Landschaftsfotografie: Sonnenuntergang und Helligkeit

lichtjahr21

Well-known member
Burghard hat mir freundlicherweise erlaubt, zu seinem sehr sehenswerten Bild "Die Flut kommt" (https://forum.d-pixx.de/media/die-flut-kommt.14430/) eine Bilddiskussion aufzulegen.

Mir geht es dabei um ein Thema, mit dem ich oft "kämpfe" und dass auch häufig hier im Forum sichtbar wird:
Stellt Euch vor, Ihr erlebt den Sonnenuntergang. Die Sonne ist noch zusehen oder - wie in diesem Fall - macht gerade die Biege hinter den Horizont.
Im Prinzip ist es für den Betrachter noch fast taghell - besonders, wenn der Himmel relativ wolkenlos ist.
Wie bringt man nun die Lichtstimmung glaubhaft als Foto rüber. Problematisch ist natürlich die Gegenlichtsituation - das ist uns Fotografen sofort klar.

Häufig werden solche Bilder mMn. zu düster aufgearbeitet, die Sonne ist noch zu sehen, aber die BIlder wirken, als wären sie eine halbe Stunde später aufgenommen. Diesen Eindruck hatte ich auch hier (Burghard - Du verzeihst mir bitte diese Direktheit ;-). Mir geht's ja oft auch selber so, sicherlich finden sich auch von mir solche Bilder im Forum. Ein Patentrezept gibt's natürlich nicht (nur zu viele dunkle Bilder ;-).

Nachfolgend zeige ich Euch eine von mir aufgehellte Variante. Dabei wurden vor allem die sehr dunklen Bereiche erhellt, die Gesamtstimmung soll nicht leiden.

Habe die Lichter durch STRG+Klick in der RGB-Kanal-Ansicht ausgewählt, die Auswahl invertiert (ähm - kann ich auch die Tiefen direkt wählen ?). Mit dieser Auswahl wurde dann eine Einstellungsebenene "Gradiationskurve" versehen und der Mittelpunkt der Kurve nach oben bewegt.

Was sagt Ihr dazu?

Viele Grüße
Ralf
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie bringt man nun die Lichtstimmung glaubhaft als Foto rüber. Problematisch ist natürlich die Gegenlichtsituation - das ist uns Fotografen sofort klar.

Ja...ich möchte es "glaubhaft" darstellen - aber es muss nicht zwingend eine genaue "Abbildung der Tageszeit" sein. Als Erschaffer des Bildes möchte ich ja auch Emotionen transportieren. Und dazu sieht eh jeder Mensch Licht und Farben geringfügig anders, bzw. nimmt sie als Stimmung wahr.

Häufig werden solche Bilder mMn. zu düster aufgearbeitet, die Sonne ist noch zu sehen, aber die BIlder wirken, als wären sie eine halbe Stunde später aufgenommen. Diesen Eindruck hatte ich auch hier (Burghard - Du verzeihst mir bitte diese Direktheit ;-). Mir geht's ja oft auch selber so, sicherlich finden sich auch von mir solche Bilder im Forum. Ein Patentrezept gibt's natürlich nicht (nur zu viele dunkle Bilder ;-).

Eben DAS ist doch auch immer eine Geschmacksfrage - wobei Du auch Recht hast: man darf es nicht übertreiebn (es soll eben noch plausibel sein)

Nachfolgend zeige ich Euch eine von mir aufgehellte Variante. Dabei wurden vor allem die sehr dunklen Bereiche erhellt, die Gesamtstimmung soll nicht leiden.

Leider ist hier doch mehr erhellt worden und für mich leidet jetzt schon etwas die Lichtstimmung. Dieser "romantische Mood" (verzeih den Ausdruck) geht mir etwas verloren. Der Himmel ist auch blasser geworden...
Natürlich kann auch das jetzt genau richtig sein, aber für mich ist es eben hauptsächlich eine Geschamcksfrage. Bis auf die wirklichen "Ausreißer"!


Habe die Lichter durch STRG+Klick in der RGB-Kanal-Ansicht ausgewählt, die Auswahl invertiert (ähm - kann ich auch die Tiefen direkt wählen ?). Mit dieser Auswahl wurde dann eine Einstellungsebenene "Gradiationskurve" versehen und der Mittelpunkt der Kurve nach oben bewegt.

Du kannst es auch mittels AUSWAHL > FARBBEREICH und dann mit der Pipette z.B. auf den dunklen Bereich des "Gehölzes" klicken, mit den Reglern noch den Bereich auswählen/begrenzen und das als Alpha-Kanal in den Knälen hinzufügen...so kannst Du Dir auch selber Luminanzmasken erstellen...

Was sagt Ihr dazu?

Viele Grüße
Ralf

Deine Version ist für mich eine gleichwertige Version - nur halt mit einer anderen Stimmung im Bild.(y):)
...ansonsten: siehe oben...aber das ist auch nur meine Meinung.:rolleyes:
 
Häufig werden solche Bilder mMn. zu düster aufgearbeitet, die Sonne ist noch zu sehen, aber die BIlder wirken, als wären sie eine halbe Stunde später aufgenommen.
Die meisten Fotografen versuchen eben, ausgefressene Lichter zu vermeiden. Für einen gescheiten Druck ist das auch erforderlich! Aber Hand aufs Herz, die Sonne ist verdammt hell. ;) Für die Betrachtung am Monitor darf es bei mir daher im begrenzten Masse auch etwas überstrahlen. Dunkle Bereiche sollten allerdings dunkel bleiben, Strukturen im besten Fall noch zu erahnen sein, sonst sieht es rasch unnatürlich aus.
 
Für mich ist die Originalversion diejenige, die die Beleuchtung und Stimmung zu diesem Zeitpunkt überzeugend wiedergibt.
Besonders, wenn ich im Gegenlicht die dunklen Bereiche direkt neben der Sonne ansehe, kann ich gut damit leben, eben nicht alles genau erkennen zu können. Und wenn ich berücksichtige, dass ich am Himmel und in den Wasserreflexionen im Grunde nur den Wiederschein der Sonne habe, reicht mir die Helligkeit aus.
Und es ist eben nicht mehr taghell, sondern die kurze Zeitspanne zwischen Hell und Dunkel.
Wir Augen-Menschen setzen eben meistens Sonne mit Helligkeit gleich.

Vielleicht kommt es aber auch auf die "gefühlte" Stimmung an, in der ich diesen Fotos begegne, oder ich neige grundsätzlich dazu, auch die dunklen Ecken ausleuchten zu wollen. ?
Verallgemeinern kann man wohl diese unterschiedlichen "Ansichten" nicht.
 
Meiner Ansicht nach gibt die Originalaufnahme die Stimmung und Helligkeit überzeugend wieder. Auch die dunklen Bereiche erscheinen auf meinem Bildschirm ausreichend hell und detailreich.
 
Ich kann glaube ich die Helligkeit der Echten Szene nicht wirklich einschätzen, würde aber sagen, dass ich die Bearbeitung von Burghard stimmungsvoller (romantischer) finde, weil mir die Farben und Kontraste des Himmels besser gefallen. Finde aber die hellere Seebrücke auch gut. Was spricht gegen eine Kombi der beiden?
Und noch eine Frage zu deinem Vorgehen bei der Bearbeitung über "STRG+Klick in der RGB-Kanal-Ansicht". Würde das nicht mit vergleichbarem Effekt über Tiefen/Lichter in Ps bzw. Schatten und Schwarz in ACR/LR/C1 oder ähnliches gehen? Hate deine Variante Vorteile, die den "Aufwand" lohnen?
 
Danke Euch für die Kommentare!

Ich hatte noch vergessen, zu schreiben, dass die Monitorkalibrierung - insbesondere die Helligkeit - eine große Rolle spielt. Da ich "druckbezogen" arbeite, ist meiner relativ dunkel eingestellt. Das spielt beim Betrachten keine so große Rolle, aber beim Drucken habe ich wirklich schlechte Erfahrungen mit derartigen Bildern, die dunklen Bereiche sind häufig auf dem Papier viel zu düster.

Deine Version ist für mich eine gleichwertige Version - nur halt mit einer anderen Stimmung im Bild. ...
Thomas - besten Dank für Deine Anmerkungen zu meinem Text.
Natürlich hat jeder eine andere Sichtweise und jeder entwickelt die BIlder so, wie sie ihm gefallen. Hatte ja auch nur meine Gedanken dazu aufgeschrieben. Interessant ist auch Dein Hinweis zur Vorgehensweise, um die Tiefen (oder Lichter) zu bearbeiten. Hier suche ich ja auch immer nach guten Wegen.

... Verallgemeinern kann man wohl diese unterschiedlichen "Ansichten" nicht.
Ja Betina, das sehe ich auch so. ABer die Diskussion darüber ist sehr interessant.

Meiner Ansicht nach gibt die Originalaufnahme die Stimmung und Helligkeit überzeugend wieder. Auch die dunklen Bereiche erscheinen auf meinem Bildschirm ausreichend hell und detailreich.
Sorry, aber diese Version ist mMn unrealistisch weil zu hell für die bereits halb versunkene Sonne.
Die unterschiedlichen Monitoreinstellungen machen eine Bewertung sicherlich besonders schwierig.
Dann könnte es auch sein, dass bei Euch meine BIlder relativ häufig recht hell erscheinen.
Habe es mir z.B. auch auf dem Smartphone angesehen, auch da wirkt das Original auf mich ziemlich dunkel. Es wird wohl an mir liegen ;-).

... Und noch eine Frage zu deinem Vorgehen bei der Bearbeitung über "STRG+Klick in der RGB-Kanal-Ansicht". Würde das nicht mit vergleichbarem Effekt über Tiefen/Lichter in Ps bzw. Schatten und Schwarz in ACR/LR/C1 oder ähnliches gehen? Hate deine Variante Vorteile, die den "Aufwand" lohnen?
Ehrlich geschrieben kenne ich keine andere Variante in PS, die noch weniger Aufwand bedeuten würde, es ist so ja Sache von Sekunden.
Das Ganze kommt von einer Anleitung zu "dodge and burn", wobei ich hier die Helligkeit hier natürlich genau entgegengesetzt geregelt habe.

Nochmals vielen Dank für die Diskussion, gern mehr dazu.

Viele Grüße + schönes Wochenende
Ralf
 
Die meisten Fotografen versuchen eben, ausgefressene Lichter zu vermeiden. ...
Ja genau Bernhard, deshalb werden diese Bilder oft zu dunkel - da sehe ich die grundlegende Ursache.
Ich nehme auch so auf, dass ich das Hell-Ausbrennen vermeide und rudere dann bei der Bearbeitung entsprechend zurück. Die Frage hier ist eben, wie weit zurück (Aufhellen der dunklen Bereiche) noch ok ist.

Manchmal hilft dann HDR aus einer Belichtungsreihe, wobei ich derzeit die Lightroom-Funktion dazu vorziehe, da entstehen mMn. recht realistisch aussehende Bilder - meistens reichen 2 Aufnahmen.

Besten Dank und viele Grüße
Ralf
 
Ich sehe in letzter Zeit immer häufiger Bilder in Zeitschriften, die sehr dunkel gehalten sind. Der Fotograf will hier sicherlich seine Stimmung
und Sichtweise an den Betrachter senden. Die Redaktionen finden diese "düsteren Bilder" offenbar auch gut, denn sonst würden sie nicht
gedruckt. Das ist halt alles eine Frage des Geschmackes. In den wenigsten Fällen stand man auch zur selben Zeit am Ort der Aufnahme.
Deswegen ist es schierig die Situation realistich einzuschätzen, wie es Jochen ja schon sagte. Eine Kombi aus beiden Bildern?
Ich habe mich mal versucht. Vielleicht könnt ihr zu diesem Bild auch etwas sagen. Ich hoffe Burghard hat nichts einzuwenden, sonst lösche ich es wieder.
Die Flut kommt (2).jpg
 
Ich würde hier auch eher zum Original greifen. Die Lichtstimmung gefällt mir da besser
 
Bei den aufgehellten Varianten sind mir am Gebäude die Tiefen zu hell geworden. Auf dem Wasser spiegelt sich der noch etwas helle Himmel und das ist deshalb gut gelungen. Aber die Geäudeteile liegen im Schatten von Himmel und Sonne und wären deshalb sehr dunkel.
Ich würde also bei Gebäude und Brücke Burghards Version wählen und beim Wasser die von Ralf und Gerd.
 
Mir gefällt nach wie vor das Original am besten, es gibt für mich am besten die Stimmung zu einem Sonnenuntergang wider. Die vorderen Bereiche sind dann eben nicht mehr so hell und man konzentriert sich auf den Licht der untergehenden Sonne.
 
Ralf, vielen Dank für die angeschobene Bilddiskussion. Ich wollte die etwas düstere Stimmung. Da ich sonst immer sehr "hell" arbeite, musste auch mal das sein. ;)
Ich finde, Deine Variante macht einen sehr harten Eindruck, was mMn bei dem Motiv nicht so gut rüber kommt. Auch wenn mein Bild unter dem Gebälk ziemlich dunkle Bereiche hat, meine ich durch die Herausarbeitung der Balken dem "Absaufen" entgegen gewirkt zu haben. Was da zwischen noch dunkel erscheint, können die Augen auch nicht besser heraus sehen. Mit HD habe ich bisher sehr wenig gearbeitet. Ich mache es manchmal in der Kamera, als Bea mag ich es nicht sonderlich.

Auch allen anderen vielen Dank für die rege Diskussionsteilnahme. Gerd, auch Dein Bild sollte bleiben.
 
Vielen Dank für die zahlreichen Kommentare!

Als Fazit der interessanten Diskussion möchte ich Thomas zitieren: "...ich möchte es "glaubhaft" darstellen - aber es muss nicht zwingend eine genaue "Abbildung der Tageszeit" sein. Als Erschaffer des Bildes möchte ich ja auch Emotionen transportieren. Und dazu sieht eh jeder Mensch Licht und Farben geringfügig anders, bzw. nimmt sie als Stimmung wahr."
Er bringt es - glaube ich - auf den Punkt. Es geht eben nicht so sehr darum, ein genaues Abbild zu liefern sondern darum, eine Stimmung zu transportieren, den Bildbetrachter mitzunehmen. Und das ist Burghard mit dem Original sehr gut gelungen, das zeigen auch Eure Anmerkungen hier.

Sehr interreesant wäre ein Vergleich der ausgedruckten Bilder, aber das ist nun mal ein spezielles Thema und hat auch nicht viel mit der Darstellung hier im Forum zu tun.

Weitere Meinungen sind natürlich willkommen!

Viele Grüße
Ralf
 
Im Grunde genommen ging es mir mit meinem Baumbild vor dem Sternenhimmel ähnlich. Für mich waren die Bäume nur als Schattenriss zu sehen..aber auf dem Bild jetzt im Forum gefällt es mir nun mit den leicht aufgehellten Stämmen doch besser.Auch bei Sonnenuntergängen bin ich mir da öfters unsicher und hier bei Burghardts Bild kann ich mich auch nicht recht entscheiden...mir gefallen da einfach beide Versionen.
Auf jeden Fall eine interessante Diskussion.
LG Gaby
 

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