Trinks Du Wodka?
kuya_tjs

Trinks Du Wodka?

Am 17.09.2008 steht Zug № 113 Nowosibirsk Glawnyj–Berlin Zoologischer Garten im Bf Swerdlowsk Passaschirskij (so hieß damals noch der Bahnhof, obwohl die Stadt längst wieder in Jekaterinburg rückbenannt war). Geschichte zum Foto im ersten Kommentar…
„Trinkst Du Wodka?“ blinzelte mich Jewgeni leise mit neugierigen Augen an. In leicht gebückter Haltung stand der kleine Russe in Jeans und Kapuzen-Shirt vor mir. „Mist, jetzt bist Du fällig!“, schoss es mir durch den Kopf. Obwohl Jewgenis Gesicht im Halbschatten der Kapuze lag, konnte ich deutlich sein schelmisches Grinsen erkennen. Ich versuchte mich aus der Frage, auf die es nur falsche Antworten gab, heraus zu winden. „Gelegentlich.“, war meine knappe Antwort und ich legte ihm damit seine weiteren Worte quasi in den Mund. „Heute Mittag trinken wir mal!“, beschloss er mit typisch russischem Akzent und rollendem Zungenspitzen-R. Auch Andrej, der zwei Betten über mir wohnte, schien einem kleinen Umtrunk nicht abgeneigt. Was wäre auch eine Russlandreise ohne eine richtige Wodka-Orgie?
Während draußen die herrlich bunte Herbstwelt vorbei zog und der Zug vergnügt über die Gleise schwankte, kramte Andrej aus seinem viel zu großen Koffer eine edle Flasche echten russischen Konjaks in blauem Samtmäntelchen heraus. Bei der Prowodniza besorgte er 3 kleine Gläschen und füllte sie gekonnt, während Jewgeni Gurken und Speck in kleine Häppchen zerteilte. „Du musst essen, das ist unser Geheimnis.“ verriet er mir. „Sa sdorowje!“, auf die Gesundheit. Wir stießen an diesem Nachmittag einige Male „auf die Gesundheit“ und „auf die Freundschaft“ an. Schnell war das kleine Fläschchen geleert. Nach einer kurzen Pause kam aus dem Nachbar-Abteil Jewgenis Bruder herüber, der wohl eher sein Vetter war. Egal, auch er hatte Durst und so besorgten Jewgeni und Andrej im Speisewagen schnell eine neue Flasche Wodka. Die Gläschen wurden erneut bei der Schaffnerin geholt. Zu viert machten wir es uns in unserem Abteil bequem und verputzten auch dieses Fläschlein.
Andrej, Jewgeni und sein „Bruder“ gingen anschließend zur Siesta über, ich schnappte mir lieber meine Kamera, marschierte einen Wagen weiter ans Ende des Zuges und fotografierte aus dem rückwärtigen Fenster. Einige Zeit später erreichten wir den Bahnhof Swerdlowsk Passaschirskij. Die goldene Herbstsonne, die nach einem Regenschauer aus den Wolken lugte, tauchte den Bahnhof in ein fantastisches Licht.

Die Idee des Fotos war eigentlich, die unterschiedliche Breite der Wagenkästen des RIC-Schlafwagens für internationale Verwendbarkeit (hier vorne) und der Weitstreckenschlafwagen für den GUS-Binnenverkehr (dahinter) festzuhalten. Scan vom Dia. Grüßle Thomas
 
Super, insgesamt eine sicherlich spannende Fahrt, die wohl heute unter den derzeitigen politischen Bedingungen fragwürdig wäre, und auch eine 'menschliche' Geschichte. Danke für die Zeit, die du dir fürs Schreiben um diese Tageszeit genommen hast.
 
Super, insgesamt eine sicherlich spannende Fahrt, die wohl heute unter den derzeitigen politischen Bedingungen fragwürdig wäre, und auch eine 'menschliche' Geschichte. Danke für die Zeit, die du dir fürs Schreiben um diese Tageszeit genommen hast.
Da schließe ich mich gerne an. Ein sehr treffender Kommentar von Tini und für dich sicher eine schöne Erinnerung an leider vergangene Zeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Super, insgesamt eine sicherlich spannende Fahrt, die wohl heute unter den derzeitigen politischen Bedingungen fragwürdig wäre, und auch eine 'menschliche' Geschichte. Danke für die Zeit, die du dir fürs Schreiben um diese Tageszeit genommen hast.
Schreiben tu ich halt auch sehr gerne. 😁 Ja, zurzeit wäre diese Reise nicht möglich. Sie war gigantisch und ich bin froh, sie gemacht zz haben. Zu einer sehr entspannten Zeit. Grüßle Thomas
 
Das Licht alleine ist schon phantastisch, aber zusammen mit der Geschichte, ist es für dich eine schöne Erinnerung und für uns ein Einblick in die russische Gastfreundschaft.
Wie funktioniert das umspuren? Werden da unsere Wagons auf Breitspur aufgebockt?
 
Das Licht alleine ist schon phantastisch, aber zusammen mit der Geschichte, ist es für dich eine schöne Erinnerung und für uns ein Einblick in die russische Gastfreundschaft.
Wie funktioniert das umspuren? Werden da unsere Wagons auf Breitspur aufgebockt?
Danke für die Beachtung. Beim Umspuren werden die Wagenkästen mit Hebeböcken von den Drehgestellen (das sind die Rahmen mit den Achsen) gehoben. Unter den Wagenkästen werden dann die Drehgestelle mit einer Spillanlage hervor gezogen und die Drehgestelle der anderen Spurweite unter die Wagenkästen gerollt. Dann wetden die Wagenkästen wieder abgesenkt und auf die Drehgestelle gesetzt. In der Umspuranlage weißt das Gleis eine Spurweite auf, die für beide Spurweiten gerade noch in der Tolleranz liegt. Grüßle Thomas
 
Danke für die Beachtung. Beim Umspuren werden die Wagenkästen mit Hebeböcken von den Drehgestellen (das sind die Rahmen mit den Achsen) gehoben. Unter den Wagenkästen werden dann die Drehgestelle mit einer Spillanlage hervor gezogen und die Drehgestelle der anderen Spurweite unter die Wagenkästen gerollt. Dann wetden die Wagenkästen wieder abgesenkt und auf die Drehgestelle gesetzt. In der Umspuranlage weißt das Gleis eine Spurweite auf, die für beide Spurweiten gerade noch in der Tolleranz liegt. Grüßle Thomas
Danke Thomas für die genaue und gutzuverstehende Erklärung. Jetzt kann ich mir das vorstellen wie es abläuft.
Übrigens ist vom 9. bis 12. Mai in Nördlingen großes Eisenbahnfest: 175 Jahre Eisenbahn in Nördlingen. Wir sind dort.
 

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Reise
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kuya_tjs
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Dia_2008_944abD-PIXX.jpg
Dateigröße
783,8 KB
Aufnahmedatum
Mi, 17 September 2008 12:07 PM
Abmessungen
854px x 1280px

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