die Belichtungszeit kürzer wird.
Das Ausbrennen von Tiefen und Lichtern ist hier schwer zu vermeiden. Ich nehme so auf, dass die Lichter passen, weil sie im Nachhinein kaum sinnvoll korrigierbar sind. Wenn die sehr dunklen Bildbereiche eine im Bild wichtige Funktion haben, nehme ich sie zusätzlich mit längeren Belichtungszeiten auf, um bei der Bearbeitung Optionen zu haben.
Für den Weg zum Aufnahmestandort sollte eine Stirnlampe mit Rotlicht verwendet werden, dadurch werden ggf. andere Polarlichtfotografen nicht so sehr gestört.
Das menschliche Auge nimmt Polarlicht deutlich weniger farbintensiv wahr, als der Kamerasensor. Nur bei sehr starken Lichterscheinungen sind tatsächlich Farbtöne zu erkennen. Ich sehe es so, dass die Farben für's Fotografieren gemacht sind und genieße während der Aufnahmen die eleganten Bewegungen, mit denen sich die Lichterscheinungen über den Himmel bewegen. Auch die unterschiedlichen Lichtmuster sind spannend. Häufig gibt es Streifen, manchmal aber auch chaotische Lichtwolken oder Lichtsäulen, die sich in coolen Formen anordnen (siehe Bild #2).
Zur Polarlichtfotografie gehören Geduld und Vorsicht! Die Vorhersagen können nicht punktgenau erfolgen. Man sollte viel Zeit einplanen und dementsprechend gekleidet sein. Naturlocations können bei Dunkelheit gefährlich sein, am Meer sollte der Wechsel zwischen Ebbe und Flut beachtet werden.
Nach meinem Kenntnisstand sind auch Kameras, die einen halbdurchlässigen Spiegel haben (das gab es mal bei SONY, z.B. Alpha 55), unbrauchbar.
Moderne Smartphones zeichnen bei wenig Licht einen Film auf und erzeugen daraus ein Foto. Da entstehen durchaus sehenswerte Bilder, die sich dafür eignen, mal schnell die Daheimgebliebenen darüber zu informieren, was sie gerade nicht sehen können
. Für höhere Ansprüche dürfte es nicht ausreichen (die Technik entwickelt sich schnell, möglicherweise gibt es auch schon Handys, die da richtig gut sind).
Sehr gern könnt Ihr an dieser Diskussion mitarbeiten und eigene Erfahrungen beisteuern. Fragen beantworte ich gern, mit Kritik setze ich mich gern auseinander, für Fehlerhinweise und Ergänzungsvorschläge bin ich dankbar.
Bildbeispiele folgen unten.
Warum muss die Lichtstärke des Objektivs so hoch wie möglich sein?
Polarlichter werden in der Dunkelheit fotografiert, am besten dann, wenn kein Dämmerungslicht mehr oder schon am Himmel erscheint.Je höher die Lichtstärke ist, umso kürzer kann die Belichtungszeit und umso kleiner der ISO-Wert gewählt werden. Das ist aus mehreren Gründen sinnvoll:
Das Polarlicht bewegt sich, mal schneller, mal langsamer. Belichtet man zu lange, verwischen ggf. feine Lichtstrukturen zu sehr.
Die Sterne werden wegen der Erdrotation zu Strichen, wenn länger belichtet wird. Die Belichtungszeit sollte möglichst unter 10 Sekunden gehalten werden.
Höhere ISO-Werte begünstigen das Sensorrauschen, was wiederum den Bildeindruck negativ beeinflussen kann. Das Rauschen lässt sich erfahrungsgemäß gerade bei Nachtaufnahmen mit Sternenhimmel nachträglich nicht immer so gut entfernen. Es kommt natürlich darauf an, was man mit den Aufnahmen vorhat, welche Bildformate z.B. für einen späteren Druck möglich sein müssen.
Welche Objektivbrennweiten sind empfehlenswert?
In den meisten Fällen nutze ich Weitwinkelobjektive. Die Lichterscheinungen können große Ausmaße haben, dann kommt das 14mm-Objektiv zum Einsatz (siehe Bild #1).Auch der Bereich 24-35mm kann sinnvoll sein, wenn sich das Polarlicht auf einen kleineren Bereich konzentriert (siehe Bild #2).
Ich habe auch schon 55mm genutzt, weil es ein "kompaktes" Lichtmotiv gab (siehe Bild #3).
Da bezahlbare Zoomobjektive selten hohe Offenblendenwerte haben, sollte man Festbrennweiten einsetzen. Wer kann, hat 2 Kamerabodys mit unterschiedlichen Brennweiten griffbereit (bei mir oft 14mm und 35mm).
Welche Locations sind besonders geeignet?
Großräumig betrachtet sind es die Regionen um die Polarkreise. Für uns sind Norwegen, Schweden und Finnland gut erreichbar. Auch in Island gibt es sehr gute Möglichkeiten, Polarlichter zu beobachten, auch wenn es knapp unterhalb des Polarkreises liegt. Ansonsten natürlich auch in Nordamerika und Russland sowie in Richtung Südpol.Ab und zu sind Polarlichter bis nach Mitteleuropa sichtbar.
In Nordeuropa gibt es spätestens ab Tag-und-Nach-Gleiche gute Chancen für Polarlichtbeobachtung, vielleicht auch schon einige Wochen davor. Da oben verändert sich die Tageslichtdauer teilweise doppelt so schnell wie bei uns (von Mitternachtssonne zur Polarnacht).
Für die Bildgestaltung kann ein (nicht zu bildbestimmender) Vordergrund nützlich sein. Die Silhouette von Bergen lässt ebenfalls schöne Ergebnisse zu.
Sehr schöne Aufnahmen können entstehen, wenn im Vordergrund eine Wasserfläche den Polarlichthimmel spiegelt.
Mit Schnee bedeckte Landschaftselemente können sehr reizvoll sein, z.B. eine verschneite Gebirgslandschaft (alles siehe Bild #4).
Häufig habe ich erlebt, dass die Polarlichter in nördlicher Blickrichtung am stärksten zu sehen waren, aber es gab auch einige Ausnahmen.
Was stört bei der anspruchsvollen Polarlichtfotografie?
Fremdlichteinflüsse stören die Bildqualität erheblich.Starkes Mondlicht kann sich ungünstig auswirken, das ist auch abhängig von der Position des Himmelskörpers.
Zivilisationslicht kann ebenfalls negativ wirken, besonders der Lichtsmoke in der Umgebung einer größeren Ansiedlung. Punktuelle Lichtquellen z.B. von einer kleinen gegenüberliegenden Siedlung, können aber auch reizvoll sein. Nicht immer und überall lassen sie sich vermeiden.
Die Bildbearbeitung kann kleinere Lichter nachträglich entfernen.
Starke Bewölkung mindert die Chancen auf gute Aufnahmen erheblich. Wenn nur wenige Wolken unterwegs sind, können diese in die Bildkomposition einbezogen werden (siehe Bilder #5 und #6).
Wie bereite ich die Aufnahmen vor?
Zur Vorbereitung ist es empfehlenswert, Locations, an der Aufnahmen stattfinden könnten, bei Tageslicht zu besuchen und sich über gute Blickwinkel zu informieren und Laufwege in den Hinterkopf zu bekommen, die man bei Dunkelheit gefahrlos gehen kann.Ist es ein öffentlicher Platz, muss auch mit zweibeinigen Bildstörungen gerechnet werden, die gern auch mal Blitzlichtaufnahmen machen. Eine abseits gelegene Aufnahmeposition ist dann wichtig.
Für die Beobachtung der Polarlichtvorhersage nutze ich Apps, z.B. "My Aurora Forecast" oder "Aurora Search". Ich habe es schon mehrfach erlebt, dass es auch bei schwacher oder unsicherer Vorhersage sehr schöne Lichterscheinungen gab (siehe Bild #5). Wenn Wetter und Timing passen, sollte man es auf jeden Fall versuchen.
Wichtige Kameraeinstellungen nehme ich schon vor dem Gang durch die Dunkelheit vor. Wenn das Polarlicht so richtig loslegt, kann das sehr aufregend sein, dann besteht (bei mir) die Gefahr, ein Detail zu vergessen

Welche Kameraeinstellungen sind wichtig und sinnvoll?
Die Kamera kommt aufs Stativ, die Verwacklungskorrektur wird deaktiviert. Empfehlenswert ist, RAW-Bilddateien erzeugen zu lassen.Der Aufnahmemodus der Kamera wird auf "manuell" oder "Blendenprioritätsmodus" ("A" bei Sony) eingestellt.
Die Blende wird maximal geöffnet, der Fokus liegt auf den Sternen, das ist wichtig!
Beim Aufnahmemodus "manuell" wird eine möglichst kurze Belichtungszeit eingestellt (ich habe keine Erfahrung damit, ob hier ein Belichtungsmesser funktioniert, bezweifle es). Ich nutze fast immer den "Blendenprioritätsmodus", weil damit eine zur Blende passende Belichtungszeit vorgeschlagen wird, die ich bei Bedarf manuell korrigiere (die dafür vorgesehenen 2-3 Blendenstufen reichten bisher immer aus).
Ist die vorgeschlagene Belichtungszeit zu lang, bleibt nur, den ISO-Wert zu erhöhen. Man kennt ja seine Kamera und sollte wissen, wo da die Grenzen sind.
Auslösen mit einer Fernbedienung, um Verwacklungen zu vermeiden.
Kontrolle der Aufnahme (Schärfe, Lichter, Tiefen, Bildausschnitt, ggf. Windverwacklungen). Ich belichte meistens ziemlich dunkel, weil sich das Licht in der Bearbeitung gut herausarbeiten lässt, der Himmel neben dem Polarlicht dunkel bleibt und vor allem die Belichtungszeit kürzer wird.
Was sollte ich noch beachten?
Wenn der Vordergrund auch in Maximalschärfe im Bild sein soll, ist es empfehlenswert, dafür mit der gleichen Aufnahmeposition entsprechend scharfgestellte Bilder aufzunehmen, die man bei der Nachbearbeitung einmischen kann. Bei meinen Bildern war das bisher nur selten notwendig, auch weil das Hauptaugenmerk sowieso auf dem Polarlicht liegt. Trotzdem mache ich fast immer solche Zusatzaufnahmen, man weiß ja nie.Das Ausbrennen von Tiefen und Lichtern ist hier schwer zu vermeiden. Ich nehme so auf, dass die Lichter passen, weil sie im Nachhinein kaum sinnvoll korrigierbar sind. Wenn die sehr dunklen Bildbereiche eine im Bild wichtige Funktion haben, nehme ich sie zusätzlich mit längeren Belichtungszeiten auf, um bei der Bearbeitung Optionen zu haben.
Für den Weg zum Aufnahmestandort sollte eine Stirnlampe mit Rotlicht verwendet werden, dadurch werden ggf. andere Polarlichtfotografen nicht so sehr gestört.
Das menschliche Auge nimmt Polarlicht deutlich weniger farbintensiv wahr, als der Kamerasensor. Nur bei sehr starken Lichterscheinungen sind tatsächlich Farbtöne zu erkennen. Ich sehe es so, dass die Farben für's Fotografieren gemacht sind und genieße während der Aufnahmen die eleganten Bewegungen, mit denen sich die Lichterscheinungen über den Himmel bewegen. Auch die unterschiedlichen Lichtmuster sind spannend. Häufig gibt es Streifen, manchmal aber auch chaotische Lichtwolken oder Lichtsäulen, die sich in coolen Formen anordnen (siehe Bild #2).
Zur Polarlichtfotografie gehören Geduld und Vorsicht! Die Vorhersagen können nicht punktgenau erfolgen. Man sollte viel Zeit einplanen und dementsprechend gekleidet sein. Naturlocations können bei Dunkelheit gefährlich sein, am Meer sollte der Wechsel zwischen Ebbe und Flut beachtet werden.
Welche Kameras sind ungeeignet?
Ungeeignet sind Kameras, die keine manuellen Einstellungen (Blende, ISO, Belichtungszeit) zulassen oder deren Sensor bei hohen ISO-Werten stark rauscht.Nach meinem Kenntnisstand sind auch Kameras, die einen halbdurchlässigen Spiegel haben (das gab es mal bei SONY, z.B. Alpha 55), unbrauchbar.
Moderne Smartphones zeichnen bei wenig Licht einen Film auf und erzeugen daraus ein Foto. Da entstehen durchaus sehenswerte Bilder, die sich dafür eignen, mal schnell die Daheimgebliebenen darüber zu informieren, was sie gerade nicht sehen können

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