BASSTÖLPEL AUF HELGOLAND

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Gelöschtes Mitglied 59

Guest
Ich fotografiere und beobachte seit 2012 die Basstölpel auf Helgoland, manchmal bin ich auch zweimal im Jahr auf der Insel. Meine Kenntnisse und Erfahrungen habe ich mir durch Fachliteratur und Gesprächen mit der Vogelwarte, als auch Ornithologen angeignet. Ich habe festgestellt das gerade in Büchern unterschiedliche Angaben stehen, diese habe ich dann nachgefragt und das richtige aufgeschrieben. Meine Texte habe ich im übrigen selbst erfasst - Fehler möge man mir verzeihen.
Werde wie die Zeit es zulässt, nach und nach alles über die Tiere zeigen. Freue mich auf regen Austausch und Fragen.

Basstölpel - Sula bassana - wurden bereits in den 1950ern auf Helgoland gesichtet, doch erst ab 1991 sind sie auf der Hochseeinsel ein Dauergast. Eine weitere Kolonie in Europa gibt es in Schottland am Bassrock.
Die Population auf Helgoland wird stets größer, so dass die bisherigen Dauergäste wie Trottellummen, Dreizehnmöwen, Eissturmvögel und Tordalken verdrängt werden.
Bis zum Jahre 2003 haben die Basstölpel nur am Lummenfelsen gebrütet, in den nachfolgenden Jahren wurde die Lange Anna erobert. Inzwischen werden auch Felswände bis vorne in der Nähe vom Leuchtturm zum Brüten genutzt.
Bis zu 1000 Brutpaare gibt es von den Basstölpeln (im Vergleich zum Bass-Rock wenig, dort gibt es bis zu 10.000 Brutpaare), hinzu kommen noch Jungtiere als auch Alttiere die noch nicht oder nicht mehr brüten. Von den Trottellummen gibt es bis zu 3000 Paare. Die Konkurrenz an den Nistplätzen ist gewaltig. Aufnahme 1 zeigt drei Tiere mit eigentlich viel Platz, dennoch muss sie sich mit der Nachbarin anlegen, er schaut wohlwollend zu. Bei Aufnahme 2 und 3 sieht man wie steil und eng es an den Felsen zugeht. Man sieht Basstölpel, Dreizehenmöwen und Lummen.
Bei Landungen von Basstölpeln kann es schon mal passieren das ein paar Lummen vom Felsen stürzen.
 

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Teil 2:
Basstölpel haben ein Spannweite von ca. 2 m - sie sind wahre Flugkünstler - und können sich den unterschiedlichen Windstärken bestens anpassen. Sie verändern je nach Windlage ihre Flügelstellung. Am besten im Flug zu fotografieren sind sie bei Auflandigem starkem Wind ( ab Windstärke 7 ), dann bleiben sie förmlich in der Luft „stehen“. Einmal stand direkt über mir ein Vogel, ich hatte mich richtig erschrocken über seine Nähe und insbe- sondere Größe. Zum Glück gab es keinen Gruß von oben.
Basstölpel brüten am Klippenrand ( man steht 50 cm vor den Vögeln !! ), im Felsen und an/auf der Langen Anna. Zum Fotografieren reicht schon eine Brennweite von 10-70 mm, möglichst F 2,8 - F 3,5, will man die Tiere jedoch im Felsen oder im Flug ablichten, sollte man mindestens eine Brennweite ab 300 mm haben.
Ich hatte zuerst ein Sigma 120-400 mm an meiner Nikon D800, alle Flugaufnahmen waren trotz korrekter Einstellung unzufrieden. Nach einigen Gesprächen mit Fotokollegen erfuhr ich dass dieses Objektiv wohl nicht so gut kann mit der D800. Ist wie bei Menschen, manche mögen sich nicht, andere nicht. So habe ich auf Empfehlung mir das 150-500 mm gekauft und hatte wunderschöne Aufnahmen gleich am ersten Tag.
Alle Aufnahmen mache ich freihändig, nur bei Aufnahmen im Felsen nutze ich ein Stativ. Man sollte aber stets den Wind beachten, ich habe im vergangenen Jahr jemanden beobachtet welcher sein Stativ umwarf, zack war die Linse im Eimer.
Auch die Lichtverhältnisse sollte man beachten, die Tiere haben ein weißes Gefieder welches in der Mittagssonne an Struktur verliert. Auch Dunst und Nebel sind nicht optimal. Morgens bis ca. 11 Uhr hat man ein schönes zartes weiches Licht, am Abend so ab 15 Uhr wird die Farbe vom Vogel sehr Kontrastreich und bekommt beim Sonnenuntergang ein herrliches Licht im Gefieder.
Aufnahme 4 zeigt einen Basstölpel beim gleiten. Bei Aufnahme 5 schaut das Männchen nach seiner Angebeteten oder einfach mal nur so zur Kontrolle. Jungtiere haben noch kein reines Gefieder Aufnahme 6, erst nach ca. 27 Monaten verlieren sie ihr Jugendgefieder.
 

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Lieber Herbert,
herzlichen Dank für die ausführliche Beschreibung der Basstölpel. Es sind sehr schöne Vögel und offenbar nicht so scheu wie meine Gartenvögel. Für die würde ich sogar früh aufstehen. (und das heißt was!)
 
Hallo Herbert,
vielen Dank für diese ausführliche Beschreibung

Werde wie die Zeit es zulässt, nach und nach alles über die Tiere zeigen.
Darauf bin ich schon gespannt.


So habe ich auf Empfehlung mir das 150-500 mm gekauft
Ist das wieder ein Sigma Objektiv? Oder machen Sigma Objektive grundsätzlich an Deiner Nikon Probleme?

Ich hatte schon in Erwähnung gezogen mir ein Sigma Objektiv für meine Canon EOS60D zu kaufen.
 
Moin Jörg, ja, ist auch ein Sigma, habe mit Sigma die besten Erfahrung gemacht. Ich habe ein fast 40 Jahre altes Sigma was hervorragend mit der D800 arbeitet, hinzu kommen noch ein paar Lichtstarke Festbrennweiten, mein Allrounder 28-70 mm / 2,8 und wie erwähnt das 150-500 mm. Das 120-400 mm scheint im allgemeinen kein gutes Objektiv zu sein, der Preis fiel schnell nach unten.
 
Hallo Herbert,
vielen Dank für diese ausführliche Beschreibung


Darauf bin ich schon gespannt.



Ist das wieder ein Sigma Objektiv? Oder machen Sigma Objektive grundsätzlich an Deiner Nikon Probleme?

Ich hatte schon in Erwähnung gezogen mir ein Sigma Objektiv für meine Canon EOS60D zu kaufen.
Mir sind die Sigma-Objektive an allen meinen Canonapparaten lieber als die Originalobjektive. Beim 70-300 mm mußte ich zu Tamron greifen, weil das Sigma neu gerade nicht erhältlich war, was mich heute noch ärgert. Die Qualität kommt nicht an das von Sigma heran.
 
Also ich habe bei deutlich niedrigeren Kosten beste Ergebnisse - man muss nicht immer die Herstellerobjektive nehmen - Tamron hat sich aber in den letzten Jahren ganz gut gemausert.
 
Hast Du schlechte Erfahrungen mit den Canon-Objektiven gemacht, oder einfach nur der höhere Preis?
Schlechte Erfahrungen und weniger Leistung. Für ein Canonobjektiv muß man eine Gegenlichtblende immer extra kaufen. Bei dem Preis sollte so ein "Pfennigartikel" doch drin sein.
Ich hatte mir für die EOS600D ein 18-135 mm Objektiv gekauft. Das war schlechter als ein Tamron 18-200 mm. Aber ich muß zugeben, dass das eine Ausnahme war. Die anderen Originalobjektive waren in Ordnung.
 
Teil 3:
Wenn man sich mit den Basstölpeln auf Helgoland länger beschäftigt und vor allem beobachtet, stellt man fest das es unterschiedliche Kategorien gibt. Zum einen Jungtiere / noch unreife Tiere von 4-5 Jahren, welche zwar Nester haben, aber noch keine Eier legen. Des Weiteren gibt es Vögel die keine Nester haben, aber einen festen Platz beanspruchen, sie sind ähnlich der ersten Kategorie. Dann gibt es noch alte und unreife Tiere die „Clubs“ bilden und keinen festen Platz haben. Es gibt eine große Fläche wo all sich diese Clubs treffen.
Viele der nichtbrütenden Paare haben noch das dunkle Jugendgefieder. Der größte Teil davon sind Weibchen. Das Nest wird am Felsen, am Klippen- rand oder in den steilen Felswänden gebaut. Aufnahme 8 zeigt ein Nest mit einem Ei, in der Regel legen Basstölpel 1 Ei, welches 80-130 Gramm wiegt. Die Schale ist dick und robust und die Brutdauer beträgt 42-46 Tage. Pro Jahr findet nur eine Brut statt, gewöhnlich wechseln sich die Tiere innerhalb 24 Stunden beim Brüten ab.
Basstölpel leben ein Leben lang mit dem gleichen Partner zusammen und finden immer wieder nach der Winterpause an der Nordküste Afrikas zueinander.
Der Nestbau wenn noch nicht vorhanden gestaltet sich schwierig, meist hockt das Weibchen vor Ort und das Männchen besorgt das Material Aufnahme 7. In der Regel wird Seetang genutzt welcher in der Sonne trocknet und sich wie Leim verbindet. aber auch Treibgut, Gras und insbesondere Reste von Fischernetzen werden genutzt. In diese Farbigen Umweltsünden haben die Tiere sich richtig verliebt, ohne zu wissen das es für sie der Tod sein kann, wie es Aufnahme 9 zeigt. Manchmal bringt das Männchen auch ein besonderes Geschenk mit, Aufnahme 10. Aber einmal konnte ich ein Männchen beobachten welches erst mit Nistmatarial am falschen Platz landete und später ohne Nistmaterial (was von den anderen als Wegezoll geraubt wurde) zu Haus ankam. Erst ein Spießrutenlauf durch die Nachbarschaft und später Schelte von der Partnerin. Er startete auch gleich durch und wurde lange Zeit nicht gesehen.
Es ist sowieso erstaunlich wie die Tiere ihr Nest in dem ganzen durcheinander finden. Aber wie ich auch beobachten konnte, nutzen die Tiere anscheinend Felsformen als Navigationshilfe. Inzwischen kann ich vom Meer kommende Tiere anvisieren und fast immer genau im Voraus erahnen wo sie landen.
 

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Ich habe die Basstölpel, trotz des unzutreffenden Namens, für schöne Vögel gehalten, aber nicht mehr gewußt. Dank deines informativen Berichtes bin ich jetzt gescheiter. Die Bilder sind nicht nur interessant, sondern auch sehr schön.(y)
 
Wusste gar nicht das es die auch in Zoos gibt, aber feine Aufnahme mit schönem Bokeh.
 

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