Tenno
Well-known member
Der botanische Garten auf Martinique ist besonders und war natürlich für uns „Pflichtprogramm“ auf dieser Insel, zumal meine Frau ein absoluter Pflanzenliebhaber ist und ich dieses Hobby auch gerne "fotografisch" unterstütze.
Zunächst einige Informationen zur karibischen Insel Martinique. Sie gehört zu den „Kleinen Antillen“ (Insel über dem Wind). Martinique ist vollintegraler Teil des französischen Staates ("Übersee- Department") und damit Teil der EU. Das ist praktisch für Reisende, weil man kein Geld tauschen muss und die Preise sofort richtig einordnet. Die tropische Insel ist gut 70 km lang, knapp 40 km breit und mit ca. 370.000 Einwohnern recht dicht besiedelt. Im Norden (und im Bergland) ist es insgesamt ruhiger und ursprünglicher; im Süden glaubt man an manchen Stellen - touristisch betrachtet - an der Côte d’Azur zu sein. Wir hatten, trotz fehlender Französisch-Kenntnisse, keine Schwierigkeiten klar zu kommen. Irgendwie fand man immer irgendeinen der Englisch konnte.
Auf jeden Fall sollte man sich einen fahrbaren Untersatz nehmen, um die Schönheit und Vielfalt von Martinique zu entdecken. Die üppige Natur und die zahllosen Traumstrände sind natürlich DAS Kapital der Insel. Hier mal - quasi als Einstieg - einer dieser Traumstände (Grande Anse des Saline):
Natürlich ist Martinique französisch geprägt, aber auch die afrikanisch-karibische Kultur mit ihrem heiteren und bunten Flair ist überall zu spüren.
Das französisch/kreolische Motto der Insel lautet: „Pani Pwoblem - Es gibt kein Problem“.
Sieht im folgenden Foto irgendjemand auf dieser schmalen, öffentlichen Straße ein Problem mit der Verkehrsführung? Nein - also „Pani Pwoblem“!!
So viel der Vorgeschichte, zeigen wollte ich primär den „Jardin de Balata“, der zu den schönsten Gärten der Karibik zählt. Der Name des Gartens bezieht sich auf den bedrohten Balatabaum. Er ist ein langsam wachsender, immergrüner und mächtiger Baum, welcher eine Wuchshöhe von mehr als 30 Meter erreichen kann. Ältere Bäume besitzen breite, rippenartige Wurzeln (sog. Brettwurzeln). Hier ein mächtiges Exemplar.
Der „Jardin de Balata“ befindet sich in der Nähe der Hauptstadt von Martinique (Fort-de-France) und ist mit dem Auto/Bus leicht zu erreichen, zumal die französische Karibikinsel über ein gutes Verkehrsnetz verfügt.
Der etwa 3 ha große Park wurde in den 80-ern errichtet - immer weiter ausgebaut - und beherbergt heute ca. 3.000 verschiedene Arten tropischer Pflanzen aus aller Welt, darunter etwa 80 Palmenarten. Er ist leicht hügelig - auf verschlungenen Wegen kann man dort einige Stunden verbringen.
Das Besondere sind zahlreichen Hängebrücken in den tropischen Bäumen, die man - trotz Schaukeln - gut begehen kann. Ich denke, der französische TÜV (wie immer er heißen mag) hat sie regelmäßig kontrolliert.
Weiterhin gibt es dort eine Vielzahl freilebender Vögel (u.a. Kolibris) sowie Kleingetier, welche das Fotografenherz höherschlagen lassen. Anbei möchte ich einen kleinen Eindruck von der Vielfalt des Parks geben.
Den besten Überblick gewinnt man auf dem zuvor beschriebenen Baumpfad. Ein wenig schwindelfrei sollte man sein.
…und hier die Aussicht von oben auf einen Teil der Bromelien-Sammlung umgeben von Palmen.
Zu einem botanischen Garten gehören natürlich auch besondere Pflanzen! 3000 werde ich jetzt nicht zeigen, aber mal eine kleine Auswahl davon. Zunächst zwei Fotos von Ingwergewächsen, die für uns sehr besonders waren: Die Blütenstände der „Zingiber spectabile“ (oder auch Bienenstock-Ingwer) werden etwa 10cm – 30cm lang. Deren Tragblätter haben ein Bienenkorb-ähnliches Aussehen und sind zunächst orange, später dann rot.
Der folgende „Fackel-Ingwer“ hat einen besonders schönen Blütenstand. Beide Ingwergewächse können 4-5 Meter hoch werden.
Als Nächstes ein Aronstabgewächs – genauer die Blüte einer „Cyrtosperma johnstonii“ (glaube ich nach Recherche im Internet) – die sehr schön im Licht stand.
Schlicht aber für uns besonders waren die Baumfarne, welche man auf den karibischen Inseln sehr oft im feuchten, etwas kühleren Bergland findet.
Manche bilden interessante „Kringel“ aus, die zwar unserem Wald-Frauenfarn ähnlich sind, aber irgendwie doch anders aussehen.
Weiterhin im Park ein Meer aus panaschierten Blattpflanzen:
Auch fotogen - man denkt es wäre eine Art Fächerpalme - in Wirklichkeit ein Strelitiengewächs: Der „Baum der Reisenden“ (Ravenala Madagascariensis). Hier abgebildet eine Nahaufnahme des Blattgrundes mit den Wedeln, welche bis zu 3 m lang werden. „Ravenala Madagascariensis“ ist der Wappenbaum Madagaskars und heißt so, weil durstige Reisende durch Anstechen der hohlen Fächer Trinkwasser gewinnen können. Eine weitere Erklärung für den Namen ist die Tatsache, dass die Blätter meist in Ost-/West-Richtung wachsen und somit eine Orientierungshilfe geben können.
Ganz anders - man muss schon etwas aufpassen, wenn man vorbeiläuft – sehr viele & verschiedene Stachelpalmen mit teilweise kräftigem Stamm wie hier:
Wenn man langsam durch den Park schlendert und genau hinschaut, entdeckt man auch die „kleine“ Fauna des Parks. Fangen wir mal mit der gaaaanz kleinen Fauna an – der Blattschneiderameise. Übrigens: Sie fressen die herausgeschnittenen Blätter nicht, sondern zerkauen sie zu einem „Brei“, um darauf einen speziellen Pilz zu züchten, von dem sie sich dann ernähren.
Jetzt zeige ich mal zwei Saumfingerechsen(Anolis). Sie besitzen ähnlich wie Geckos „Haftsohlen“ unter ihren Füßen, die durch eine extrem vergrößerte Oberfläche (Lamellen) ein Anhaften selbst an glatten Oberflächen ermöglichen. Sie leben vorwiegend in Bäumen und Sträuchern und sind oft auch endemische Eidechsen.
Die meisten Männchen haben eine Kehlfahne, die sie durch Abspreizen ihres Zungenbeines aufstellen können. Die Weibchen besitzen oft keine oder manchmal eine kleine Kehlfahne. Bin mir jetzt nicht sicher, ob das folgende Foto ein seltenes Weibchen oder ein „zartes“ Männchen zeigt.
Für uns das Highlight der Fauna im Park waren die vielen kleinen, umherschwirrenden Vögel, welche nicht einfach zu fotografieren sind. Schnell das Objektiv gewechselt und weg waren sie. Ein paar Fotos sind dann doch gelungen. Hier ein Zuckervogel (Coereba flaveola). Er ernährt sich von Nektar, Insekten und dem Saft aus Beeren. Zuckervögel können nicht wie Kolibris in der Luft stehen, sondern müssen sich zur Nahrungsaufnahme hinsetzen.
Die Familie der Kolibris umfasst mehr als 100 Gattungen mit zusammen 371 Arten. Kolibris führen ihren Schwirrflug mit einer sehr hohen Frequenz von 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde aus. Das Herz der Kolibris ist im Verhältnis zum Körper sehr groß und schlägt 400- bis 500-mal pro Minute, ihre Atemfrequenz liegt bei bis zu 250 Zügen pro Minute.
Kolibris im Flug zu erwischen - und das in natürlicher Umgebung - ist besonders schwer. Es wurden im Park einige rote Plastik-Futterstellen mit Zuckerwasser aufgehängt. Diese samt Vogel abzulichten, war für mich keine Herausforderung und wirkt durch das Plastik auch unnatürlich. Geduld und einige Anläufe waren also notwendig.
Das nächste Foto zeigt einen smaragdfarbenen Kolibri weit entfernt in einer Palme (800 mm Brennweite), der mir die Zunge rausstreckt, weil ich ihn nicht im Flug erwischt habe.
Zum Schluss dann doch ein Foto von einem Kolibri im Flug (an einer Buntnessel), den ich tatsächlich gegen Ende unseres Besuchs vorzeigbar erwischt habe.
Nunmehr auch den Fotografen zufrieden gestellt, verließen wir nach ca. 3 Stunden den schönen Park. Ich hoffe, dass der Bericht dem einen oder anderen Fotofreund gefallen hat und verbleibe
Euer Tenno
Zunächst einige Informationen zur karibischen Insel Martinique. Sie gehört zu den „Kleinen Antillen“ (Insel über dem Wind). Martinique ist vollintegraler Teil des französischen Staates ("Übersee- Department") und damit Teil der EU. Das ist praktisch für Reisende, weil man kein Geld tauschen muss und die Preise sofort richtig einordnet. Die tropische Insel ist gut 70 km lang, knapp 40 km breit und mit ca. 370.000 Einwohnern recht dicht besiedelt. Im Norden (und im Bergland) ist es insgesamt ruhiger und ursprünglicher; im Süden glaubt man an manchen Stellen - touristisch betrachtet - an der Côte d’Azur zu sein. Wir hatten, trotz fehlender Französisch-Kenntnisse, keine Schwierigkeiten klar zu kommen. Irgendwie fand man immer irgendeinen der Englisch konnte.
Auf jeden Fall sollte man sich einen fahrbaren Untersatz nehmen, um die Schönheit und Vielfalt von Martinique zu entdecken. Die üppige Natur und die zahllosen Traumstrände sind natürlich DAS Kapital der Insel. Hier mal - quasi als Einstieg - einer dieser Traumstände (Grande Anse des Saline):
Natürlich ist Martinique französisch geprägt, aber auch die afrikanisch-karibische Kultur mit ihrem heiteren und bunten Flair ist überall zu spüren.
Das französisch/kreolische Motto der Insel lautet: „Pani Pwoblem - Es gibt kein Problem“.
Sieht im folgenden Foto irgendjemand auf dieser schmalen, öffentlichen Straße ein Problem mit der Verkehrsführung? Nein - also „Pani Pwoblem“!!
So viel der Vorgeschichte, zeigen wollte ich primär den „Jardin de Balata“, der zu den schönsten Gärten der Karibik zählt. Der Name des Gartens bezieht sich auf den bedrohten Balatabaum. Er ist ein langsam wachsender, immergrüner und mächtiger Baum, welcher eine Wuchshöhe von mehr als 30 Meter erreichen kann. Ältere Bäume besitzen breite, rippenartige Wurzeln (sog. Brettwurzeln). Hier ein mächtiges Exemplar.
Der „Jardin de Balata“ befindet sich in der Nähe der Hauptstadt von Martinique (Fort-de-France) und ist mit dem Auto/Bus leicht zu erreichen, zumal die französische Karibikinsel über ein gutes Verkehrsnetz verfügt.
Der etwa 3 ha große Park wurde in den 80-ern errichtet - immer weiter ausgebaut - und beherbergt heute ca. 3.000 verschiedene Arten tropischer Pflanzen aus aller Welt, darunter etwa 80 Palmenarten. Er ist leicht hügelig - auf verschlungenen Wegen kann man dort einige Stunden verbringen.
Das Besondere sind zahlreichen Hängebrücken in den tropischen Bäumen, die man - trotz Schaukeln - gut begehen kann. Ich denke, der französische TÜV (wie immer er heißen mag) hat sie regelmäßig kontrolliert.
Weiterhin gibt es dort eine Vielzahl freilebender Vögel (u.a. Kolibris) sowie Kleingetier, welche das Fotografenherz höherschlagen lassen. Anbei möchte ich einen kleinen Eindruck von der Vielfalt des Parks geben.
Den besten Überblick gewinnt man auf dem zuvor beschriebenen Baumpfad. Ein wenig schwindelfrei sollte man sein.
…und hier die Aussicht von oben auf einen Teil der Bromelien-Sammlung umgeben von Palmen.
Zu einem botanischen Garten gehören natürlich auch besondere Pflanzen! 3000 werde ich jetzt nicht zeigen, aber mal eine kleine Auswahl davon. Zunächst zwei Fotos von Ingwergewächsen, die für uns sehr besonders waren: Die Blütenstände der „Zingiber spectabile“ (oder auch Bienenstock-Ingwer) werden etwa 10cm – 30cm lang. Deren Tragblätter haben ein Bienenkorb-ähnliches Aussehen und sind zunächst orange, später dann rot.
Der folgende „Fackel-Ingwer“ hat einen besonders schönen Blütenstand. Beide Ingwergewächse können 4-5 Meter hoch werden.
Als Nächstes ein Aronstabgewächs – genauer die Blüte einer „Cyrtosperma johnstonii“ (glaube ich nach Recherche im Internet) – die sehr schön im Licht stand.
Schlicht aber für uns besonders waren die Baumfarne, welche man auf den karibischen Inseln sehr oft im feuchten, etwas kühleren Bergland findet.
Manche bilden interessante „Kringel“ aus, die zwar unserem Wald-Frauenfarn ähnlich sind, aber irgendwie doch anders aussehen.
Weiterhin im Park ein Meer aus panaschierten Blattpflanzen:
Auch fotogen - man denkt es wäre eine Art Fächerpalme - in Wirklichkeit ein Strelitiengewächs: Der „Baum der Reisenden“ (Ravenala Madagascariensis). Hier abgebildet eine Nahaufnahme des Blattgrundes mit den Wedeln, welche bis zu 3 m lang werden. „Ravenala Madagascariensis“ ist der Wappenbaum Madagaskars und heißt so, weil durstige Reisende durch Anstechen der hohlen Fächer Trinkwasser gewinnen können. Eine weitere Erklärung für den Namen ist die Tatsache, dass die Blätter meist in Ost-/West-Richtung wachsen und somit eine Orientierungshilfe geben können.
Ganz anders - man muss schon etwas aufpassen, wenn man vorbeiläuft – sehr viele & verschiedene Stachelpalmen mit teilweise kräftigem Stamm wie hier:
Wenn man langsam durch den Park schlendert und genau hinschaut, entdeckt man auch die „kleine“ Fauna des Parks. Fangen wir mal mit der gaaaanz kleinen Fauna an – der Blattschneiderameise. Übrigens: Sie fressen die herausgeschnittenen Blätter nicht, sondern zerkauen sie zu einem „Brei“, um darauf einen speziellen Pilz zu züchten, von dem sie sich dann ernähren.
Jetzt zeige ich mal zwei Saumfingerechsen(Anolis). Sie besitzen ähnlich wie Geckos „Haftsohlen“ unter ihren Füßen, die durch eine extrem vergrößerte Oberfläche (Lamellen) ein Anhaften selbst an glatten Oberflächen ermöglichen. Sie leben vorwiegend in Bäumen und Sträuchern und sind oft auch endemische Eidechsen.
Die meisten Männchen haben eine Kehlfahne, die sie durch Abspreizen ihres Zungenbeines aufstellen können. Die Weibchen besitzen oft keine oder manchmal eine kleine Kehlfahne. Bin mir jetzt nicht sicher, ob das folgende Foto ein seltenes Weibchen oder ein „zartes“ Männchen zeigt.
Für uns das Highlight der Fauna im Park waren die vielen kleinen, umherschwirrenden Vögel, welche nicht einfach zu fotografieren sind. Schnell das Objektiv gewechselt und weg waren sie. Ein paar Fotos sind dann doch gelungen. Hier ein Zuckervogel (Coereba flaveola). Er ernährt sich von Nektar, Insekten und dem Saft aus Beeren. Zuckervögel können nicht wie Kolibris in der Luft stehen, sondern müssen sich zur Nahrungsaufnahme hinsetzen.
Die Familie der Kolibris umfasst mehr als 100 Gattungen mit zusammen 371 Arten. Kolibris führen ihren Schwirrflug mit einer sehr hohen Frequenz von 40 bis 50 Flügelschlägen pro Sekunde aus. Das Herz der Kolibris ist im Verhältnis zum Körper sehr groß und schlägt 400- bis 500-mal pro Minute, ihre Atemfrequenz liegt bei bis zu 250 Zügen pro Minute.
Kolibris im Flug zu erwischen - und das in natürlicher Umgebung - ist besonders schwer. Es wurden im Park einige rote Plastik-Futterstellen mit Zuckerwasser aufgehängt. Diese samt Vogel abzulichten, war für mich keine Herausforderung und wirkt durch das Plastik auch unnatürlich. Geduld und einige Anläufe waren also notwendig.
Das nächste Foto zeigt einen smaragdfarbenen Kolibri weit entfernt in einer Palme (800 mm Brennweite), der mir die Zunge rausstreckt, weil ich ihn nicht im Flug erwischt habe.
Zum Schluss dann doch ein Foto von einem Kolibri im Flug (an einer Buntnessel), den ich tatsächlich gegen Ende unseres Besuchs vorzeigbar erwischt habe.
Nunmehr auch den Fotografen zufrieden gestellt, verließen wir nach ca. 3 Stunden den schönen Park. Ich hoffe, dass der Bericht dem einen oder anderen Fotofreund gefallen hat und verbleibe
Euer Tenno